Demon Head - Hellfire Ocean Void

Review

Soundcheck Februar 2019# 8

Oh nein! Nicht noch eine skandinavische Jungspund-Vintage-Rock-Kapelle mit ordentlicher Okkult-Schlagseite. So oder so ähnlich dürften vielleicht einige Metalheads reagieren, denn die große Welle solcher Bands in den letzten Jahren hat sicher bei vielen für eine gewisse Übersättigung gesorgt. Trotzdem haben DEMON HEAD es geschafft, mit „Hellfire Ocean Void“ ihren mittlerweile dritten Longplayer unters Volk zu bringen und nun auch auf dem kultigen Label Svart Records zu landen. Schauen wir also mal, ob das Genre endgültig ausgelutscht ist, oder ob die jungen Dänen es schaffen, noch neue, spannende Facetten zu entdecken, die auf Albumlänge fesseln können.

DEMON HEAD – The Devil’s Blood meets Danzig

Das Intro „Rumours“ ist zwar stimmungsvoll, aber geschenkt. Das bekommen mittlerweile dann doch die meisten Bands hin. Der erste richtige Song „The Night Is Yours“ beginnt dann aber mit einem mitreißenden Drive und tollen Leads. Direkt fühlt man sich recht stark an THE DEVIL’S BLOOD erinnert, allerdings mit einem jungen Glenn DANZIG am Mikro. Der würde sich bestimmt freuen, wenn er solche Songs heute noch schreiben könnte, der Punkt geht also definitiv nach Dänemark. Der Gesang von Ferreira Larsen überrascht tatsächlich und dürfte das größte Alleinstellungsmerkmal von DEMON HEAD sein. Die morbide Atmosphäre, die die meisten Kompositionen ausstrahlen, bekommt dadurch eine zusätzliche, spannende Ebene.

Jeder Song auf „Hellfire Ocean Void“ hat dann auch seine kleinen Eigenarten, die irgendwie hängen bleiben. Sei es das schicke Riff hier, die einprägsame Gesangslinie da oder einfach ein gewisser Vibe, der dem Hörer sagt: „Ach ja, der Song, der ist auch cool“. Beispielsweise schleicht sich gerade am Anfang von „In The Hour Of The Wolf“ sogar ein klein wenig GHOST-Glamour mit ein. In der zweiten Hälfte geht Larsens Stimme dann ein wenig mehr in Richtung Pete Steele und sorgt für einen gewissen Gothic-Touch. Eher untypisch im Albumkontext kommt „Labyrinth“ daher, dessen beschwörerisch-andächtige Chöre wie eine unheilvolle Messe klingen und damit zur Mitte der Spielzeit einen schönen Kontrapunkt bilden. „Mercury And Suplhur“ baut gegen Ende noch einmal eine bedrohliche Atmosphäre auf, ist aber letztlich einfach zu lang geraten. Generell geht dem Album in den letzten Minuten leider ein wenig die Puste aus.

Bei aller in den Songs gebotenen Abwechslung muss man dann ehrlicherweise auch zugeben, dass alles was DEMON HEAD hier veranstalten so oder so ähnlich auch schon andere geschafft haben, und damit sind nicht nur die alten Helden gemeint. Aber das muss ja nicht unbedingt etwas schlechtes sein, nicht jeder muss ständig das Rad neu erfinden.

Der analog-rumpelige Sound muss wohl bei Bands dieser Art einfach so sein, und strahlt auch tatsächlich eine gewisse Wärme aus. Nicht alles wirkt hier perfekt gespielt, ein gewisser Live-Vibe haftet dem Material sicher an. Manchmal wirkt es dennoch so, als wären ein paar Dissonanzen und schrille Töne nur deshalb an der Stelle eingebaut worden, um echt und undergroundig zu klingen.

Diabolischer Rock mit leichten Abnutzungserscheinungen – „Hellfire Ocean Void“

DEMON HEAD haben mit „Hellfire Ocean Void“ ohne Frage das beste Album ihrer Bandgeschichte aufgenommen, da gibt es nichts dran zu rütteln. Wer auf ehrlichen Okkult-Rock authentischer, junger Musiker steht, der wird mit dieser Scheibe nichts falsch machen. Das Songmaterial weiß über weite Strecken zu fesseln und mit dem Glennyboy-Gedächtnis-Gesang hat man sicher ein Ass im Ärmel. Allerdings wirkt dieser, nachdem der anfängliche Überraschungseffekt verraucht ist, auch an einigen Stellen repetitiv und wenig abwechslungsreich.

Letztlich bleibt einfach das Gefühl, dass „Hellfire Ocean Void“ ein paar Jahre zu spät erschienen ist. Der große Hype um diesen Stil ist einfach vorbei. Dennoch ist es natürlich nicht den Künstlern anzulasten, dass viele, einfach aufgrund des Overkills der letzten Jahre, mittlerweile die Augen verdrehen, wenn sie die Bezeichnung „Okkult-Rock“ hören. Ein kurzweiliges Rock-Album, das eine durchgängig diabolische Atmosphäre zu erzeugen weiß, hat die Band aber in jedem Fall erschaffen. Wer also Bock auf diese Mucke hat, sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren.

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12.02.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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