Die Kombination von Rockmusik und Orchester besitzt eine lange und zweifelhafte Geschichte. Mit „Concerto For Group And Orchestra“ haben DEEP PURPLE und Jon Lord die Büchse der Pandora geöffnet: Experimente wie „S & M“ von METALLICA, mündeten darin, dass Band und Orchester völlig aneinander vorbei spielten und die ursprünglichen Songs in völlig unhörbaren Versionen dargeboten wurden. Zwar gab es auch immer wieder Bands, die es geschafft haben, dank orchestraler Hilfe Bahnbrechendes zu schaffen, doch stellen diese eher die Ausnahme dar. Bei „Drastic Symphonies“ von DEF LEPPARD stellt sich nur eine Frage: In welche Kategorie gehört das Album?
Drastic Symphonies: Zucker für die Fans
Obwohl die Tracklist nur aus neu arrangierten Klassikern besteht, gibt es einige angenehme Überraschungen: „Paper Sun“ ist einer der unterbewertesten und unterschätztesten Songs im gesamten Repertoire der Briten und blüht zu völlig neuer Größe auf. Auch Ideen, die auf dem Papier wie völliger Quatsch wirken, funktionieren auf „Drastic Symphonies“ ziemlich gut: Wer hätte gedacht, dass gerade ein Song wie „Animal“ orchestral begeistern kann? Da ist es nur schade, dass „Turn To Dust“ als Opener so sehr vor sich hinplätschert. Den Vogel schießen die Leppies allerdings mit der Bandhymne „Pour Some Sougar On Me“ ab: Es lässt sich schwer in Worte fassen, wie bescheuert sich eine Cock-Rock-Hymne als säuselndes, akustisches Duett anhört – vor allem wenn man den schlüpfrigen Text bedenkt.
Kreativität oder Verwertung?
Wenn eins klar ist, dann, dass sich die Vocals von Joe Elliot fantastisch anhören. Wie können sie es auch nicht, wenn die meisten Songs einfach auf die originalen Gesangsspuren zurückgreifen? Bevor man „Drastic Symphonies“ einfach nur als Verwertung vergangener Hits abtut, sollte man allerdings die Genialität von Gitarrist Phil Collen bedenken: Seine neuen Leads strotzen nur so vor Emotionen und Charakter. Unter der Führung von Eric Gorlain, läuft das Royal Philharmonic Orchestra ebenfalls zur Höchstform auf. Obwohl Songs und Vocals aus der Konserve kommen, gibt es also trotzdem genug Kreativität im Arrangement, die die Anschaffung von „Drastic Symphonies“ rechtfertigt.
Too Late For Love?
„Drastic Symphonies“ ist entweder Hit oder Miss. Die originelle Songauswahl und tolle Performance des Royal Philharmonic Orchestras machen einige Schwächen wieder wett. Die Scheibe ist digital und auf Vinyl satte 82 Minuten lang. Das Ergebnis ist, dass auch unterbewertete Klassiker wie das kultige Instrumental „Switch 625“ ihren Platz auf dem Album gefunden haben: Wer eine Alternative zu einer lieblos zusammengeklatschten „Best Of“ will, ist mit dieser Compilation optimal bedient.
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