Es gibt so Zeiten, da scheint es stets einen Grund zum Feiern und kaum Platz zum Luftholen zu geben. Genau dort dürften sich DELAIN gerade befinden: Kaum sind die Feierlichkeiten zum zehnten Bandgeburtstag und eine ausgiebige Tour abgeschlossen, da steht auch schon dasselbe Jubiläum ihres 2006 erschienen Debutalbums “Lucidity“ ins Haus. Bevor dieses jedoch im Oktober mit einem zünftigen Re-Release gefeiert werden kann, beglücken uns die Holländer um Charlotte Wessels und Martijn Westerholt mit frischen Songs und der Veröffentlichung ihres mittlerweile fünften Studioalbums. Seit ihrem internationalen Durchbruch mit dem 2012er Album “We Are The Others“ haben sich DELAIN jede Menge Selbstvertrauen erarbeitet und schicken sich nun scheinbar ungebremst an, die Führungsposition im Symphonic Metal zu übernehmen.
DELAIN auf dem Weg zum Symphonic-Metal-Olymp?
Bereits die ersten Klänge des Openers “Hands Of Gold“ machen unmissverständlich klar, hier kommt was ganz Großes – und ganz ehrlich: es gehört schon einiges dazu, den Hörer direkt mit einem solch gegensätzlichen und gut gelungenem Duett wie dem opernhaften Gesang von Charlotte Wessels und den harten Deathmetal-Growls von Alissa White-Gluz (ARCH ENEMY), mit auf eine sehr symphonische und melodiöse Reise zu nehmen. Dabei bewegen sich DELAIN das gesamte Album über auf einem Niveau, das von der Orchestrierung her ganz nah an die Klasse von BLIND GUARDIAN heranreicht und dessen eingängige Melodien sich auch nicht vor einem Vergleich mit den großen kompositorischen Momenten AVANTASIAS zu scheuen brauchen. Beispielhaft sei hier das epische “Suckerpunch“ erwähnt, das durch seinen dezenten “Wohohoho“-Mitsing-Chorus im Refrain außerdem der Garant für zukünftige Gänsehaut-Livemomente sein dürfte.
Immer wieder gelingt es DELAIN, Titel sowie Inhalt ihrer Songs in Einklang zu bringen und dabei Momente zu erzeugen, die problemlos Hollywoodsoundtrack-Charakter erreichen (vor allem “Turn The Lights Out“ und das bombastische “The Monarch“). Die einzige Ausnahme dürfte wohl “The Hurricane“ darstellen, das, entgegen seines Titels, sehr balladesk daherkommt. Zusammen mit dem nachfolgenden, sehr ruhigen, fast schon opernhaft getragenen “Chrysalis – The Last Breath“ gehört es auf jeden Fall zu den Stücken auf “Moonbathers“, die ganz besonders von der gefühlvollen und wandelbaren Stimme Charlotte Wessels‘ profitieren.
Dabei sind etwa die Hälfte aller Albumtracks mit Melodien ausgestattet, die direkt in den Kopf gehen und sich dort derart einnisten, dass man sie bereits beim zweiten Albumdurchlauf mitsummen, gefühlt sogar schon mitsingen kann. Besonders gelungen ist in diesem Zusammenhang – neben dem mitreißenden “Fire With Fire“, dessen “Hey“-Rufe im Refrain abermals eine hohe Livetauglichkeit erahnen lassen – das, zunächst durch seinen (selbst für DELAIN-Maßstäbe) recht poppigen Beginn auffallende, “Scandal“. Dem zugrunde liegt ein vor allem anfangs und im Refrain vordergründiger Synthie-Einsatz, der stark an die Pop-Rock-Songs der 1980er Jahre erinnert. Die damit zunächst ausgelöste Verwunderung wandelt sich in Bewunderung, nachdem sich offenbart, dass “Scandal“ die gelungene Neuinterpretation des gleichnamigen, eher unbekannten QUEEN-Songs aus eben jener Zeit ist.
DELAIN auf dem Weg zum Symphonic-Metal-Olymp!
“Moonbathers“ macht genau dort weiter, wo “The Human Contradiction“ 2014 aufgehört hat und ist voll von charttauglichen Hits mit jeder Menge Ohrwurmcharakter. DELAINS Experimentierfreudigkeit trägt dazu bei, dass auf ihrem fünften Album kein Lied dem anderen gleicht und dank der starken Produktion eigentlich möglichst laut gehört werden muss. Zur vollen Punktzahl fehlen tatsächlich nur zwei Kleinigkeiten: Zum einen befinden sich mit “Danse Macabre“ und “The Glory And The Scum“ zwei Songs auf der Platte, die zweifelsohne dasselbe musikalische Niveau erreichen, wie das restliche Album, aber einfach so durchlaufen, also nicht weiter auffallen. Hinzu kommt, dass “Moonbathers“ in der Summe zwar DELAINS powervollste bisherige Veröffentlichung darstellt, aber dennoch für eine Review auf Metal.de einfach zu poppig ist, um sich, sonst durchaus mögliche und verdiente, 10/10 Punkten abzuholen.
Alle, die gerade Letzteres nicht stört, sollten im Plattenladen ihres Vertrauens jedoch unbedingt zugreifen.
Echt? Es gibt nen Punkt Abzug, weil ne Platte die ihr auf eurer Website bewertet eigentlich eurer Meinung nach gar nicht so wirklich auf eure Website passt? Auch wenn euch das Gehörte offenbar sehr gut gefällt? Würde die Platte, wenn sie von der gleichen Person auf http://www.pop.de bewertet werden würde, ihre „durchaus möglichen und verdienten“ 10 Punkte bekommen? Seltsame Begründung für nen Punktabzug…
Vielleicht ist die Formulierung etwas unklar geraten:
Tatsächlich gibt es hauptsächlich deshalb einen Punkt Abzug, weil zwei Songs nicht auf demselben herausragenden Niveau sind, wie der gesamte Rest dieses hervorragenden Albums. Dass in meiner subjektiven (!) Sicht einige Songs zu poppig geraten sind, fiel letztendlich kaum ins Gewicht und war lediglich der Hinweis an alle (härteren) Metaller, hier nicht unbedingt zuzugreifen.
Wenn das noch nicht zur Aufklärung beiträgt, kannst Du hier –> http://www.metal.de/specials/der-grosse-monatsrueckblick-die-zehn-besten-alben-im-april-monatsrueckblick-highlights-und-gurken-64438/ gerne nachlesen, wo der feine aber kleine Unterschied zwischen einer 9 und einer 10/10 Punkten liegt.
Ich fände es völlig ok, wenn das Album Abzüge bekommt, weil es zu poppig ist, was ich ganz selbstverständlich mit „zu seicht“ übersetze. Da gibt es auf einer Metal-Seite sicher andere Ansprüche, wenn ein Album die Meilenstein Wertung von 10/10 erhalten möchte. Dem Album fehlt ist es in der Tat etwas an Aggressivität, auch die Produktion ist mir eigentlich etwas zu glatt. Trotzem ist es ziemlich gut zu anzuhören und man hat seinen Spass damit. Im Vergleich zu anderen Symphonic Metal Alben kann man die 9/10 vielleicht geben. Ich finde aber Delain hat auch schon deutlich stärkere Songs herausgebracht, das ist kommt etwas unsepaktuakuller daher.
Unsepaktuakuller. Das Wort habe ich im deutschen Duden jetzt leider nicht gefunden. Könnte aber Schwedisch sein – klingt jedenfalls irgendwie so.
Hab jetzt nur das Video in der Rezension gesehen, aber klingt für mich wie das bessere Nightwish, nachdem Anette weg ist.