Gleich zum Anfang, um den Shitstorm von vornherein ein bisschen anzufeuern: Ich habe seit „Torture Pit“ (2005) kein komplettes DEBAUCHERY-Album mehr am Stück gehört. Ja, natürlich weiß ich, dass in der Zwischenzeit eine Menge passiert ist (einzelne Songs auf Youtube oder auf Samplern habe ich mir immer mal gegeben) und ja, irgendwie scheine ich nicht so ganz der Richtige für diese Review zu sein. Wollte aber irgendwie niemand sonst übernehmen. Und nach geschlagenen acht Jahren und vier Alben, die seit meiner letzten Begegnung in voller Länge ins Land gezogen sind, kann man einer Band ja auch nochmal eine zweite Chance geben. Aus den genannten Gründen und weil DEBAUCHERY nunmal eine Band ist, die polarisiert, immer polarisiert hat und wahrscheinlich immer polarisieren wird, habe ich mich entschlossen, diesen Text mal etwas anders aufzubauen.
Zunächst: Was hat sich verändert, was ist beim Alten geblieben?
Gut, ich habe ja von den letzten Alben immer nur bruchstückweise was gehört, aber ich habe auch genug darüber gelesen, um zu wissen, dass es dort um die Vermischung (oder auch die strikte Trennung) von Death Metal und Hard Rock ging – und dieser Kurs wird auf „Kings Of Carnage“ fortgesetzt: Die Songs halten sich meist an klassische Hard-Rock-Strukturen und -Riffs, eben nur tiefergestimmt, die Gitarren verzerrter, die Vocals (meistens) gegrowlt. Mega eingängig, nicht allzu tiefgehend, wenig atmosphärisch, aber immer was dabei, um das Beinchen mitwippen zu lassen und die Stimmbänder zu schänden. Insofern: Alles beim Alten. Allerdings habe ich persönlich solche Facetten wie Akkustikgitarren und ähnliches noch nicht von DEBAUCHERY gehört, auch die deutschen Textteile sind mir außerhalb von Bonustracks neu.
Wann sollte man die Platte im Regal stehen lassen?
Auf jeden Fall schon einmal, wenn man Death-Metal-Purist ist, denn mit Death Metal hat das Ganze, mal von den Vocals und dem Gitarrentuning abgesehen, nicht mehr allzu viel zu tun. Des Weiteren kann denke ich jeder bedenkenlos an „Kings Of Carnage“ vorbeigehen, der bei einem Album Wert auf Atmosphäre, Stimmung, Tiefgang oder ähnlichen Luxus legt. Auch wer gerne gute, durchdachte Textarbeit hört/mitliest (ja, auch im Death Metal ist das möglich) sollte vielleicht eher zu einer anderen Platte greifen, denn die blutigen Rollenspieler- und MANOWAR-Variationen sind sicherlich alles andere als hochgestochen. Titel wie „Demonslayer“, „Killerbeast“, „Blood God Kills“ oder „Victory Awaits“ sollten Bände sprechen.
Wozu eignet sich „Kings Of Carnage“ denn dann?
Für alle Situationen, in denen man Bock auf irgendwo blöde, aber unterhaltsame und eingängige Mucke hat. Nicht umsonst gelten DEBAUCHERY schließlich als Live-Macht – mit diesem Material glaube ich das gerne, denn dazu lässt sich – wie bereits gesagt – prima abgehen, die Hooklines lassen sich prima mitgrölen, die Beats prima mitklopfen. Jap, das passt.
Aber nicht nur auf der Bühne dürfte das abgehen – zur Untermalung auf der Autobahn (gerade aktuell: auf dem Weg zum Festival?), bei der Grillparty unter Metallern oder als Untermalung beim Zocken (zum Beispiel) eines Shooters mit wenig Handlung … das alles sind potenzielle Felder, in denen „Kings Of Carnage“ prima ankommen kann. Zumal da wirklich ein paar richtig, richtig fiese Ohrwürmer bei sind.
Aber ist das nicht genau das, was diese Band mit dem Album erreichen möchte? Das Ziel wäre ja erreicht, warum denn trotzdem „nur“ 6/10 Punkte?
Nun, wir scheinen in letzter Zeit den Eindruck vermittelt zu haben, alles unter 7/10 sei mies und ein Verriss – ist es ja nicht. Sechs Punkte sind immer noch über dem Durchschnitt, leicht mittelmäßig, ja, aber mit Tendenz nach oben, also alles andere als schlecht … nur eben auch nicht der Brüller. Und genau das trifft auf „Kings Of Carnage“ (und vielleicht sogar das komplette DEBAUCHERY-Projekt) zu: Natürlich hat die Band mit diesem Album genau das erreicht, was sie erreichen wollte, nämlich einfache Mucke mit viel Platz für Hooklines und eingängige Riffs zu schaffen, die live und in ähnlichen Situationen gut abgeht – aber eben auch nicht mehr. Man muss ja nicht jedes Mal, wenn sich jemand ein Ziel setzt und erreicht, zum Riesenapplaus anheben. Ein bisschen Applaus muss da auch mal reichen, wenn das Ziel nicht allzu hoch gesteckt war – und den gibt es von mir in Form von sechs Punkten.
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