Def Leppard - Hysteria

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 26 Bildern: Def Leppard - Tons Of Rock 2019

Spätestens auf „Pyromania“ machen es DEF LEPPARD 1983 deutlich: Sie wollten nie ein Teil der New Wave Of British Heavy Metal sein. Stattdessen widmet sich die Band ab ihrem dritten Album Stadionhymnen zwischen AOR und Melodic Rock.

Rockfans auf der ganzen Welt belohnen das mit über zehn Millionen verkauften Exemplaren und hohen Chartplatzierungen. Die Nummer eins der US-Billboard-Charts verwehrt DEF LEPPARD nur MICHAEL JACKSONs Pop-Manifest „Thriller“. Doch damit gibt sich die Truppe nicht zufrieden. Vier Jahre später legt sie mit „Hysteria“ ihren künstlerischen wie kommerziellen Höhepunkt vor.

Aller Anfang ist schwierig

Dabei stehen die Zeichen im Vorfeld der Aufnahmen verdammt schlecht. Nach einem tragischen Autounfall verliert Schlagzeuger Rick Allen 1984 seinen linken Arm, was einem Todesurteil für seine Karriere als Musiker gleichkommt.

Doch DEF LEPPARD geben ihn nicht auf. In einem langwierigen Prozess entwickelt die Band ein Drumkit, das eine Mischung aus akustischem und elektronischen Schlagzeug darstellt und Allen das Weiterspielen erlaubt.

Aber das sind nicht die einzigen Probleme. Wunschproduzent Mutt Lange verlässt das Projekt noch während der Vorproduktion. Nach seinem Arbeitsmarathon der Vorjahre ist er vollkommen ausgelaugt. Der Versuch, das Album mit MEAT LOAF-Songwriter Jim Steinman zu realisieren, scheitert an grundverschiedenen Zielen.

Die entscheidende Rückkehr

Steinman will eine rohe Platte produzieren, die die schwierige Lage bei DEF LEPPARD einfängt. Die Band selbst hingegen möchte eine großangelegte, pompöse Produktion.

Nach einem Jahr voller Enttäuschungen kehrt Lange überraschend ins Studio zurück. Doch verläuft die restliche Arbeit trotzdem alles andere als reibungslos. Lange verletzt sich bei einem Autounfall, ist aber schnell wieder Einsatzbereit. Die zwischenzeitliche Mumpserkrankung von Sänger Joe Elliott entwickelt sich 1986 hingegen zu einem längerfristigen Problem.

Erst im Januar 1987 beenden DEF LEPPARD den langwierigen Aufnahmeprozess. Auf den letzten Drücker nehmen sie „Pour Some Sugar On Me“ auf. Anschließend verbringt Lange drei Monate mit dem Mix.

DEF LEPPARD überwinden jedes Hindernis

Dem Ergebnis merkt man die zahlreichen Komplikationen zu keiner Sekunde an. „Hysteria“ ist ein bombastisches Rockepos. Dass Lange ausgiebig am perfekten Sound feilte, macht sich zu jeder Sekunde bezahlt. „Hysteria“ klingt ebenso druckvoll wie differenziert. Hier gibt es keine Ecken und Kanten, dafür jede Menge versteckter Details, die jedem Track etwas Besonderes verleihen.

„Rocket“ etwa wartet im Mittelteil mit psychedelischen Soundspielereien auf, bevor der Midtemposong zu einem nach vorne peitschenden Finale ansetzt. Die Hitsingle „Pour Some Sugar On Me“ wiederum katapultiert die Platte nicht nur weltweit an die Spitze der Charts. Mit den groovigen Strophen und Elliotts Sprechgesang nehmen DEF LEPPARD erste Elemente des Nu Metal vorweg und zeigen, dass sie keine Experimente scheuen.

Zudem machen die Briten wirklich Gebrauch von ihren zwei Gitarren. Andere Bands sind häufig damit zufrieden, dass beide Gitarristen das Gleiche spielen, um alles fetter klingen zu lassen. DEF LEPPARD hingegen geben Phil Collen und Steve Clark regelmäßig eigene Riffs und Melodien, die sich gegenseitig umspielen und ergänzen. Ein perfektes Beispiel dafür stellt „Armageddon It“ dar, in dem Powerchords ein leicht funkiges Riff untermalen.

„Hysteria“ – ein Monument für die Ewigkeit

In „Gods Of War“ wiederum bekommt der Bass seinen großen Auftritt. Er treibt den Song mit einem pumpenden Riff an. Der Pre-Chorus holt anschließend die ganz große Dramatik raus. Doch statt die aufgebaute Spannung schon jetzt im epischen Chorus zu entladen, streuen DEF LEPPARD noch eine weitere Strophe ein. Dafür kickt der erste Refrain umso mehr.

Mit „Love Bites“ hat das Quintett die obligatorische Powerballade im Gepäck. Der Song zeichnet sich durch genau die richtige Portion Kitsch und eine unfassbare Gesangsleistung seitens Elliotts aus. Hiermit sichert sich die Band für alle Zeit einen Platz im Klammerblueskanon. Ähnliches gilt für den Albumtitelsong, der mit seinem Refrain sofort ins Herz schießt.

DEF LEPPARD übertreffen alle Erwartungen

Um nach der aufwändigen Produktion überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben, muss „Hysteria“ mindestens fünf Millionen Exemplare verkaufen. Nach leichten Startschwierigkeiten, vor allem in den USA, übertrifft die Platte dieses Ziel bei weitem. Mit mehr als 25 Millionen abgesetzten Einheiten entwickelt sie sich zur erfolgreichsten DEF LEPPARD-Scheibe und einem der größten Rockmonumente aller Zeiten.

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12.02.2020

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2 Kommentare zu Def Leppard - Hysteria

  1. motley_gue sagt:

    Einfach ein Monument, das ich seit Entdeckung vor 30 Jahren immer wieder höre, auch wenn die Enttäuschung im Plattenladen im ersten Moment damals groß war. Ob des Logos/Covers hab ich der Platte als vermeintliches Thrash-Album überhaupt erst eine Chance gegeben.

    Die Entstehungsgeschichte ist hochinteressant, wusste ich abgesehen vom Drummer gar nicht. Danke, werd ich mal nachrecherchieren!

    Was ich auch wirklich bemerkenswert finde ist der Drumsound. Elektronische Pads steckten damals in den Kinderschuhen und waren Teufelswerk oder lächerlich. Aber DL bereiteten damit aus der Not heraus den Weg für unzählige 80er Bands und Film- Actionserien-Titelsongs. Top Gun? McGyver? Miami Vice? Baywatch? Undenkbar ohne diese Drums. Und dennoch klingt Hysteria oft 100 Mal dynamischer als heutige Trigger-Gemetzel.

    Ich legs gleich mal wieder auf…

    10/10
  2. doktor von pain sagt:

    Den ganzen Lobhudeleien zu diesem als Klassiker gehandelten Album kann ich mich nicht anschließen. „Pyromania“ finde ich ziemlich gut, doch „Hysteria“ ist glattgebügelt, bis zum Erbrechen überproduziert und beim Songmaterial einfach nur seicht. Wobei ich aber hinzufügen muss, dass ich, als das Album erschien, noch viel zu jung war, um es für mich entdecken zu können (1987 wurde ich gerade mal eingeschult). Gehört habe ich es erst sehr viele Jahre später – und meinen Eindruck habe ich ja geschildert.

    5/10