Dekadenz - Elektronoid

Review

Ganz auf die Zukunft ausgerichtet ist das thematische Konzept der deutschen Elektro-Metaller von DEKADENZ, wobei der Name schon deutlich macht, dass dies nicht ohne Kritik an bestehenden und in der Zukunft zu befürchtenden Mißständen in der Gesellschaft von statten geht. Weniger zukunftsverdächtig ist das musikalische Konzept des ‚Dark Cyber Metal‘, der auf elektronisch geprägten Dark Metal mit Industrialelementen setzt. FX, Synths und Samples beherrschen das Bild sowie harsche Gitarrenriffs und kaltes, steriles Drumming, für das der Computer verantwortlich ist. In den meisten Fällen ist die Maschine ja immer ein ungenügender Ersatz für einen Kanonier aus Fleisch und Blut, im Fall von DEKADENZ ist das aber so gewollt, schließlich arbeiten sie so schon seit Jahren in ihrer gut neunjährigen Bandgeschichte. Ihr erster Drummer verließ sie recht früh, und offensichtlich gefiel ihnen der maschinelle Ersatz so gut, dass sie ihm bis heute die Treue halten, und ihren Sound auch ganz darauf ausgerichtet haben.

Die Songs gestalten sich einerseits sperrig und brachial, andererseits zeigen sie sich auch oft von ihrer ruhigeren und eingängigen Seite. „Amok 2.5“ z.B. ist ein düster-melancholisch gehaltenes Stück mit starkem Refrain. Als weitere Höhepunkte des Albums würde ich zählen: „Mechatronik“, bei dem der Synthesizer meiner Meinung nach einen viel größeren Part einnimmt, als man es beim ersten Durchgang hört, „Vom Untergang“ und den gelungenen Rausschmeißer „Hörst Du die Engel singen“, dessen Titel zwar mehr als deutlich an RAMMSTEIN erinnert, die Musik aber weitaus weniger mit den berrrrrrrühmten Deutschen zu tun hat. Ganz witzig finde ich auch das Ilsa-Sample bei „Unvergessen“. Jaja, Dyanne Thorne in ihrer Paraderolle als blondes Biest bleibt wirklich unvergessen 😉

DEKADENZ haben sich viel Zeit mit ihrer ersten Langrille gelassen, den Hörern einen Schnellschuß erspart, und mit „Elektronoid“ ein hörenswertes Stück Elektro-Metal entfesselt. Innovationsgrenzen des Genres werden zwar nicht eingerissen, aber es werden auch keine völlig alten Kamellen aufgewärmt, und genug Eigenständigkeit besitzen sie allemal. Wer also generell was für solche Klänge übrig hat, sollte mal reinhören.

27.04.2007
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