Deadsoul Tribe - A Lullaby For The Devil

Review

Der Beipackzettel versteht es wirklich, einem dieses Album schmackhaft zu machen. Da ist von mehr Aggression und Härte, einer stilistischen Neuorientierung und der ausgereiftesten DEADSOUL TRIBE-Produktion aller Zeiten die Rede. Nun kennt man ja die Werbe-Sprüche der Plattenfirmen, in diesem Fall wird jedoch genau der richtige Eindruck vermittelt. Ex-PSYCHOTIC WALTZ-Sänger Devon Graves (zu PW-Zeiten noch bekannt als Buddy Lackey) hat sich von den bislang charakteristischen Tribal-Sounds gelöst und gibt sich so progressiv wie nie zuvor.
Fans der vier Vorgängeralben dürfen jedoch beruhigt sein: Im Großen und Ganzen merkt man „A Lullaby For The Devil“ sofort an, wer hier die Fäden zieht. Die bisherigen Trademarks sind nach wie vor vorhanden, wirken aber nicht mehr so sehr im Vordergrund, wodurch das musikalische Gesamtbild weniger eingeschränkt und berechenbar wirkt als in der Vergangenheit.

Bereits der groovige Opener „Psychosphere“ überrascht mit düsterem und aggressiven Gesang. Zwar ist Devon Graves‘ Stimme nach wie vor ein wichtiges Erkennungsmerkmal im DEADSOUL TRIBE-Sound, jedoch zeigt sich der Wahl-Österreicher über die gesamte Albenspielzeit hinweg seltener von seiner ruhig-melancholischen Seite. Der mutige Schritt zu düsterem Flüstergesang („Here Come The Pigs“) und aggressiven Shouts zahlt sich aus und zeigt einen der besten Sänger der internationalen Progressive-Szene.
Darüber hinaus finden sich auf diesem Album nonstop Riffs, für die andere Bands töten würden. Glaubt man nach dem genialen Alben-Highlight „Goodbye City Life“ bereits, die Band hätte hiermit ihr Pulver bereits komplett verschossen, so strafen die nachfolgenden Titel diese Einschätzung Lügen. Zu keiner Sekunde gibt sich die Band eine Blöße. Hier sitzt jeder Ton genau da, wo er sitzen muss, ein schwaches Stück sucht man vergebens.

Mag man beim Intro des Instrumental-Stückes „The Gossamer Strand“ zunächst befürchten, es hier mit einer kitschigen Ballade zu tun zu bekommen, steigert sich das Stück rasch zu einem atmosphärischen Prog-Rock-Stück, in dem die PINK FLOYD-Zitate überdeutlich zu Tage treten. Dazu erklingt hier eine Flötenmelodie, die selbst JETHRO TULL vor Neid erblassen läßt.
Überhaupt setzt Devon Graves sein Blasinstrument noch häufiger ein als je zuvor, ohne dass dabei dessen besonderer Reiz verloren ginge. Überhaupt verdient die spielerische Leistung enormen Respekt. Von den Drums abgesehen hat der Charakterkopf in bester Do-It-Yourself-Manier alle Instrumente selbst eingespielt und das Ganze nebenbei auch noch so produziert, dass keine Wünsche offen bleiben.

Auch wenn das Beispiel vieler anderer Bands überdeutlich zeigt, wie leicht derartige Ego-Trips in die Hose gehen können – im Hause Graves scheint diese Arbeitsweise bestens zu funktionieren. Der Chef verfügt über sein eigenes Studio, in dem er frei von Zeitdruck an neuen Songs arbeiten und diese produzieren kann. Das Endergebnis ist dabei über jeden Zweifel erhaben.
Eine knappe Stunde dauert dieses diabolische Schlaflied und ist doch derart kurzweilig, dass man leicht die Zeit um sich herum vergisst. Und nach dem Erwachen gibt es eigentlich nur den nochmaligen Druck auf die „Play“-Taste, wenn man nicht ohnehin bereits die „Repeat“-Funktion des CD-Players benutzt. Da ich bei diesem Album keinen einzigen Schwachpunkt ausmachen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Höchstnote zu vergeben.

30.08.2007
Exit mobile version