Dekadent - The Deliverance Of The Fall

Review

Der Begriff „episch“ wird gerne mal im Bezug auf Heavy-Metal-Alben angewandt, aber wie oft kommt es vor, dass er auch in seiner ganzen Bandbreite zutrifft? Daher möchte ich vorweg nehmen, dass, wenn ich sage, „episch“ beschreibt das zweite Album „The Deliverance Of The Fall“ der Slowenen von DEKADENT schlichtweg perfekt, ich das auch in seinem vollen Ausmaß meine. Garagen-Black-Metal mit schön dick Keyboards drüber gekleistert – das ist nicht episch und im direkten Vergleich verblasst hier so mancher Pseudopoet. Denn was DEKADENT für dieses Werk aufgefahren haben, ist einfach umfassend großartig in jeglicher Hinsicht.

Ich möchte mich nicht in Vergleichen verlieren, jedoch wenn man sieht, was für ein liebloses Dahingeschreddere unausgegorener Lieder manchmal auf CD gepresst wird, dann erscheinen einem Werke wie „The Deliverance Of The Fall“ gleich in einem neuen Licht. Hier ist einfach sowohl das Songwriting als auch die praktische, musikalische Umsetzung mit einer derartigen Sorgfalt vollzogen worden, dass viele andere sich wahrlich schämen sollten. Detailverliebtheit und ausgewogenes Songwriting ergänzen sich hier hervorragend und den vielen einzelnen Elementen wurde jeweils die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, so dass die einzelnen Bausteine des Gesamtkunstwerkes auf ihre Art in sich stimmig und individuell sind. Es fällt mir insbesondere auf, dass DEKADENT ihren Liedern mehr Zeit geben, sich zu entwickeln und durch behutsameres Vorgehen greifen die verschiedenen Elemente auch besser ineinander. Einen besonderen Stellenwert genießt hier sicherlich trotzdem die Orchestrierung, die die Gradwanderung meistert, zwar episch und mitreißend, aber niemals kitschig und überladen zu wirken. Insbesondere die Bläserfraktion wurde hier wahrhaft monumental eingearbeitet. Im Vergleich zum Vorgänger „Manifestation Of Seasonal Bleeding“ haben die Slowenen um Hauptakteur Artur Felicijan eigentlich auf allen Ebenen dazugewonnen, im direkten Vergleich wirkt es daher allen Facetten voran einfach in der Gesamterscheinung gewaltiger. Passend dazu handelt es sich hier auch um ein Konzeptalbum, das eine Liebesgeschichte und Verlust zum Thema hat. Das mag vielleicht zunächst etwas banal klingen, aber das ist eben der klassische Tragödienstoff und dieser ist hier auch würdig umgesetzt worden. Klanglich hat die Band ebenfalls dazu gewonnen: der Sound ist jetzt sehr viel breiter und dichter, geradezu räumlich und dennoch differenzierter – wobei der Klang des Vorgängeralbums trotzdem keineswegs schlecht war. Auch finde ich, dass DEKADENT insgesamt düsterer geworden sind. Ein weiteres, sehr interessantes Novum dieses Albums ist der zusätzliche männliche, sehr tiefe Gesang, der mich persönlich etwas an TOM WAITS erinnert hat. Zwar ist die Idee beim ersten Hören etwas unorthodox, aber sie passt ganz hervorragend zur Stimmung!

Aber nun möchte ich auf den filmischen Anteil von „The Deliverance Of The Fall“ zu sprechen kommen, denn hier handelt es sich nicht einfach um die handelsübliche Bonus-DVD. Im Gegenteil: Der Film erhält im Prinzip den gleichen Stellenwert wie die Musik auch! Es handelt sich eben, wie erwähnt, um ein Konzeptalbum und auf Basis dessen haben DEKADENT einen regelrechten Musikfilm für das komplette Werk produziert. Dieser ist sehr atmosphärisch und wird mit seiner professionellen Umsetzung dem Gesamtkunstwerk gerecht. Dass es der Band wichtig war, dem Zuschauer auch die Handlung zu vermitteln, anstatt nur ein langes Musikvideo zu produzieren, erkennt man schon daran, dass Untertitel in mehreren Sprachen verfügbar sind. Zwar ist die Übersetzung manchmal etwas holprig und die Schrift ist für mich aus etwas Entfernung nicht immer ganz leicht zu entziffern, aber die Idee allein zeugt von Professionalität. Der Film selbst beinhaltet einige wirklich großartige Landschaftsaufnahmen und rundet das Gesamtbild hervorragend ab. Einzig die Spezialeffekte wirken auf mich hin und wieder ein wenig übertrieben, vielleicht wäre hier etwas weniger mehr gewesen und nicht immer muss man alles, was technisch möglich ist, auch einbringen. Nichtsdestotrotz haben DEKADENT der Musik hiermit noch ein eigenständiges Kunstwerk beigefügt, das in seiner Umsetzung beeindruckend professionell geworden ist, und schließlich ist so eine Dreingabe alles andere als der Regelfall. Auf der Band-Website wird in Form eines Trailers auch schon ein Einblick gewährt.

So bleibt mir nur als Fazit zu ziehen, dass hier allen Fans düsterer, orchestraler Dark- / Black-Metal-Musik das komplette Programm geboten wird. Mal ehrlich, wie viel mehr kann man von einem Album erwarten, als eine hervorragende musikalische Umsetzung und Orchestrierung, eine emotionale Konzepthandlung und das Ganze dazu noch als Film umgesetzt? Als Vergleich könnte von der Atmosphäre her eventuell noch OPETH herhalten, aber nicht zuletzt wegen der Orchestrierung trifft es das nicht wirklich. Egal! Jeder, der irgendwas mit düsterem Metal mit Orchestrierung anfangen kann, sollte dieses Album auf jeden Fall anchecken!

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20.01.2008

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3 Kommentare zu Dekadent - The Deliverance Of The Fall

  1. doktor von pain sagt:

    Pah, das ist bestenfalls Durchschnittsware…

    5/10
  2. blackchest sagt:

    Ein beeindruckendes Fest für die Sinne. Jeder Ton, jedes Bild, jedes Wort versprüht Magie! Einen musikalisch und auch bildlich ausdruckstärkeren Jahresanfang habe ich noch nicht erlebt. Ein wahres Meisterwerk!

    10/10
  3. Anonymous sagt:

    Absolut treffendes Review! "The Deliverance Of The Fall" ist schon jetzt eines der Highlights des Jahres!

    10/10