Decapitated - Cancer Culture

Review

Soundcheck Mai 2022# 2 Galerie mit 23 Bildern: Decapitated - Easter Cross 2024

DECAPITATED haben die geneigten Hörer:innen fünf Jahre auf ein neues Lebenszeichen nach „Anticult“ warten lassen. Was steht anno 2022 auf der Tagesordnung für die polnische Todesbleikapelle? Zum einen soll noch das im Jahr 2021 begangene Vierteljahrhundert Bandbestehen nachgefeiert werden, zum anderen bekommen wir mit „Cancer Culture“ einen munteren Zehner neuer Stücke ins Haus.

DECAPITATED – Präzise aufs Maul

Ein Erwartungen steigerndes Intro eröffnet die Platte, die einem anschließend den Titelsong mit einer höllischen Präzision um die Ohren haut. Die groovigen Anleihen, die schon auf dem letzten Album vorhanden waren, sind hier ebenfalls vernehmbar, es wird aber ebenfalls ordentlich geprügelt und die Stakkato-Riffs gehen gut ins Ohr. Wer es eher klassisch-prügelnd mit verdammt drückender Doublebass mag, ist im Folgetrack „Just A Cigarette“ goldrichtig aufgehoben. An der Instrumentalfraktion ist also alles gut und Sänger Rasta brüllt sich ab Minute eins in gewohnter Death-Metal-Manier die Lunge aus dem Leib.

Kollege Alex Klug nannte „Anticult“ ein Monument des Stillstands, bei „Cancer Culture“ bleibt aber nichts still stehen. Trotz der in den meisten Tracks präsenten Raserei, die zum polnischen Death Metal irgendwo dazu gehört, platzieren sich DECAPITATED eher als tight-technische Version von VADER mit fetten Soli und einem Hauch FEAR FACTORY und LAMB OF GOD.

Sehr spannend ausgefallen ist „Hello Death“, das mit einem Feature von Tatiana Shmayluk von JINJER aufwartet. Hier haben Rasta und sie zwar die Chance verspielt, ihre beiden mächtigen Screams gegeneinander antreten zu lassen, aber der Kontrast zwischen Brutalität und Shmayluks sanfter Klargesangsstimme ist ein sehr gelungener.

Das darauf folgende „Iconoclast“ gehört mit seinem Drive ebenfalls zu einem der Highlights des Albums, was nicht nur an der Beteiligung Robb Flynns (MACHINE HEAD) liegt. „Hours As Battlegrounds“ kommt nicht so richtig zum Punkt. Mit „Last Supper“ klingt das Album versöhnlich aus.

„Cancer Culture“ ist kein schöner Terminus, aber ein gutes Album

Inwiefern DECAPITATED mit ihrem Albumtitel unsere toxische Umgangweise mancherorts anprangern, muss im Lyric-Heft nachgelesen werden. Es ist aber auf jeden Fall ein gutes, abwechslungsreiches Death-Metal-Album mit starken Featuregästen.

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20.05.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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9 Kommentare zu Decapitated - Cancer Culture

  1. dan360 sagt:

    Freu‘ mich auf das Ding, ist der Vorgänger nun schon fünf Jahre alt.. 0.o Die drei vorab Songs gehen gut rein, mir gefällt die vermehrt groovige Schlagseite seit „Anticult“ doch sehr. Den Cleangesang in „Hello Death“ der Jinjer Frontdame hätte es für mich aber nicht gebraucht.. bin auf den Rest der Songs gespannt!

  2. dan360 sagt:

    Der Eindruck hat sich bestätigt, das Album hält das starke Niveau durchweg! Technischer ausgefallen als der Vorgänger, dennoch kompakt, verlieren sie dabei nicht das Gespür für nen gewissen Groove, den Decapitated grade bei ihren letzten Outputs auszeichnet und die Songs schneller zugänglich macht. Finde, diesen Spagat bekommt kaum eine Band besser hin. Die absolut fette Produktion tut ihr übriges. Wie vorher schon erwähnt, passt der cleanvocal Gastbeitrag in „Hello Death“ für mich nicht sonderlich, versaut er doch ein wenig das göttliche Riff das im Hintergrund spielt. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – overall 8-9 Pkt.

  3. ClutchNixon sagt:

    Nicht ganz so zwingend wie der Vorgänger (die Guest Vocals braucht niemand), jedoch nach wie vor stark genug um zwei Drittel aller jungen DC Bands mit vollgeschissenen Hosen von der Bühne zu jagen.

    8/10
  4. Vlad_the_Impala sagt:

    Ich finde auch, dass das ein ziemlich starkes Album ist. Strahlt auf mich sehr viel Spielfreude aus. Alle Songs machen mir einfach Spaß.
    Nicht zwangsläufig eine Band bzw. ein Album, welche(s) ich „auf der Rechnung“ hatte… um so erfreulicher, derart positiv überrascht zu werden. Auch die Vocal-Collabs finde ich ausnahmslos gelungen. Hier stimmt m.M.n. einfach sehr viel.
    8,789/10

    9/10
  5. nili68 sagt:

    Ich find’s leider ziemlich scheiße, aber man kann’s eben nicht jedem Recht machen..

  6. Watutinki sagt:

    Schlecht ist das nicht, könnte mir durchaus gefallen, ist mir aber wieder zu glatt produziert, wie nahezu alle Alben auf diesem Label. Wenn es Leute so glatt mögen, bitte sehr, ich dachte es geht hier um Death Metal und nicht Glam Metal. So leider gut, aber der Sound verhunzt und langweilig, für mich.

  7. destrukt. sagt:

    Für mich das beste Album seit Organic Hallucinosis. Bietet alles, was ich mir von einem modernen Death Metal Album wünschen kann. Facettenreicher als alle Vorgänger, sei es leicht schwarzmetallische Anhauch in „Just a Cigarette“, der unfassbare Groove von „Iconoclast“ (Grüße an Misery Index), oder das geniale Songwriting von „Hello Death“. Kein Album für absolute DM Puristen mit Scheuklappen, aber das war von Decapitated auch nicht zu erwarten. Mit diesem Album sind Decapitated definitiv wieder in der Speerspitze des modernen Death Metals angekommen und Contender für Death Metal Album des Jahres.

    9/10
  8. Klodumbo sagt:

    Bin erst jetzt auf das Album gestoßen – und seitdem läuft es durch.
    Für meinen Geschmack fehlt nicht viel zur Zehn. Abwechslungsreich, druckvoll, keine Durchhänger – alles wunderbar.

    9/10
  9. noehli69 sagt:

    ’s is nie zu spät, fettes Teil. Viel Spaß damit 🤘