Zweieinhalb Jahre nach „Diamond Eyes“ legen die DEFTONES mit ihrem neuen Werk „Koi No Yokan“ das mittlerweile siebte Studioalbum vor. Der Titel kommt aus dem Japanischen und bedeutet wortwörtlich „Vorahnung der Liebe“ – oft wird der Begriff im Land der aufgehenden Sonne benutzt, wenn zwei Menschen sich zum ersten Mal treffen und sich dabei unsterblich ineinander verlieben. Textlich scheint man sich somit zusehens von der Tragödie um den etatmäßigen Basser Chi Cheng, dem es ja mittlerweile etwas besser geht, gelöst zu haben. Nicht, dass die Lyrics von Frontmann Chino Moreno in der Vergangenheit besonders leicht zu greifen gewesen wären – aber auf „Diamond Eyes“ gab es in Richtung des damals im Koma liegenden Bassisten schon recht deutliche Aussagen („Time will see us realign“, usw.).
Was die musikalische Komponente angeht, besinnen sich die DEFTONES auf ihre große Stärke: die Synthese von Härte, Emotion und Atmosphäre. Nur wenige Bands haben es in der Vergangenheit bewerkstelligt, diesbezüglich das Niveau des Fünfers aus Sacramento zu erreichen. Und auch „Koi No Yokan“ führt erneut eindrucksvoll vor Augen, warum die DEFTONES noch immer zu den absoluten Referenzbands gehören, wenn es um vielschichtigen Rock/Metal geht.
Der Opener „Swerve City“ beginnt mit einem typisch wuchtigen Carpenter-Riff, während Moreno wenig später mit seinen charakteristisch-wehmütigen Vocals hinzukommt. Der mit unter drei Minuten Spielzeit recht kompakte Track wandelt danach gekonnt zwischen Härte und Melodie, wobei vor allem der Quasi-Refrain und der sphärische Endpart herausstechen. Das folgende „Romantic Dreams“ ist dann merklich experimenteller, vor allem rhythmisch agieren die Kalifornier hier sehr abwechslungsreich – allerdings ohne den Track zu zerstückeln. Mit dem anschließenden „Leathers“ folgt ein Song, der bereits vor Veröffentlichung der Platte im Internet vorgestellt wurde. Der Track beschert „Koi No Yokan“ seine bis dahin packendsten Momente: tonnenschwere Riffs, eingängige Hooks und eine ordentliche Portion Groove. Entscheidenden Anteil daran hat natürlich auch Drummer Abe Cunningham, der wieder einmal eine großartige Performance abliefert.
Das folgende „Poltergeist“ ist wahrscheinlich der härteste Song der Platte und erinnert mit seiner Wut und Attitüde an frühere Songs wie „Hexagram“ oder „Bloody Cape“. Gänsehaut-Momente beschert hingegen das schwelgerische „Entombed“, das den Fokus vor allem auf Melodie und Atmosphäre legt. „Graphic Nature“ weiß im Anschluss mit ausgfeiltem Drumming zu gefallen, und auch gegen Ende hält „Koi No Yokan“ diverse Höhepunkte bereit: den Refrain in „Gauze“ zum Beispiel, die ausufernden Melodien in „Rosemary“ oder die Soundteppiche des abschließenden „What Happened To You?“, um nur einige zu nennen.
„Koi No Yokan“ ist eine wunderbar facettenreiche und ausdrucksstarke Platte, die mancher der Band in dieser Form wohl nicht zugetraut hat. Unabhängig von allen „White Pony vs. Saturday Night Wrist“-Diskussionen muss man festhalten: Das hier ist einfach leidenschaftliche, herausragend in Szene gesetzte Musik. Kaufen!
Ich schließe mich vorbehaltlos an. Geile Platte!
Wahnsinn, seit „Around the Fur“ warte ich auf genau DIESE Platte.
Ich bezweifele stark, dass es, zumindest innerhalb des Genres, dieses Jahr eine bessere Scheibe gab. Und angesichts der Jahreszeit: Kommen wird da auch nichts mehr.