Seit ihrer Reunion liefern DEATH ANGEL mit beeindruckender Beständigkeit hervorragende Thrash-Alben ab. Dabei besticht die Band um Gitarrist Rob Cavestany und Sänger Mark Osegueda ebenso durch technische Präzision wie griffige Songs. Wer das Haar in der Suppe finden wollte, konnte DEATH ANGEL höchstens vorwerfen, dass sie sich kaum noch weiterentwickeln. Auf „Humanicide“ ändert sich das.
DEATH ANGEL verlassen die bekannten Pfade
Der eröffnende Titelsong schlägt noch in die von „The Evil Divide“ oder „The Dream Calls For Blood“ gewohnte Kerbe. Natürlich lassen DEATH ANGEL in den folgenden 40 Minuten weiterhin brachiale Thrash-Riffs auf den Hörer niederregnen. Doch fügen sie ihrem Sound immer wieder überraschende Elemente hinzu.
In „Immortal Behated“ experimentiert die Band zum ersten Mal mit einem Piano. Der melodische Midtempo-Stampfer arbeitet auf einen treibenden Refrain hin. Vor allem Osegueda brilliert dank mitreißender Gesangslinien. Synthesizer unterstützen die unheimliche Stimmung des Songs. Das Piano-Outro drückt zum Abschluss eine große Ladung Melancholie rein.
„Humanicide“ – eine Thrash-Wundertüte
„I Came For Blood“ wiederum ist ein astreiner Punkrock-Track. Statt durch technischen Anspruch zu beeindrucken, sorgt ein straighter Drumbeat für augenblickliches Kopfnicken. Das Mainriff auf der anderen Seite geht sofort ins Ohr, während der Refrain zum Mitgrölen anregt. Trotz aller Punk-Vibes darf ein virtuoses Gitarrensolo natürlich trotzdem nicht fehlen.
Ein weiterer ungewöhnlicher Song ist „Aggressor“. Hier sorgen DEATH ANGEL für jede Menge Kopfkino. Das Quintett kombiniert rasende Riffs mit sphärischen Synthesizern. Dadurch könnte der Song perfekt in einen Science-Fiction-Film wie „Blade Runner“ passen.
In Gedenken an BLACK SABBATH
Auf „The Dream Calls For Blood“ hatten DEATH ANGEL noch den BLACK SABBATH-Klassiker „Heaven And Hell“ gecovert. In Form von „Revelation Song“ reichen sie auf „Humanicide“ ihre eigene Variante eines solchen Epos nach. Dabei erinnert insbesondere der pumpende Bass an das tighte Spiel von Geezer Butler.
Doch alle Thrasher, die sich bei so vielen Experimenten um den ureigenen DEATH ANGEL-Sound sorgen, können aufatmen. Schnörkellos vorpreschende Songs wie „Alive And Screaming“, „Divine Defector“ oder die Hymne „The Pack“ bestechen mit feinstem Bay-Area-Riffing, wie es eben nur von Rob Cavestany kommen kann.
Kein bisschen müde
Trotz aller neuen Einflüsse und Soundspielereien klingen DEATH ANGEL immer noch nach DEATH ANGEL. Auf „Humanicide“ vereint die Band wieder alle Trademarks, die Fans an der Band lieben. Von Ermüdungserscheinungen findet sich auf der Platte keine Spur. Dafür sind vor allem die zahlreichen neuen Soundelemente verantwortlich. „Humanicide“ klingt nie wie ein Werk von abgeklärten Profis. Stattdessen legen DEATH ANGEL ein erfrischend anderes Album vor.
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