„Unravel“ ist bereits das zweite Album der holländischen Formation DELPHIAN, die mir bislang völlig unbekannt waren. Um so positiver also, dass die Songs durchweg originell, unverbraucht und somit überraschend gut klingen.
Schon der Opener „Starting To Unravel“ eröffnet völlig unkonventionel mit heftigen Death Metal Riffs die auf dezent eingesetzte, leichte Flötenklänge treffen um von Sängerin Aniek Janssen’s Gesang umschmeichelt zu werden. Überhaupt klingt der Gesang ungefähr wie eine Mischung aus Tia Carrere und Cristina Scabbia (LACUNA COIL) in den langgezogenen, kraftvollen und emotionalen Phasen und wie Anneke van Giersbergen (THE GATHERING) hauptsächlich in den sanften, ruhigen Passagen, was die Stimme äusserst charismatisch macht und sich damit von den unzähligen engelsgleichen-Gesängen diverser WITHIN TEMPTATION und LEAVE’S EYES Klonen absetzen kann.
„Creation“ startet dann mit einer starken Gitarrenmelodie, die sich im Laufe des enorm vorwärts treibenden Songs noch häufiger wiederholt. Wieder einmal ist es auch Aniek’s kraftvoller Gesang, der diesem Song sehr viel Energie verleiht.
Mit „Sleepless Lullaby“ folgt eine wunderschöne Halbballade, die im Mittelteil einige Zeit etwas heftiger wird um anschliessend angenehm ruhig auszuklingen. Sind Aniek’s ausdrucksstarke Vocals bei den ersten zwei Songs eher die treibende Kraft, so passen sie sich in diesem Song allerdings perfekt den anderen Instrumenten an und wirken zu keiner Zeit dominierend.
Auch die folgenden Songs haben alle ihren Reiz, da sie sich durchweg voneinander unterscheiden. Besonders hevorzuheben ist hier noch der Song „Undone“, der neben leicht doomigen Einflüssen insgesamt sehr bluesig klingt. Hier pumpt der Bass sehr amtlich, der Gesang klingt beschwingt und wurde hier und da mit dezenten Effekten versetzt und auch der erneute Einsatz der Flöte passt sich wunderbar ins Songgefüge ein.
Mit „Air“ gelingt DELPHIAN dann noch ein über 10-minütiges Highlight und bildet damit auch den krönenden Abschluss. Der mit Pianoklängen startende, sehr ruhige Song entwickelt sich zu einem Duett zwischen Aniek und Leon Brouwer, dessen tiefe Stimme klanglich an Juha-Pekka Leppäluoto von CHARON erinnert. Im Mittelteil wird der Song zudem von einem einzigartigen Gitarrensolo, einem kurzen Sprechgesang von Aniek, einem weiteren Flöteneinsatz und einem kurzen extrem progressiven Teil, der an frühe MARILLION (!) erinnert, veredelt – einfach toll!
DELPHIAN schaffen das, was viele andere Bands versuchen, sie können sich durch Originalität und Abwechslung vom Einheitsbrei absetzen und hervorheben.
„Unravel“ hat es definitiv verdient Gehör zu finden. Es ist aber nicht für den schnellen Konsum gedacht, sondern sei jedem empfohlen, der Musik mit Emotionen und Gefühl in Verbindung bringt, sich zurücklehnen und geniessen kann. „I want to fall into these arms…“
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