Death - The Sound Of Perseverance

Review

Galerie mit 15 Bildern: Death - Death To All Tour 2013

Mitte der Neunziger Jahre hatte sich Chuck Schuldiner, das 2001 seinem Krebsleiden erlegene Mastermind der Death-Metal-Urväter DEATH, von eben jener Musik, die er rund zehn Jahre zuvor mit auf die Welt gebracht hatte, entfernt – insbesondere die Limitierung des klassischen Todesblei-Gesanges langweilte ihn. CONTROL DENIED wurden 1995 als DEATH-Nachfolger gegründet, um Schuldiners wachsender Vorliebe für Power und Progressive Metal deutlicher Rechnung tragen zu können. Mit „The Sound Of Perseverance“ sollte es 1998 aber doch noch ein siebtes und finales DEATH-Album geben.

Die 2-CD-Reissue des Albums ist die erste in einer Reihe für 2011 angekündigter Wiederveröffentlichungen des DEATH-Kataloges über Relapse Records und fällt zunächst durch ein im Vergleich zur ursprünglichen Nuclear Blast-Veröffentlichung von Original-Künstler Travis Smith überarbeitetes Artwork auf: Während das Motiv beibehalten wurde, wirkt die neue Version mit öligeren, satteren Farben mehr wie ein echtes Gemälde und nicht wie eine Computer-Geburt, macht einen klassischen, stilvolleren Eindruck. Dem passt sich der Rest der Aufmachung an und so finden sich neben Liner Notes von Travis Smith und Gitarrist Shannon Hamm auch unveröffentlichte Fotos aus der „The Sound Of Perseverance“-Ära.

Das neun Stücke umfassende Album wurde remastered, klingt nun nicht mehr ganz so höhenlastig, sondern druckvoller und runder. Streitbar ist und bleibt das Remastern eines Albums aber immer dann, denn wenn das Original nicht als Original erkennbar bleibt beziehungsweise die remasterte Version nicht höchstens als Bonus angefügt wird – denn so wird die Ursprungsversion über Kurz oder Lang vom Neuen verdeckt. Das gilt natürlich auch für das oben angesprochene neue Artwork und alle denkbaren Modifikationen an einem Werk, so gut einem die Neuerungen im Einzelnen auch gefallen mögen.

Dass einige der Stücke für das CONTROL DENIED-Debüt gedacht waren und Schuldiner die komplette Besetzung von dort mitbrachte, hört man „The Sound Of Perseverance“ an: Noch stärker als die Vorgänger seit dem 1991er „Human“ ist es von Progressive und Power Metal durchsetzt, ist (noch) verschachtelter und sperriger ausgefallen. Auch ansonsten markiert das Werk den Endpunkt einer Entwicklung: Schuldiners Gesang, der im Laufe der Jahre immer höher wurde, vernimmt man hier als ein markantes und durchaus passendes, aber leider etwas druckloses Keifen – bei der remasterten Version fällt dieser Kritikpunkt aufgrund des schwereren Sounds aber nicht so sehr ins Gewicht wie beim Original von 1998.
Lieder wie das (verhältnismäßig) direkte und treibende „Bite The Pain“, das im eingängigen Refrain kulminierende „Spirit Crusher“, das akustische und elektrische Gitarren verschmelzende Instrumental „Voice Of The Soul“ oder das besonders komplexe „Flesh And The Power It Holds“ formen ein sich nach und nach öffnendes Album voller virtuoser Riffs und furioser Breaks. Eine Bewertung des Werks ist aber wie immer eine Sache der persönlichen Präferenzen: Death-Metal-Puristen werden sowieso die roheren, weniger komplexen DEATH-Frühwerke à la „Leprosy“ vorziehen, andere sind der Ansicht, dass DEATH zu „Human“-Zeiten mit Steve DiGiorgio, Paul Masvidal und Sean Reinert ihr bestes Line-up besessen und ihren Zenit zwischen tödlichem Vortag und der Morgenröte einer progressiven Zukunft erreicht hatten, wieder andere hingegen sind von den instrumentalen Gaben des DEATH-Abschiedsgrußes restlos begeistert und besingen eine Spielkultur und Ambitioniertheit, die jedoch auf den Vorgängeralben schon in ähnlicher Ausprägung vorhanden war und bei „The Sound Of Perseverance“ somit nicht zum Prädikat „einzigartig“ berechtigt.

Auf der zweiten Scheibe finden sich unveröffentlichte Demo-Fassungen aller Stücke des Albums außer „To Forgive Is To Suffer“ und „Painkiller“, teilweise noch ohne Gesang und Bass. Sie sind, wie es dem Charakter von Demo-Versionen entspricht, noch ein bisschen weniger poliert als die späteren Album-Versionen, unterscheiden sich aber grundsätzlich kaum von diesen.

Bei der Aufmachung der „The Sound Of Perseverance“-Reissue hat man sich mit dem respektvoll renovierten Artwork, Liner Notes und Fotos viel Mühe gegeben, bietet allein dadurch schon einen gewissen Anreiz. Ob man Remastern generell gutheißt, ist Ansichtssache; die klangliche Überarbeitung steht dem Material jedenfalls gut zu Gesicht und die auf der zweiten Scheibe beiliegenden unveröffentlichten Demo-Fassungen stellen für Liebhaber der Platte weiteren Mehrwert dar. So darf man hier eine gelungene Wiederveröffentlichung des letzten, guten, aber sicherlich nicht besten DEATH-Albums konstatieren.

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03.02.2011

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5 Kommentare zu Death - The Sound Of Perseverance

  1. Christoph sagt:

    Die Originalversion habt ihr mit 6/10 abgefertigt, diese hier mit 7/10… Was in aller Welt habt ihr gegen dieses Jahrhundertalbum? Es ist nicht „einzigartig“ genug? Deshalb ist es weniger gut? Oder wie darf ich das verstehen? Naja, wie auch immer… für mich hat die alte als auch die neue Version nur eine Bewertung verdient.

    10/10
  2. Hans-Hubert sagt:

    Ich finde auch andere Death-Alben besser als dieses hier. Zum Beispiel Individual Thought Patterns. Oder Symbolic… Würde diesem hier auch gerade mal 7 Punkte geben.

  3. Herr Møller sagt:

    Ich weiß, ich weiß, „Individual Thought Patterns“ hier, „Leprosy“ da, „Scream Bloody Gore“ hin und her … trotzdem für mich ein klasse Album, von Anfang bis Ende durchdacht und mit wirklich geilen Songs. Dementsprechend gebe ich FuLong recht … ohne die neue Version bereits gehört/gesehen zu haben (wird definitiv nachgeholt), gibt es imo für dieses Album eigentlich nur eine Note: 10/10.

  4. Hans-Hubert sagt:

    Auch wenn ich Christies Drumming hier famos fand, war mir das Album hier einfach eine Spur zu sehr „Schaut her, was wir können!“. Ich liebe Gefrickel – zum Teil Kram, der noch weitaus verspielter und vertrackter und versonstwaster als „TSOP“ ist, aber bei dem Ding hier ist mir alles einfach eine Spur zu konstruiert, zu gewollt, zum ersten Mal allerdings auch zu erwartet. Mir war damals schon klar, dass ein solches Album wie dieses einfach kommen muss, und das war noch nie bei einem DEATH-Album der Fall. Aber auch jenseits der Erwartungshaltung kommt das Album, wenn es um das Zusammenspiel von Qualität, Technik, Songwriting und FEELING geht, nicht an die genannten heran, zumindest nicht aus meiner Sicht. Symbolic > ITP > Human > TSOP. Mit den Sachen vor „Human“ kannste mich heute allerdings komplett jagen. Uhh, ist das gemein, einen eigenen Geschmack zu haben und den auch noch zu äußern. Bah!

  5. Zauberelefant sagt:

    Also ehrlich, „Das haben die schon öfter gemacht“ kann ja wohl kaum der Grund für Punktabzug sein. Meines Erachtens eines der besten Metal-Alben aller Zeiten, auf Augenhöhe mit Master of Puppets, Cowboys from Hell, Screaming for Vengeance, und ähnlichen Dingen.
    Klar, Geschmäcker sind verschieden, aber der kristallklare Sound, das fehlerfreie Spiel, die gleichzeitig eingängigen und komplexen Songs, das alles rechtfertigt nicht nur, es verlangt die Höchstpunktzahl!
    Si monumentum requires, circumspice! Chuck hat sich (nicht nur mit) mit dieser Scheibe unsterblich gemacht. Der würdige Höhepunkt seines Schaffens. Dankt dem Gehörnten, dass wir im Zeitalter elektrisch aufgezeichneter Musik leben dürfen!

    10/10