Wow, es gibt tatsächlich noch gute Post-Rock-Alben, die modern klingen und dabei ohne jegliche Emo-Anleihen oder allzu radiotaugliches Gewäsch auskommen. DEAF HAVANA aus England legen uns die Tage mit „Fools And Worthless Liars“ ein genau solches Album vor, und auch wenn die Jungs nach zwei bereits veröffentlichten Platten scheinbar schon eine feste Größe in der englischen Alternative-Szene sind, waren sie mir bisher gänzlich unbekannt. Laut der Band kam es zum Zwist mit dem Label-Riesen BMG, da nach 18 Monaten noch kein brauchbares Material für ein neues Album vorlag. Der Ärger legte sich allerdings, als Frontman James Veck-Gilodi sich in das Haus der Eltern zurückzog und dort innerhalb einer Woche zehn Demos aufnahm. Die kreative Auszeit hat sich scheinbar gelohnt, denn herausgekommen ist wirklich gute Musik.
Mit „The Past Six Years“ wird ganz langsam, in akustisches Gewand gehüllt, auf die kommenden zwölf Tracks eingestimmt, und die haben es in sich. Von kraftvoll wie in „Youth In Retrospect“ über verträumt melancholisch wie in „Hustanton Pier“ bis hin zu dem fast schon punkigen „Filthy Rotten Scoundrel“ ist hier wirklich alles vertreten. Musikalisch bewegen sich die Tracks überwiegend im Midtempo-Bereich, powern aber aufgrund des Gitarrenspiels, das irgendwo zwischen den FOO FIGHTERS, JIMMY EAT WORLD oder auch mal alten BEATSTEAKS liegt, ganz schön. Die Hooklines entfalten zwar erst nach zwei, drei Durchgängen ihre Kraft, begeistern dann aber umso mehr. Veck-Gilodi begeistert bei jedem Song mit seinem äußerst variablen Organ und gibt die Stimmungen, die sich allesamt um Sehnsüchte und Rückblicke eines erwachsen Gewordenen drehen, perfekt wieder. Kleine Überraschungen gibt es immer wieder, zum Beispiel in Form eines weiblichen Gesangsparts in „Little White Lies“, oder gelegentlichen, aber sehr verhaltenen Piano-Einsätzen. Mit „Fifty Four“ gelingt der Abschluss des Albums dann ebenso gut wie der Start, eine kräftige Rocknummer mit sehnsüchtigem Refrain, ohne dabei in die Schmalz-Ecke abzudriften.
Kurzum, „Fools And Worthless Liars“ ist eine rundum gelungene, moderne und eingängige Scheibe, bei der jeder, der auf reifen und durchdachten Rock steht, mal ein Ohr riskieren darf. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber die alten Disziplinen werden hier mit Hingabe und Spielfreude gemeistert, die in jedem der dreizehn Titel rüberkommen. Weiter so!
Hab da jetzt mal reingehört und finde das in der Tat überraschend stark. Zu früh für eine Bewertung, aber…Hollafux. Wunderschöne, melanscholische Melodien haben die Herren.