Vor zwei Jahren verstarb DEEDS OF FLESH-Frontmann Erik Lindmark, bevor er die Vocals für „Nucleus“ aufnehmen konnte. Das neue Album der Technical-Death-Metal-Veteranen erscheint nun mit einem alten Bekannten und einigen Gaststars am Mikro. Dadurch zollt die Band dem Verstorbenen Tribut, demonstriert aber auch musikalische Stärken.
„Nucleus“ ist ein brachiales Nekrolog
Erik Lindmark und Jacoby Kingston waren von Anfang an dabei. Seit der Bandgründung im Jahr 1993 grunzten die beiden Männer abwechselnd ins Mikro, Lindmark übernahm außerdem die Gitarre, Kingston bediente den Bass. Im Jahr 2007 verließ Kingston DEEDS OF FLESH und kehrte nun zurück, um den gutturalen Gesang zu übernehmen. Zu ihm gesellen sich mehrere erfahrene Kehlköpfe der Death-Metal-Szene.
Dabei handelt es sich um bekannte Namen wie George „Corpsegrinder“ Fisher (CANNIBAL CORPSE) oder John Gallagher (DYING FETUS), aber auch eher bei Genrefans geläufigen Grunzern wie Obie Flett (PATHOLOGY) oder Robbe Kok (DISAVOWED). Jede Stimme aus dem Effeff dem richtigen Sänger zuzuordnen wird wahrscheinlich nur den Experten gelingen.
Dies mag aber auch daran liegen, dass diese Auftritte beim Schreiben der Songs nicht geplant waren. Es handelt sich bei „Nucleus“ nicht um ein Album, bei dem die anderen Musiker den Gaststars eine auf sie abgestimmte Bühne bereiten und die Gast-Stimme vielleicht sogar schon im Kopf hatten. Nein, das Album ist ein brachiales Nekrolog, in dem sich alte Weggefährten von einem Verstorbenen verabschieden.
DEEDS OF FLESH erfüllen alle Erwartungen
Doch „Nucleus“ funktioniert auch ohne diesen Aspekt. DEEDS OF FLESH halten die Fahne des brutalen Death Metal seit mehr als 25 Jahren hoch und gehören zu den Bands, die diesen Stil inzwischen perfektioniert haben. Bislang hat jedes Album der Kalifornier die Erwartungen erfüllt, die Genrefans haben dürfen: Technische Perfektion und druckvolle Riffs, aufgebrochen von vertrackten Gitarren- und Bassläufen.
In dieser Hinsicht enttäuscht auch „Nucleus“ nicht. DEEDS OF FLESH liefern mit dem Album hochwertigen Krach ab, der bei jeder Abrissparty für gute Laune sorgen dürfte. Diese Perfektion ist aber auch ein Manko von „Nucleus“. Das Album enthält gewohnte Kost ohne Überraschungen und klingt zudem selbst für Genre-Standards sehr steril. Dies mag daran liegen, dass die einzelnen Parts von den Musikern jeweils im Home Recording aufgenommen und erst im Mix zusammengefügt wurden.
Ein Leckerbissen für Genre-Fans
Mit „Nucleus“ gelingt DEEDS OF FLESH ein technisch perfektes Album, dem es allerdings an zündenden Ideen fehlt. Die zahlreichen Gastauftritte und die Entstehungsumstände verliehen dem Album zwar eine gewisse musikhistorische Relevanz, die kompromisslose Brutalität dürfte trotz (oder gerade wegen) ihrer Sterilität aber nur Genrefans ansprechen. Diese können aber in der Wertung noch ein bis zwei Punkte draufgeben und ohne Bedenken zugreifen.
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