Delain - Dark Waters

Review

Soundcheck Februar 2023# 20

Es war keine einfache Zeit für Martijn Westerholt, den Bandkopf von DELAIN, nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Apocalypse & Chill“ im Februar 2020. Erst kam Corona, weswegen das Album live nicht wirklich präsentiert werden konnte, dann stieg auf einmal die ganze Band inklusive ihrer ikonischen Sängerin Charlotte Wessels aus und Westerholt stand alleine da. Wie er diese Zeit empfunden hat, und wie es zu dem Besetzungswechsel kam, könnt ihr bald im ausführlichen Interview nachschauen. Nun geht es erst einmal um die neue Platte, „Dark Waters“, mit runderneuertem Line Up. Doch ist die Besetzung wirklich so neu?

DELAIN – Keine komplett neue Band

Nein, es finden sich auch altbekannte Gesichter unter der neuen Besetzung der niederländischen Symphonic-Metal-Band. Schlagzeuger Sander Zoer zum Beispiel hat bereits von 2006 bis 2014 die Felle in der Band verdroschen und Gitarrist Ronald Landa war schon von 2006 bis 2009 drei Jahre lang an Bord. Neu dabei sind Basser und Growler Ludovico Cioffi sowie natürlich Sängerin Diana Leah, welche bisher noch nicht auf den großen Bühnen dieser Welt zu sehen war.

Martijn Westerholt sagt, er sei wegen Vocal Covers, die Leah ins Netz gestellt hat, auf die aufmerksam geworden und ihre Leistung bei älteren DELAIN-Songs hätte ihn so umgehauen, dass sie letztlich den Platz der neuen Sängerin bekommen hat. Die Fußstapfen, in die sie tritt, haben zwar vielleicht nicht ganz Tarja-Anette-Dimensionen, aber nichtsdestotrotz haben Fans der Band gespannt die erste Single erwartet.

„Dark Waters“ – Neu und doch vertraut

Obwohl es nicht klar war, dass DELAIN zwingend mit Sängerin weiter machen, es hätte auch ein Sänger werden können, so klingt es wegen der weiterhin weiblichen Frontstimme wie ein nach Hause kommen. Der erste Song, „Hideaway Paradise“ und die erste Singleauskopplung „The Quest And The Curse“ sind typische DELAIN-Songs, letzterer wird durch ein paar eingestreute Growls sichtbar aufgewertet.

Diana Leah macht in den Songs eine gute Figur. Ihre Stimme ist etwas weicher als die von Charlotte Wessels, was dem ganzen Album eine sanftere Note gibt, schreckt aber auch vor der ein oder anderen höheren Note nicht zurück. Besonders schön harmoniert sie auch mit Paolo Ribaldini, einem finnischen Sänger und Gesangslehrer, welcher auf drei Songs als Featuregast mit dabei ist. Der Refrain von „Beneath“ erhält dadurch spürbar mehr Gewicht.

DELAIN geben mit „Dark Waters“ das Gefühl, trotz der vielen Neuerungen innerhalb der Band in vertrauten Gewässern zu schiffen. Das Cover wurde ein weiteres Mal von Glenn Arthur gestaltet und auch Stücke wie „Tainted Hearts“, „The Cold“ oder „Moth To A Flame“ fühlen sich vertraut an.

Fulminanter Abschluss mit Gästen – „Dark Waters“

Auf „Queen Of Shadows“ ist noch einmal Paolo Ribaldini neben Diana Leah zu hören und auf „Invictus“ werden sich alle Fans, die spätestens seit seinem Ausstieg bei NIGHTWISH immer noch trauern, frohlocken: Marko Hietala gibt sich, wie schon auf früheren Alben der Band, die Ehre. Sein Gesangspart ist erwartungsgemäß ganz große Kunst und gibt dem ohnehin schon bombastischen Stück den Rest – im positiven Sinne. Dagegen muss das abschließende „Underland“ erst einmal etwas wirken.

Insgesamt kann aber gesagt werden, dass DELAIN der Neustart definitiv geglückt ist. „Dark Waters“ wird alte wie neue Fans abholen, die pointiert gesetzten Features sind das Tüpfelchen auf dem „i“. Es darf gespannt in die Zukunft geschaut werden, wie es nun weitergeht.

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03.02.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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3 Kommentare zu Delain - Dark Waters

  1. nili68 sagt:

    Ich hab‘ ja neben dem ganzen garstigen Geballer eh einen soft spot (im wahrsten Sinne des Wortes lol) für female fronted Symphonic Metal und dafür gefällt mit das ziemlich gut.
    Off Topic: Schon irgendwie komisch, dass mir in dem Bereich so ziemlich jede Band besser gefällt als die Ikonen Nightwish.

  2. Watu sagt:

    Von den gangen Femal fronted Symphonic Metal Zeugs mochte ich Delain noch am ehesten, da der Symphonic Anteil nicht übertrieben war und Sie insgesamt kreativer auf mich wirkten und auch Charakter hatten. Das erkennt man auch an den i.d.R. geschmackvollen Covern der Band. Im Vergleich zu Xandria klingt mir das hier aber zu brav, irgendwie schon hundertausend mal besser und interessanter gehört. Wenn es mir doch mal danach dünken sollte so etwas zu hören, würde ich hier wohl eher zu Xandria greifen. Kenne aber in beiden Fällen nur den besagten Video Song.

  3. Erik Wulf sagt:

    Das Album ist ehrlich gesagt mein liebstes Delain Album. Es hat mich einfach abgeholt. Die Songs sind großartig. Diana ist definitiv eine würdige Nachfolgerin. „Dark Waters“ hat mich vor allem mit „The Quest and the Curse“, „Beneath“ und „Underland“ in seinen Bann gezogen, aber auch die anderen Songs sind einfach großartig. Die einzigen beiden Kritikpunkte die mir einfallen sind folgende: Ich hätte mir gerne noch einen weiteren Song mit growls im Stil von „The Quest and the Curse“ gewünscht, das hätte dem Album noch ein bisschen mehr Kontrast gegeben. Zum anderen finde ich die Höhepunkte am Ende von „Invictus“ und „Underland“ zu kurz, vor allem letzteres hätte sein episches Ende, mit seiner mächtigen, durch Chorgesang geprägten Melodie, durchaus noch ein bisschen mehr strecken können, so dass sich ein Charakter ähnlich zum legendären Ende von Nightwishs „Ghost love Score“ hätte ausbilden können. Aber Meckern auf hohem Niveau, das Album ist meine Lieblings Veröffentlichung aus dem Symphonic Metal Bereich für dieses Jahr, und ich freue mich schon auf weitere Delain Veröffentlichungen.

    9/10