Deathspell Omega - Fas - Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum

Review

Im angeblich so trendfreien BM-Untergrund sind DEATHSPELL OMEGA wohl die momentan meistgehypte Band. Inwieweit das die Truppe selbst zu verantworten hat, soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren; Fakt ist jedoch, dass man DSO und ihrem neuesten Album „Fas – Ite, Maledicti, in Ignem Aeternum“ beim besten Willen nicht aus dem Weg gehen kann, wenn man BM auch nur ein wenig verfolgt. So hat denn auch jeder Halbinformierte sicherlich schon unzählige Lobeshymnen gehört oder gelesen, die die Scheibe manchmal schon vor der Veröffentlichung zum Besten seit der Erfindung von Wassereis hochjubeln. Dieses Klima macht es unmöglich, „Fas“ wirklich unvoreingenommen aufzunehmen, zu gross ist die Versuchung, entweder im Strom mitzuloben oder schon aus Prinzip in eine absolute Antipose zu verfallen.

Den Jublern muss man sicher insofern zustimmen, als dass das Album wirklich ein ziemlich dicker Brocken ist, dessen Verdauung Einiges an Geduld verlangt. Zwar ist die Scheibe gemessen an den letzten
Veröffentlichungen der Franzosen eher kurz ausgefallen, doch das heisst letztendlich nur, dass DSO fast alle leichter zugänglichen Passagen über Bord geworfen haben. Was bleibt, ist ein widerborstiger Monolith, dissonant, weitgehend auf harmonische Elemente verzichtend, kalt, unnahbar, abweisend. Man stelle sich SOTMs „Antithesis“ auf 78 Umdrehungen und ohne Melodien vor. Das einzige Element, das man „objektiv“ kritisieren könnte, ist der Gesang. Der ist ziemlich eintönig ausgefallen, eine so besessene Darbietung wie auf FMs „Salvation“ hätte eventuell besser zu dem Sturm gepasst, der „Fas“ ist. Allerdings passt der gewählte Ansatz wohl eher zum klinisch-theoretischen Charakter von DEATHSPELL OMEGA anno 2007.

Womit wir auch schon bei dem wären, was mir an „Fas“ etwas Bauchschmerzen bereitet. DSO haben in einem Interview mal gesagt, dass die Texte absolute Priorität hätten, während die Musik lediglich Nummer zwei ist. Das fasst recht gut zusammen, wie die Platte auf mich wirkt: sehr theoretisch, sehr geplant, in ihrer Wirkung sehr mittelbar. Damit mich niemand falsch versteht: Die Franzosen sind grossartige Musiker, und „Fas“ ist ein wirklich gutes, anspruchsvolles Album, an dem es „objektiv“ nicht viel zu bemängeln gibt. Aber die rohe Energie fehlt, die ungezügelte Natur glänzt musikalisch durch Abwesenheit. Vor lauter Geist haben DSO den Körper fast völlig vergessen. OK, vielleicht nicht vergessen. Aber auch wenn sie ihn mit Absicht ignorieren, so muss mir das ja nicht automatisch gefallen. Um es auf eine handliche Formel zu bringen: „Fas“ kann man rein intellektuell wirklich schätzen, aber begeistern kann mich die Scheibe nicht; „Fas“ ist eine schöne Frau, die leider frigide ist.

Was dem Album fehlt, wird besonders deutlich, wenn sich die Franzosen zur Halbzeit des letzten (richtigen) Liedes kurz erbarmen und eine Melodie auffahren, die tatsächlich packend ist. Natürlich ist anzunehmen, dass soviel Anlauf für einen emotionalen Höhepunkt reine Absicht ist, schliesslich macht „Fas“ zu keinem Zeitpunkt einen spontanen oder zufälligen Eindruck. Deswegen an DSO der Wunsch, ein bisschen am musikalischen Gleichgewicht zu arbeiten. Vielleicht bin ich ja ein Banause, aber Weitsprung mit drei Kilometern Anlauf finde ich einfach einen Tick zu künstlich.

07.08.2007
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