Deathcult - Cult Of The Goat

Review

Bevor im Dezember 2017 ihr zweites Album „Cult Of The Goat“ erschien, war es zehn Jahre lang still um die norwegischen Black Metaller DEATHCULT. Aber immerhin waren die Musiker ja nicht untätig – denn immerhin spielen bei der Bergener Formation keine Unbekannten. So bedient Mr. Skagg (GAAHLSKAGG, INFERNAL MANES, Ex-GORGOROTH) höchstpersönlich die Gitarre und das Mikro, TAAKE-Bandkopf Hoest spielt Bass, während DEAD TO THIS WORLD– und INFERNAL MANES-Drummer Thurzur (der Bruder von Skagg) auch bei DEATHCULT hinter den Kesseln sitzt.

DEATHCULT haben das Namedropping nicht nötig

Doch genug des Namedroppings – denn „Cult Of The Goat“ kann auch ganz für sich stehen. Besser noch: Nun haben GAAHLSKAGG ja ewig nichts mehr herausgebracht („Erotic Funeral“ von 2000 war das letzte Lebenszeichen), aber zumindest besser als die letzten Studiowerke von TAAKE und GORGOROTH ist das zweite DEATHCULT-Album allemal. Denn während die ja vor allem hinter alten Großtaten und Meisterwerken hinterherhinkten und Langeweile statt Charme versprühten, besinnt sich das Trio unter dem Banner DEATHCULT nicht nur auf alte, norwegische Tugenden, sondern verpasst diesen einen passenden, modernen Touch und erweitert sie mit dem einen oder anderen genrefremden Einfluss.

„Cult Of The Goat“ hat keine echten Hits – kommt aber manchmal nah ran

Echte Hit-Highlights sucht man auf „Cult Of The Goat“ zwar weitestgehend vergebens, dafür lassen DEATHCULT jedoch mit unterschiedlichen Parts im Laufe des Albums aufhorchen. Exemplarisch sei „Bloodstained Ritual“ genannt, das seinen treibenden Black Thrash mit einer einfachen, aber ultra-eingängigen Gitarrenmelodie unterlegt und sich so langfristig im Gehörgang festsetzt. „Man Versus Beast“ toppt dieses Prinzip noch, lässt die Thrash-Anteile weg und setzt stattdessen auf Uptempo-Gerödel und eine Melodie, die man so eher von finnischen Kollegen à la frühen BEHEXEN gewohnt ist.

Ebenfalls beachtenswert ist „Ascension Rite“, in dem MAYHEMs Attila Csihar seinen kruden, irgendwie klaren, rituellen Gesang beisteuert. Auch eine Violine gesellt sich in diesem Song dazu und stellt ein schickes Gegengewicht gegen den tendenziell eher im wüsten Uptempo einzuordnenden Black Metal in diesem Track dar. Gut anzuhören ist auch „Devilgoat“, in dem DEATHCULT auf klassisch-norwegisches Midtempo und typische Neunziger-Leadgitarren setzen, diese aber mit verschiedenen Elementen aus der skandinavischen Folkmusik und der Klassik paaren, unter anderem kommen eine Akustikgitarre und eine Violine zum Einsatz.

Auch das „klassische“ Norwegen ist mal wieder spannend

Wie weiter oben bereits beschrieben: Von echten „Hits“ im eigentlichen Sinne zu sprechen, das passt nicht so richtig. Denn obwohl DEATHCULT immer wieder Riffs, Leadmelodien, Gesangslinien oder ganze Parts bringen, die wirklich knackig und begnadet klingen, zieht sich das Gänsehaut-Potenzial der einzelnen Kompositionen selten bis zum Ende durch. Trotzdem ist „Cult Of The Goat“ sicherlich eines der spannenderen norwegischen Black-Metal-Alben der letzten Jahre, zumindest wenn man die klassische Szene betrachtet – die Orthodox-Spezialisten à la ONE TAIL, ONE HEAD und DØDSENGEL sowie die Hønefoss-Geröllheimer mal außen vorgelassen.

Das liegt vor allem daran, dass DEATHCULT den klassischen, norwegischen Black Metal nur dezent und nur dort modernisieren, wo es angebracht ist, und diesen nur dort mit anderen Elementen kombinieren, wo es Sinn ergibt. Fans des TAAKE-Debüts und ähnlichen Platten, aber auch Finnland-Enthusiasten sollten mit „Cult Of The Goat“ glücklich werden.

28.02.2018

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