Decapitated - Cancer Culture

Review

DECAPITATED haben die geneigten Hörer:innen fünf Jahre auf ein neues Lebenszeichen nach „Anticult“ warten lassen. Was steht anno 2022 auf der Tagesordnung für die polnische Todesbleikapelle? Zum einen soll noch das im Jahr 2021 begangene Vierteljahrhundert Bandbestehen nachgefeiert werden, zum anderen bekommen wir mit „Cancer Culture“ einen munteren Zehner neuer Stücke ins Haus.

DECAPITATED – Präzise aufs Maul

Ein Erwartungen steigerndes Intro eröffnet die Platte, die einem anschließend den Titelsong mit einer höllischen Präzision um die Ohren haut. Die groovigen Anleihen, die schon auf dem letzten Album vorhanden waren, sind hier ebenfalls vernehmbar, es wird aber ebenfalls ordentlich geprügelt und die Stakkato-Riffs gehen gut ins Ohr. Wer es eher klassisch-prügelnd mit verdammt drückender Doublebass mag, ist im Folgetrack „Just A Cigarette“ goldrichtig aufgehoben. An der Instrumentalfraktion ist also alles gut und Sänger Rasta brüllt sich ab Minute eins in gewohnter Death-Metal-Manier die Lunge aus dem Leib.

Kollege Alex Klug nannte „Anticult“ ein Monument des Stillstands, bei „Cancer Culture“ bleibt aber nichts still stehen. Trotz der in den meisten Tracks präsenten Raserei, die zum polnischen Death Metal irgendwo dazu gehört, platzieren sich DECAPITATED eher als tight-technische Version von VADER mit fetten Soli und einem Hauch FEAR FACTORY und LAMB OF GOD.

Sehr spannend ausgefallen ist „Hello Death“, das mit einem Feature von Tatiana Shmayluk von JINJER aufwartet. Hier haben Rasta und sie zwar die Chance verspielt, ihre beiden mächtigen Screams gegeneinander antreten zu lassen, aber der Kontrast zwischen Brutalität und Shmayluks sanfter Klargesangsstimme ist ein sehr gelungener.

Das darauf folgende „Iconoclast“ gehört mit seinem Drive ebenfalls zu einem der Highlights des Albums, was nicht nur an der Beteiligung Robb Flynns (MACHINE HEAD) liegt. „Hours As Battlegrounds“ kommt nicht so richtig zum Punkt. Mit „Last Supper“ klingt das Album versöhnlich aus.

„Cancer Culture“ ist kein schöner Terminus, aber ein gutes Album

Inwiefern DECAPITATED mit ihrem Albumtitel unsere toxische Umgangweise mancherorts anprangern, muss im Lyric-Heft nachgelesen werden. Es ist aber auf jeden Fall ein gutes, abwechslungsreiches Death-Metal-Album mit starken Featuregästen.

20.05.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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