Deicide - Banished By Sin

Review

Soundcheck April 2024# 9 Galerie mit 10 Bildern: Deicide - Party.San Metal Open Air 2023

Über ihr inzwischen 35-jähriges Fortbestehen hatte die US-amerikanische Hölleninstitution DEICIDE durchaus ihre fragwürdigen Schaffensphasen. Um die Jahrtausendwende wirkte die Band mit „Insineratehymn“ und dem noch viel zahnloseren Nachfolger „In Torment In Hell“ ausgebrannt, und auch in den Folgejahren gab es erwähnenswerte Höhe und Tiefen. Positive Impulse setzte die Truppe immer dann, wenn es im Bereich der Saitenfraktion personelle Änderungen gab. Seit dem Ausstieg der Hoffman-Brüder Anfang der Zweitausender war die Fluktuation jedenfalls mehr oder weniger groß. Inzwischen, und für das neue Album „Banished By Sin“ relevant, ist Kevin Quirion schon seit drei Alben dabei, der keineswegs unerfahrene Taylor Nordberg (u.a. RIBSPREADER) hingegen ganz frisch.

Artwork und Arbeitsverweigerung

Dass beim mittlerweile dreizehnten Full Length des Quartetts zunächst die Skepsis überwiegt, dafür hat die Band mit einer kaum nachvollziehbaren Entscheidung selbst gesorgt. Hatte das grandiose Artwork des Vorgängers „Overtures Of Blasphemy“ noch der polnische Künstler Zbigniew M. Bielak gestaltet, erwartet den potentiellen Käufer dieser Tage eine hässliche AI-Fratze. Jedenfalls scheint das kommende KERRY KING-Album „From Hell I Rise“ augenscheinlich aus der gleichen virtuellen Feder zu stammen. Das darf man schonmal ziemlich peinlich finden, insbesondere wenn seitens der Band behauptet wird, es handele sich um eine Photoshop-Bearbeitung.

Genauso ehrlich muss man sich dann aber beim musikalischen Teil machen und dort bleiben DEICIDE auf dem hohen Niveau des letzten Albums. Das scharfe Riffing in fast jedem Song zeigt, dass das Duo Quirion & Nordberg offensichtlich herausragend funktioniert und die Stücke damit gleichsam brutal wie eingängig gestaltet. Die Soli sind nicht auf dem Virtuositätslevel einer „The Stench Of Redemption“, aber nichtsdestotrotz erwähnenswert und zumeist funktionabel platziert (z.B. das herausragende Auftaktsolo bei „Woke From God“). Dazu ist Charmeur Glen Benton einer jener markanten Growler, der nach fast 40 Jahren noch mindestens genauso böse klingt wie auf dem Debüt.

Musikalische Entschädigung

Der wirkliche Trumpf DEICIDEs liegt aber weiterhin in der Fähigkeit, zugängliche Songstrukturen mit kompromissloser Brutalität zu verbinden. Das funktioniert, obwohl „Banished By Sin“, unterstützt durch das mechanische Drumming von Steve Asheim, unterm Strich enorm sauber und steril produziert ist. Konzeptionell bilden die beiden Vorabsongs mit dem straighten „Bury The Cross…With Your Christ“ und dem etwas sperrigeren Midtempo-Schlächter „Sever The Tongue“ schon das passende Gemisch, welches auf dem neuesten Album der Band gereicht wird.

Tatsächlich muss man „Banished By Sin“ zunächst aus seiner abstoßenden Hülle auspacken. Warum es sich DEICIDE zur optischen Gestaltung derart einfach machen, wissen wohl nur Glen Benton und Satan. Glücklicherweise strotzt der musikalische Inhalt nicht vor Arbeitsverweigerung und knüpft dort an, wo die Nordamerikaner beim letzten Mal aufgehört haben.

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17.04.2024

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8 Kommentare zu Deicide - Banished By Sin

  1. ultra.silvam sagt:

    F*CK diesen KI Schrott!
    Der Künstler Steen Zapata hates recht schön formuliert: „We need to remember why we got into art in the first place. Because we get an experiential joy from doing it. From making it. Is that something that we are really ready to give up to machines today? – I’m not!“

  2. redhawk sagt:

    Zum Glück ist nur das Cover AI.
    Obwohl sich die Musik genauso „Perfekt „ Anhört.😉🤘🏿
    Und das ist gut so.

    10/10
  3. itsutterrubbish sagt:

    Die Kritik an den KI Covern kann ich schon nachvollziehen und teile sie größtenteils auch, aber letztlich ist dann doch die Musik, also der Inhalt, das Entscheidende. Gott, was habe ich in den letzten 40 Jahren für besch****** Albumcover gesehen, der Musik hat das aber nicht geschadet.
    Das konkrete Cover hier ist so lala. Ok, aber auch ein bisschen albern, dazu noch KI generiert, also Originalität eher im Negativbereich. Dann müssen sich DEICIDE bei der Musik eben noch mehr anstrengen.

  4. ultra.silvam sagt:

    War so klar das sofort „Ist ja nur das Cover“ Ausreden kommen. Einfach die Problematik nicht verstanden oder nach dem ignoranten Motto: „Betrifft mich ja nicht, also ist’s mir egal“

  5. nili68 sagt:

    Warum sollte einem etwas nicht egal sein, wenn’s einen nicht betrifft? Fuck people. Sollten alle durch Maschinen ersetzt werden..

  6. Se Wissard sagt:

    Naja, wenn man die Metal1.info Interviews zum Thema von diversen Künstlern liest, stellt man fest, dass selbst von Künstlern das ganze kontrovers diskutiert wird. Das Interview mit Metastazis spricht da eine deutlich Sprache.

    Das Cover von der Deicide-Platte ist aber einfach nur schlecht, weil es nichts weiter tut als alles mögliche zu kopieren (was der KI ja vorgeworfen wird). Aber Überraschung: das haben echte Künstler vorher auch schon gemacht, da sah der dämlich dreinblickende Teufelskopf halt dann weniger glatt aus. Aber so von der Grundstruktur des Covers gab’s das gefühlte tausend Mal.

    Warum hat eigentlich keiner Sorge, dass es irgendwann wegen Spotify und Co eh keine Cover mehr geben wird? Der Prozess schleicht doch schon viel länger voran…und lässt sich so oder so nicht mehr umkehren.

  7. ArtBeck sagt:

    Zur bisher gehörten Musik: passt!
    Zur A.I.-Cover-Diskussion:
    Das DEICIDE Cover ist, wie bereits erwähnt, deswegen so schlecht, weil es auf mehreren Ebenen totale Einfallslosigkeit zum Ausdruck bringt. Mit A.I. lassen sich deutlich „kreativere“ Ergebnisse erzielen; man muss sich aber dann damit beschäftigen und „die Maschine füttern“. Dass man als Fan hier das Gefühl hat, niemand hätte sich auch nur einen shice Dreck Mühe gegeben, lässt halt eine gewisse Enttäuschung entstehen. Nicht bei jedem, aber bei vielen.
    Wer als Musiker/Band bei der Veröffentlichung von Musik großen Wert auf ein „Album“, auf einen physischen oder quasi-physischen Gegenstand legt, der die Musik in Anordnung und Form transportiert, der wird sich sehr wahrscheinlich auch noch viel Gedanken um Cover und -Gestaltung machen – für sich selbst und auch für die Fans/LiebhaberInnen.
    Wer sich um alte „Strukturen“ und Formen weniger kümmert, wird weiter und vermehrt im virtuellen Streaming-Raum sein Glück suchen und finden. Wie bereits seit Jahren geschehen – es entwickelt sich halt nur weiter.
    Beknackte Cover gab’s schon immer – aber dann konnte man sich wenigstens über Band & Künstler aufregen.

  8. noehli69 sagt:

    Och, ich mag das Gekloppe, kein Meilenstein der Bandgeschichte aber macht richtig Laune Vielleicht fehlen mir noch 1-2 Ohrwürmer, ansonsten kann man das schön laut weg hören.

    …zum AI Thema:
    – an 1er Stelle steht für mich klar der Inhalt alles andere ist schmückendes Beiwerk- ich kauf ja Musik und kein Bild.
    – schau ich durch die Sammlung, sind da auch unzählige beschissene, handgemalte Cover dabei
    – vllt spielen Kosten auch ne Rolle, wenn am Ende etwas mehr in der Tasche bleibt ist wohl nix gegen zusagen.

    Fette 8P

    8/10