Decapitated - Blood Mantra

Review

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Ich bin definitiv kein Hörer, der sich vor musikalischen Veränderungen verschließt. Keine Frage, diese sind notwendig und gehören bei den größten Bands zumeist unwiderruflich zum Erfolgskonzept. Dazu eine kleine Anekdote zu meinem Erfahrungshorizont mit den polnischen Death-Metallern DECAPITATED: Bis einschließlich dem 2006er-Werk “Organic Hallucinosis“ ist mir alles bekannt und landet auch in relativer Regelmäßigkeit in meiner Anlage. Nach dem schweren Busunfall, der Sänger Covan zum Invaliden machte und Schlagwerker Vitek sogar das Leben kostete, habe ich den Faden zu den Polen verloren und aktuell erst mit “Blood Mantra“ wieder aufgenommen. Im Vergleich zum letzten Album “Carnival Is Forever“ aus dem Jahr 2011, steht nun mit Pawel Pasek (u.a. MORTUS) ein neuer Mann am Bass und Mlody (u.a. ACCESS DENIED) übernimmt seit kurzem die Felle.

Rein inhaltlich muss jetzt bereits der Satz folgen, der dieser Tage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter vielen Facebook-Beiträgen der Band zu lesen sein wird. Am Cyber-Stammtisch dürfte immer wieder Behauptungen fallen, DECAPITATED seien mittlerweile musikalisch nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und ja, gewissermaßen kann ich diese Aussagen absolut nachvollziehen und angesichts “Blood Mantra“ auch bestätigen. Alleine von der musikalischen Grundqualität arbeiten die Osteuropäer natürlich auf einem guten Niveau und haben auch im Jahr 2014 noch ordentlich Dampf auf dem Kessel. Doch mit wirklichem Technical Death Metal hat das Ganze nur noch rudimentär etwas zu tun, da braucht auch keiner mit dem Thema Modernisierung zu kommen.

Leider klingt nämlich “Blood Mantra“ an vielen Stellen ausgezehrt, schlafmützig und ideenlos. Es fehlen die technisch anspruchsvollen Momente, die mir gleichzeitig den Mageninhalt auf Halbacht drehen. Ich erwarte höllisch fiese Momente und kein genetisch modifiziertes Hündchen, das dann die dritten Zähne fletscht, wenn es vielleicht gerade einmal passt. Der Opener “Exiled In Flesh“ hat etwas von BEHEMOTH auf Alben wie “The Apostacy“ oder “Demigod“ – nur fehlt der Wiedererkennungswert und eine weniger nach modernem Thrash Metal klingende Stimme wie die von Rafal Piotrowski. Auch an anderen Stellen geht leider zu oft die bekannt progressiv avantgardistische Ausrichtung verloren und wird durch unverhohlenes Geschredder ersetzt, das dem Spirit von einer der potenzialträchtigsten Death-Metal-Bands aus Europa schlicht nicht gerecht wird.

DECAPITATED legen für mich zu wenig Wert auf Momente, auf die Symbiose zwischen schierer Brutalität und technischem Anspruch und, ohne platt klingen zu wollen, ein wenig fehlen mir auch die Wurzeln. Zweifellos klingt das nun alles ziemlich miesmacherisch, denn “Blood Mantra“ ist sicherlich noch immer ein überdurchschnittliches Extreme-Metal-Album geworden, das allerdings dem Ruf seiner Macher nicht gerecht werden kann. Wenn das also die neue Ära der Polen untermauern soll, dann habe ich durchaus meine Zweifel.

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22.09.2014

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5 Kommentare zu Decapitated - Blood Mantra

  1. Impaled sagt:

    Perfekt formuliert. Danke, das musste einfach gesagt werden.

  2. Alex Klug sagt:

    Ganz genau so ist es. Stabiles Album, bedenkt man aber, was Decapitated damals mit teils unter zwanzig Jahren für Dinger kreiert haben, macht sich Enttäuschung breit.

    6/10
  3. alex sagt:

    genau so ist es ! Es gab ja auch von den alten fans viele nörgler die carnival is forever doof fanden, mir war klar dass nach viteks tod sich die marschrichtung verändern wird und mir persönlich hat carnival trotz neuer musikalische ausrichtung (moderner, mehr groove) sehr gut gefallen, nicht zuletzt wegen dem tollen drumming von krimh. Blood Mantra wirkt wie der krampfhafte versuch, die marschrichtung von carnival mit dem stil von organic hallucinosis verschmelzen zu lassen, dabei fällt man aber auf die schnauze. immer noch teilweise fies böses riffing, aber keine ideen, das schlagzeug lieblos runtergeblastet, keine überraschungen oder packenden momente in den songs… enttäuschend !

  4. Honksen sagt:

    Für mich eines der besten Alben in 2014 – abwechslungsreich, schnell, hart – und wer die Wurzel zu den alten Alben vermisst der sollte sich nochmals das Stück „Nest“ anhören. Alles da was Decapitated ausmacht.

  5. Honksen sagt:

    Für mich eine glatte 8 im Bewertungsranking.