Seit geraumer Zeit gilt die französisch-finnische Kollaboration DEATHSPELL OMEGA als eine der führenden Instanzen, was neuartigen Black Metal angeht und veröffentlicht in letzter Zeit kaum ein Album, das (je nach Hörer) nicht entweder großangelegte Lobpreisungen oder erstauntes Kopfschütteln (negative Rezensionen auf hohem Niveau inklusive) genau darüber hervorgerufen hätte.
Bei „Chaining The Katechon“ handelt es sich nur um ein einziges Stück, das aber immerhin 22 Minuten lang ist. Wer jedoch deswegen ausschweifende Zwischenspiele erwartet, liegt falsch. Im Gegenteil, „Chaining The Katechon“ ist konzentrierter und direkter als noch der Vorganger „Fas – Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum“. Dessen subversive, schleichende Schwärze geht ihm ab, nicht jedoch die brutale Bosheit und schon gar nicht die DEATHSPELL-OMEGA-typischen Stilmittel. Durchs Hintertürchen der Dissonanz und harschen Tempo- und Themenwechsel schleicht sich das ein, was oft als Berechnung oder Durchgeplantheit empfunden wird; in jedem Fall arbeitet auch „Chaining The Katechon“ stark mit Einflüssen aus dem Death Metal. Die dunkle Religiosiät und leise Melancholie, die im Schlepptau mit absurden Einwürfen und Harmonien kommt, eröffnen ihm aber eine weitere Dimension, die in der Diskussion um die Kopflastigkeit von DEATHSPELL OMEGA oft übersehen wird.
Auch wenn „Chaining The Katechon“ nicht ganz so schwere Kost darstellt wie manches Vorgängeralbum, weil weniger entrückt, ist es vielleicht nicht die beste Veröffentlichung, um in den dunklen Kosmos von DEATHSPELL OMEGA einzusteigen, weil man nicht so recht nachvollziehen kann, wie sie sich und ihren Stil erfunden haben. „Chaining The Katechon“ enthält in Bezug auf das vorige Schaffen des Trupps nichts Neues, das aber auf überragende Weise. Jedenfalls ein würdiger Einschub im übrigen Reigen des Wahnsinns.
In meinen Augen bewegen sich DsO mit dieser EP wieder ein Stückchen näher der grandiosen "Kénose" entgegen. Groovig, doch wirr zugleich und dabei zu jedem Zeitpunkt weltfremd und stockfinster. Noch einen Zacken besser als das im Nachhinein doch sehr sperrig ausgefallene "Fas-…"!