Es ist erst ein Jahr her, dass die Schweden von DEGRADEAD ihr Debütalbum „Til Death Do Us Apart“ veröffentlichten und schon jetzt steht der Nachfolger in den Startlöchern. Normalerweise wird man durch eine so kurze Zeit zwischen zwei Alben eher nachdenklich gestimmt, im Falle „Out Of Body Experience“ allerdings reichen wenige Hördurchläufe, um eines besseren belehrt zu werden. Die Songs sprechen für sich selbst.
„All Is Gone“ ist ein ordentlicher, wenn auch eher unauffälliger Einstieg in das Album und hätte so wohl auch auf der Vorgängerscheibe seinen Platz gefunden. Richtig los geht es erst mit dem anschließenden „Wake The Storm“, welches direkt aus besten IN FLAMES-Zeiten entnommen worden zu sein scheint. Knüppelharte Strophe, eingängiger und melodischer Refrain, alles immer schön unterlegt mit einem Mindestmaß an Druck und Energie von der ersten bis zur letzten Sekunde. So stelle ich mir modernen Melodic Death Metal vor und nur so sollte dieser klingen. In die gleiche Sparte fallen auch „Depths of Darkness“, „Future Is Now“ und das abschließende „Unfortunate“. Auffällig ist dabei, dass der auf dem Vorgängeralbum noch sehr gewöhnungsbedürftige Klargesang enorm an Qualität zugelegt hat. Er steht nicht mehr als Fremdkörper im Raum sondern wurde ausgefeilt und gut unterstützt durch Growls und Instrumentalisierung in die Songs integriert. Stichwort ausgefeilt: Die Arrangements wirken generell ausgereifter und bieten so vierzehn in sich stimmige und abgeschlossene Songs. Man hat nach keinem der Lieder das Gefühl, dass noch eine Frage offen bleibt, dass noch etwas fehlt.
Über die angesprochene Instrumentalisierung braucht es nicht viele Worte. Das Ende von „Everlasting Hatred“ und das komplette „Transmigration“ u.a. warten wieder mit erstklassigen Akustikpassagen auf, die für DEGRADEAD vielleicht schon so etwas wie ein Charakteristikum und ein kleines bisschen Eigenständigkeit darstellen. Ansonsten versucht man das Tempo durchweg hoch zu halten. Einen wirklichen Ausfall gibt es nicht, das Album lädt aufgrund vieler verschiedener Elemente und geschickt vermischter Strukturen sogar zum kompletten Durchhören an.
Jeder, der mit den neuesten Entwicklungen der vorhin schon zitierten IN FLAMES nichts anfangen kann, sollte DEGRADEAD mal beide Ohren gönnen. Die Chancen mit „Out Of Body Experience“ musikalisch befriedigt zu werden, stehen enorm hoch. Dass man wieder nicht besonders eigenständig zu Werke ging und sich scheinbar das beste von „Colony“ bis „Soundtrack To Your Escape“ ausgesucht und verwurstet hat, wurde schon genug thematisiert und soll einmal hinten angestellt bleiben. Ebenso dass mir hier und da mal der Name SONIC SYNDICATE durch den Kopf ging, wobei das in diesem Zusammenhang nicht einmal negativ gemeint ist. Das Album macht einfach nur Spaß. Und das ist letzten Endes die Hauptsache.
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