Décembre Noir - Your Sunset | My Sunrise
Marc Thorbrügge
DÉCEMBRE NOIR sind im Laufe der letzten Jahre zu einer Instanz im überschaubaren deutschen Death-Doom-Reigen geworden. Waren die Songs auf dem letzten Album „The Renaissance of Hope“ direkter und reduzierter als zuvor, präsentieren sich die Thüringer auf „Your Sunset | My Sunrise“ wieder etwas vielschichtiger und melodischer.
Das fällt schon zu Beginn durch den zurückhaltenden, fast schon klagenden Gitarrensound auf, der einiges zur melancholischen Atmosphäre des Albums beiträgt. Wenn aber die Drums die Schlagzahl erhöhen, wirkt er fast schon zerbrechlich und geht neben den knallenden Schlägen völlig unter, was dann unangenehm die Spannung bricht.
„Your Sunset | My Sunrise“ ist ein endloser Trostspender
Diese Probleme im Mix täuschen aber nicht darüber hinweg, dass DÉCEMBRE NOIR als Songwriter noch einmal gereift sind. Mit dem Vorgänger hat sich die Band aufs Wesentliche konzentriert, jetzt gestaltet sie ihre Songs wieder vielschichtiger. Vor allem der dramaturgische Aufbau der Songs kann überzeugen und lässt die Lieder zu kleinen Geschichten werden.
Auch in den Lyrics spiegelt sich der Umgang mit Themen wie Depression, Sucht und Suizidgedanken ansprechender und weniger effekthaschend wider, als bei anderen Bands des Genres. Diese Motive finden subtil, aber nicht zu abstrakt ihren Weg in die Songs und gehen direkt unter die Haut.
DÉCEMBRE NOIR sind schonungslos ehrlich
In diesem Punkt sind DÉCEMBRE NOIR eine schonungslos ehrliche Band. Auch wenn sich in den Texten vereinzelt zaghafte Hoffnung zeigt, enden die Stücke stets in Resignation. Dieser ehrbare aber letztlich auch sinnlose Kampf schlägt sich auch in der Musik nieder. Egal wie auflockernd und fast sogar beschwingend manche Melodie wirkt, am Ende steht immer ein düsterer Ausklang.
Doch gerade deswegen ist „Your Sunset | My Sunrise“ ein endloser Trostspender, der dem Trauerspiel des Lebens einen Sinn in der Sinnlosigkeit gibt. Diese Aufrichtigkeit gelingt der Band authentischer als den meisten anderen Genre-Vertretern. Auch wenn diesen vielleicht noch ein oder zwei mehr eindringliche Hits pro Album gelingen, heben sich DÉCEMBRE NOIR durch musikalisch gekonnt aufgearbeitete intime und verletzliche Momente vom Rest des Feldes ab.
Wiederum nicht ganz die Güteklasse vom „Autumn Kings“ erreichend, ist die hier vorliegende Mucke doch deutlich näher dran an anfangs erwähnter Überplatte, ja womöglich sogar der klassische Grower, sodass ich meine Wertung innerhalb der kommenden Wochen vielleicht werde erhöhen müssen. Fakt ist, dass DN neben Nailed to Obscurity DIE deutsche Band des Genres sind.