Déluge - Ægo Templo

Review

Fünf Jahre nach “Æther” kehren DÉLUGE mit ihrem zweiten Studioalbum “Ægo Templo” zurück. Die musikalische Grundausrichtung bleibt gleich: Die Franzosen mischen Black-Metal-Anleihen mit Hardcore und “verposten” alles kräftig. Eine Kopie vom Debüt sollte das Zweitwerk aber nicht werden: “Ich wollte weiter gehen und mich in etwas ‘leichter Hörbares’ vertiefen, aber ich wollte wirklich nicht verlieren, was wir hatten, diese Melancholie und die Essenz unserer Musik”, sagt Gitarrist und Gründungsmitglied François-Thibaut Hordé. Sehr viel eingänglicher klingt “Ægo Templo”, das erneut an der 60-Minuten-Grenze kratzt und viele Lieder mit überdurchschnittlicher Spieldauer präsentiert, allerdings nicht.

DÉLUGE spielen “Untrve French Black Metal”

DÉLUGE haben sich damals als “untrve French Black Metal” bezeichnet – angeblich ein Witz mit Wahrheitsgehalt, denn zur Black-Metal-Szene fühlten sie sich nie zugehörig. Das passt schon, denn “Ægo Templo” bewegt sich nur ganz am Rand der Szene und lässt sich bestens als Post Metal zusammenfassen. Das alles tönt sehr sauber und oft hell – trotz des teils brachialen Schlagzeugspiels und der harscheren Vocals, die sich mit klarem Gesang vermischen. Auch hier stimmt die allgemeine Passgenauigkeit, denn “Ægo Templo” beschäftigt sich inhaltlich mit der Frage, wie wir zu besseren Menschen werden. Was nicht bedeutet, dass es keine dunklen Momente gibt – die erreichen die Franzosen aber in Form von Melancholie und nicht durch Aggressivität.

“Ægo Templo” – Post Metal mit Tiefgang

Die Arrangements werden durch Keyboards und weitere Instrumente wie ein Sopransaxophon (“Opprobre”) ergänzt. So kreieren DÉLUGE eine instrumentale Tiefe, die erforscht werden möchte. In Gänze kann “Ægo Templo” demnach nur mit Konzentration erfasst werden. Andernfalls gehen Nuancen flöten, auf die es bei solcher Musik ankommt.

Der Sound ist im Vergleich zu “Æther” organischer und schafft mehr Raum für die angesprochenen Details. Ein kleines Highlight ist der Gastauftritt von Tetsuya Fukagawa der japanischen Band ENVY (“Gloire Au Silence”), ansonsten hält sich das Aufhorchpotenzial ehrlicherweise im Hintergrund. Ja, “Ægo Templo” ist ein gelungenes Album, in das ohne Frage viel Zeit und Mühe investiert wurde, aber es reißt das Ruder nicht herum, sondern steuert weiter auf Kurs von “Æther”.

05.11.2020
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