Nach „The 7th Seal“ benennen die italienischen Schockveteranen wieder ein Studioalbum nach ihrer Stelle in der Diskografie. Die zehnte Platte hört auf den Namen „Ten“, wenn man Streamingdiensten, Onlineshops und Promoter:innen vertrauen mag. Auf dem Cover steht jedoch „X“. Eine Lappalie? Nun, Steve Sylvester ließ der Bemusterung noch ein Statement beilegen, welches ähnlich lang wie diese Review ist, in dem er darlegt, warum diese Zahl wie keine andere Vollkommenheit verkörpert. Daher ist es schon bemerkenswert, dass auf die Schreibweise nicht geachtet wurde. Ob sie die okkulte Konnotation der römischen Schreibweise X oder das ausgeschriebene, englische Wort „Ten“ verwenden.
Auf den Armageddon folgt „Ten“
Mit dieser Scheibe knüpfen die Italiener direkt an ihren Vorgänger „Rock ‚N‘ Roll Armageddon“ an. Dies zeigt sich vor allem an den opulenten Arrangements: Neben der klassischen Rockbandbesetzung gehören auch Synthesizer und Chöre dazu. Es gibt die altbekannte Mischung aus Modern-Metal-Riffs, Epik und stampfenden Drums. Dabei steht auch die Tanzbarkeit der Lieder im Fokus, die gereckte Fäuste und fliegende Haare auf dem Acker in Wacken vor dem geistigen Auge evozieren. Das kommt an einigen Stellen etwas plump rüber, aber verleiht den Songs einen Wiedererkennungswert, da sie sonst zu ähnlich geschrieben sind.
Diese Lieder befinden sich vor allem auf Seite A. Lieder wie ‚Under Satan’s Sun‘ sind extrem eingängig. Dabei profitieren sie vor allem von den eingängigen Melodien im Refrain. Sie machen es sich jedoch nicht zu einfach und gestalten diese einfach grölbar, sondern platzieren dort die verführerischsten Tonabfolgen. Auf der B-Seite wird es abwechslungsreicher. ‚Ride The Dragon‘ versprüht die Hyperaktivität des 2000er-Power-Metals. Dem folgt das mächtiges Epos ‚Suspiria (Queen Of The Dead)‘, das den Nacken automatisch in Bewegung versetzt. ‚Heretics‘ kommt fast ohne E-Gitarren aus und vermag so eine stärkere Westernstimmung zu entfalten.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Aber sowohl der erste als auch der letzte Song der Scheibe widersprechen dieser Einteilung. ‚Black Plague‘ startet für einen Opener relativ langsam und kompliziert. Am Ende steht der heimliche Hit der Scheibe ‚Lucifer‘, der durch seinen brutal eingängigen Refrain punktet und DEATH SS zumindest für einen kurzen Moment der Singbarkeit preisgeben.
Wer DEATH SS schon vorher nicht mochte, wird sich auch durch „Ten“ nicht umstimmen lassen. Sie führen den Sound der letzten Platten fort. Dazu kommt die Tatsache, dass das Material nur bedingt überzeugt: Die Songs sind teilweise zu einfach geschrieben, gleichzeitig pompös produziert wurde und in manchen Momenten etwas verkrampft. Sie haben ein Händchen für wiedererkennbare Melodien, auch wenn diese manchmal klischeehaft ausfallen. Dennoch lässt sich ihnen etwas abgewinnen: Gerade die eingängigen Stücke machen Spaß, wenn nach mehreren Durchläufen endlich der Mere-Exposure-Effekt eintritt. Andere Bands in ihrem Alter kriegen das nicht mehr hin, deswegen ist es schon eine achtbare Leistung.
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