Nachdem man durch gemeinsame Konzerte mit OOMPH, TANZWUT oder SUBWAY TO SALLY Höhenluft geschnappt hat, ist der Thüringer Vierer DEMENTI nun engagierter denn je. So wie schon der Vorgänger kommt „Wer bettelt wird nicht gefüttert“ auf die für Genreverhältnisse bemerkenswerte Spielzeit von über einer Stunde, die Produktion ist fett und auf Profiniveau und bandeigene Homepage geizt auch nicht mit Reizen. Ganz klar: DEMENTI wollen aus dem Underground raus und den langersehnten Vertrag abstauben. Schade, dass es aber weiterhin an der eigentlichen Musik hapert.
Und das Problem ist durchaus ein kompliziertes, denn den einzelnen Songs hört man die Mühe, die in sie geflossen sein muss, definitiv an. Nicht nur, dass einige Passagen wirklich originell sind, auch hat man jedem Riff so viele Harmonics und Keyboardlicks verpasst, dass sie theoretisch eine runde Sachen wären. Der Haken ist aber, dass kein Song einen vernünftigen Spannungsaufbau besitzt, und die ganze Platte daher mehr oder weniger zu einem gewaltigen einstündigen Flickenteppich verkommt. Bridges sucht man beinahe vergeblich, rote Fäden ebenso, und die Strophen scheinen eher in die Refrains hineinzufallen, als sich tatsächlich zu ihnen hochzuarbeiten. Bestes Beispiel ist dafür der Song „Was hält mich hier“: Nach den letzten fetzigen Sekunden des gelungenen Openers „Dein zweites Ich“ vollzieht man plötzlich einen radikalen Bruch und versucht sich an einem völlig uneingeleiteten Keyboardstrophen unter einem modernen Schlagzeugbeat. Für sich betrachtet, wäre jedes aufkommende Riff die veröffentlichung auf dem Album wert, doch in dieser Konstellation verkauft man sich massiv unter Wert. Besser macht man es immerhin bei den Songs, die eine derart chillige Stimmung ausstrahlen, dass sie auch ohne Spannung auskommen können. So funktioniert „Der große Regen“ als längstes Lied der Platte die kompletten sechs Minuten über prima, und auch das ähnlich betitelte „Warten im Regen“ macht dank eingängiger Strukturen ne Menge Spaß. Einen totalen Fehlschuss hat man sich dann aber mit dem grausigen „Ein Atemzug“ erlaubt. Nicht nur, dass der Song von vorne bis hinten einfach nur dümmlich wirkt, auch habe ich selten eine so nutzlos eingesetzte (und obendrein auch nicht sonderlich kraftvoll singende) Gastsängerin gehört.
So ist „Wer bettelt wird nicht gefüttert“ eine Zwiespältige Sache, die bevorzugt live konsumiert werden sollte. Die Thüringen haben auf jeden Fall ein Bandprojekt mit jeder Menge Potential und Engagement auf die Beine gestellt, aber die vorliegende Platte wird dem zu keiner Zeit gerecht. Bis zum nächsten Album sollte auf jedem Fall am schwächsten Glied, dem Songwriting, erheblich gearbeitet werden.
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