Deathrite - Nightmares Reign

Review

Soundcheck November 2018# 8 Galerie mit 20 Bildern: Deathrite - The Modern Art of Setting Ablaze Tour 2018 in Stuttgart

Blutigen Old-School Death Metal haben wir speziell von DEATHRITE zuletzt 2015 aufgetischt bekommen – eine liebevolle Ode an die Klang gewordene Knochensäge, die nach dem Vorbild der alten Todesblei-Garde gefertigt war und sich scharfzahnig in unser Fleisch geschnitten hat, auf dass der Lebenssaft nur so floss und die Knochen splitterten. Doch wohin des Weges, wenn dieser erst einmal so ergründet ist wie seinerzeit eben auf „Revelation Of Chaos“?

Die logische Antwort des durchschnittlichen Schlächters würde lauten: Tiefer. Tiefer ins Fleisch, tiefer in die Knochen. Aber das wäre ja langweilig. Macht ja heutzutage jeder, der im Death Metal unterwegs ist und dessen ranzige Ästhetik verfolgt. Und mal ganz salopp gesagt: Viel toter als tot kann man seine Hörer ja auch nicht wirklich knüppeln. Oder zumindest vermutet Unsereins, dass DEATHRITE genau aus diesem Grunde für ihr neues Album „Nightmares Reign“ einen anderen Weg eingeschlagen haben.

DEATHRITE machen den Albumtitel zum Programm

Die Riffs schneiden sich längst nicht mehr so scharf ins Fleisch. Im Gegenteil, ihre Konturen verschwimmen gar leicht, sodass man die unterschwelligen Unterschiede zwischen den beiden Gitarrenstimmen erst beim genaueren Hinhören ausmachen kann. Durch deren Zusammenspiel in Kombination mit besagtem Sound entstehen flächige, mitunter unwirklich anmutende Läufe. Diese sind längst nicht so straff dargeboten wie auf dem Vorgänger, sondern haben dank der locker groovenden Rhythmusfraktion einen eher rockigen Spirit inne mit Hang zur Atmosphäre. Indes spukt Tony Heinrichs hallendes Gefauche förmlich durch die Songs hindurch, fügt somit eine weitere, unheimliche Komponente in den Sound hinein.

Der Effekt: „Nightmares Reign“ klingt weniger brutal und mehr stimmungsorientiert, wühlt die Magengrube also eher auf, anstatt sie zu zersäbeln. Auch die Art, wie die Songs sich Zeit nehmen, wie sie sich förmlich durch das Unterbewusstsein schlängeln und nicht mit der Tür ins (Schlacht-)Haus fallen, verstärkt den Eindruck, dass DEATHRITE eher auf ein stimmungsorientiertes Album abgezielt haben – Mission definitiv erfüllt. Die Tracks üben keinen direkten Zwang auf den Hörer aus.

Und doch fesseln sie ihn dank dieser unglaublich dichten Atmosphäre an die Boxen, dass es fast schon unheimlich ist. Das macht es etwas schwer, einzelne Beispiele heraus zu picken, da sie eben wirkungsorientiert sind – „Appetite For Murder“ und „Bloodlust“ dürften noch zu den eingängigeren Songs zählen. Zum Schluss aber folgt mit „Temptation Calls“ das fast schon absurde Finale, das in psychedelisches Territorium vordringt und den Hörer vor noch mehr Fragen stellt. Im positiven Sinne.

Erstaunlich unterschwellige Kost auf „Nightmares Reign“

Apropos absurd: Dass das alles auf „Nightmares Reign“ so gut funktioniert, schafft die Platte nur im Gesamtpaket. Denn das Klangbild klingt insgesamt sehr vertraut, die Songs an sich sind gar nicht mal so druckvoll geschrieben – wie bereits angedeutet machen sich „Hits“ rar.

Doch es ist diese erstaunlich vielschichtige Ästhetik, mit der alles so gekonnt miteinander verknüpft wird. Der Sound ist einfach durchweg in sich stimmig gestaltet und erreicht damit sein Ziel. Als solches funktioniert „Nightmares Reign“ entsprechend am besten in einem Durchmarsch genossen. Und es macht neugierig, ob und wenn ja: wohin DEATHRITE diesen für sich neu entdeckten Sound weiterführen werden. Falls ja: hoffentlich an einen noch düstereren Ort…

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12.11.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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