Def Leppard - Diamond Star Halos

Review

Soundcheck Juni 2022# 5 Galerie mit 26 Bildern: Def Leppard - Tons Of Rock 2019

„DEF LEPPARD? Gibt’s die noch?“ So oder so ähnlich dürfte es im Zuge der Ankündigung des neuen Studioalbums der britischen Rock-Dinosaurier so manchem ergangen sein. Immerhin sind seit dem letzten Longplayer „Def Leppard“ satte sieben Jahre ins Land gegangen. Nun ja, die Herren sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, da kann die Schlagzahl schon mal reduziert werden, ohne dass es dem eigenen Kultstatus unzuträglich wäre. Wie auch immer: „Diamond Star Halos“ heißt das mittlerweile zwölfte Studioalbum der „tauben Leoparden“, deren stilistische Metamorphose von den Anfängen als NWoBHM-Band bis hin zu radiotauglich weichgespültem Hard Rock reicht. Quasi als Entschädigung für die lange Wartezeit gibt es nun 15 neue Songs auf die Lauscher – für reichlich Quantität ist also gesorgt.

DEF LEPPARD machen das Dutzend voll

Jedenfalls scheint das Produkt DEF LEPPARD auch nach über 40 Jahren noch zu ziehen. Das selbstbetitelte Vorgängerwerk erreichte in Deutschland und den USA Top-Ten-Positionen, in Großbritannien Platz elf. Die Erwartungshaltung an „Diamond Star Halos“ war dementsprechend groß. Mit „Kick“, „Take What You Want“ und „Fire It Up“ wurden drei Appetizer vorausgeschickt, die schon andeuteten, dass die neue Langrille mehr oder weniger Altbewährtes zum Inhalt hat. Doch während „Kick“ eine Nuance zu brav daherkommt, entpuppt sich „Fire It Up“ als stimmungsvolle Mitgröl-Hymne, die flott ins Ohr geht. „Take What You Want“ überzeugt mit dröhnenden Riffs und einem Chorus, der auch aus den Glanzzeiten der Band hätte stammen können.

Für Country-Einflüsse sorgt die 27-fache Grammy-Gewinnerin Alison Krauss, die als Gastsängerin fungiert und für einige gemütlichere Momente sorgt („This Guitar“, „Lifeless“). Eine hochdekorierte Country-Ikone zu installieren mag ja nicht die schlechteste Idee gewesen sein, doch wenn schon, denn schon: Ein wenig mehr Präsenz der Dame wäre zumindest konsequent gewesen.

Das balladeske „Goodbye For Good This Time“ qualifiziert sich beinahe, überspannt den Bogen dann aber doch mit zu viel symphonischem Spektakel, das irgendwie sperrig wirkt. Auch das schmalzige „Angels (Can’t Help You Now)“ wäre so verzichtbar gewesen wie ein Schluckauf. Empfehlenswert ist aber definitiv das flotte „SOS Emergency“, eines der Highlights des Albums. Auch das atmosphärische „Liquid Dust“ überzeugt mit orientalischem Flair und einem eingängigen Chorus.

Weniger Masse, mehr Klasse wäre effektiver gewesen

Fast überflüssig zu erwähnen, dass ein Album vom Kaliber „Hysteria“ (1987) oder „Adrenalize“ (1992) heute kaum noch zu erwarten ist. Warum sollte es DEF LEPPARD anders ergehen als anderen legendären Bands, die ihren Zenit überschritten haben? Auch nach mehreren Durchläufen will „Diamond Star Halos“ nicht so wirklich zünden: Das Songmaterial ist solide und erinnert in Ansätzen an die guten alten Zeiten, doch streckenweise fehlt es an Eingängigkeit und Charisma. Hinzu kommt, dass das Album mit 15 Stücken recht überladen wirkt, so dass zu wenig wirklich hängenbleibt. Insbesondere die zweite Albumhälfte zieht sich ohne Hitpotenzial – sieht man von „Lifeless“ mal ab – in die Länge.

Keineswegs zu beanstanden ist die einwandfreie Produktion, wobei alles andere auch eine Überraschung gewesen wäre. Musikalisch werden hier und da zwar auch neue Impulse gesetzt, aber letztlich hat „Diamond Star Halos“ seine besten Momente, wenn die für die Band charakteristischen Elemente zum Vorschein kommen. Dennoch handelt es sich um ein durchwachsenes Album, dessen Qualitätslevel im Schatten des Vorgängers rangiert, die Fangemeinde aber begeistern wird.

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12.06.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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1 Kommentar zu Def Leppard - Diamond Star Halos

  1. Nici67 sagt:

    Kann dem sehr zustimmen. Das Eröffnungsdreierpack (Take what you want, Fire it Up & Kick) ist hammermässig und die Songs gehen gut ins Ohr mit coolen Riffs und Soli. Danach geht es leider steil bergab mit der Qualität, zu den absoluten Tiefpunkten gehören This Guitar, Liquid Dust und das unfassbar nervige U Rok mi. Von dem Rest ist leider nichts wirklich brauchbar, ausser vielleicht Gimme A Kiss.
    Insgesamt eher schwaches Album. Eine EP mit den ersten 3 Songs wäre besser gewesen.

    5/10