Death Angel - The Dream Calls For Blood

Review

Die letzten beiden DEATH ANGEL-Alben zeigten nach dem etwas missglückten Comeback „The Art Of Dying“ eine wiedererstarkte Band, die nach zahlreichen Rückschlägen in den frühen 90ern sogar auf dem besten Wege war, ihrem Klassiker „Act III“ vielleicht nochmal einen halbwegs ebenbürtigen kleinen Bruder an die Seite zu stellen. So bitter es ist: Auf dem neuen Album „The Dream Calls For Blood“ ist davon nichts mehr übrig. Die Scheibe kratzt ein wenig am Charme der Frühwerke der Band, erreicht aber zu keinem Zeitpunkt deren Klasse, und sie ist von guten Werken wie „Relentless Retribution“ ein ganzes Stück, von genanntem „Act III“ gar Lichtjahre entfernt.

DEATH ANGEL knüppeln sich hier durch einen Old-School-Thrash-Set, der sicher seine Freunde finden wird, der aber in seiner Gesamtheit so bieder, gleichförmig und vorhersehbar klingt, dass man das Album schlicht als ganz gewaltigen Rückschritt werten muss. Es fehlen die wichtigsten Elemente, die die Band in den letzten Jahren zu etwas Besonderem hat werden lassen, und über den Anteil, den der Ausstieg von Gründungsmitglied Andy Galeon daran hat, kann man nur Vermutungen aufstellen. Tatsache ist, dass „The Dream Calls For Blood“ keine herausragenden, klassischen Gitarrenmelodien mehr besitzt, die einen den typischen, DEATH ANGEL-eigenen Spirit versprühen, es gibt abgesehen von ein paar (gähn) Akustik-Spielereien keine Überraschungen, ruhige Momente, die vorher das Highspeed-Geballer ein wenig aufgelockert haben, sind vollkommen Fehlanzeige. Wiedererkennungswert besitzt bei DEATH ANGEL anno 2013 nur noch Sänger Mark Osegueda, und auch an dessen im Thrash-Bereich sehr ungewöhnlichen Stimme schieden sich schon immer die Geister.

Nun ist das Problem keineswegs, dass sich DEATH ANGEL dazu entschlossen haben, ein reinrassiges Old-School-Thrash-Brett aufzunehmen und ihre ureigenen kompositorischen Feinheiten außen vor zu lassen. Die grundsätzliche Legitimität dieses Vorhabens ist unbestritten. Woran dieses Album vor Allem krankt, ist eine erstaunliche Ideenarmut, die Tatsache, dass irgendwie keiner der Einfälle zünden will, weil man alles irgendwo schonmal gehört zu haben glaubt. Ein typisches Problem von Bands, denen man letztenendes ankreiden muss, ihren Zenit überschritten zu haben.

Wer auf Bay-Area-Thrash der alten Schule steht und es mit Innovation und Eigenständigkeit nicht so genau nimmt, der kann sicherlich an einem Teil der Songs gefallen finden. Wer sich den Titelsong, „Son Of The Morning“ oder eins bis zwei beliebige andere Songs des Albums anhört und sich danach ein bisschen mehr Variation erhofft, der dürfte allerdings enttäuscht werden. Wahrscheinlich ist „The Dream Calls For Blood“ kein schlechtes Album, aber es ist das biederste und unspannendste, das ich in diesem Jahr von einer etablierten Band gehört habe.

09.10.2013
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