Deadlock - Earth.Revolt

Review

Galerie mit 13 Bildern: Deadlock auf dem Summer Breeze Open Air 2016

Es muss ein riesengroßes Vorurteil (von dem ich übrigens bis zum Genuss dieser Platte auch handfest überzeugt war) aus der Welt geschafft werden: DEADLOCK spielen in keinster Weise Metalcore. Dass sie in diese Schublade gesteckt werden, mag daran liegen, dass sie bei Lifeforce Records, bekanntlich ein Hardcore/Metalcore-Label, unter Vertrag sind, allesamt kurze Haare haben, auf einem reinen HC/MC-Festival wie dem Pressure Fest ein gern gesehener Gast sind, einen Straight-Edge-Vegan-Lebensstil führen und schon eine Split mit den ebenfalls Core-affinen SIX REASONS TO KILL daußen haben.

Doch legt man ihr neuestes Werk „Earth.Revolt“ in den Player fällt es einem wie Schuppen von den Augen: „Das ist Metal und hat nur ganz ganz entfernt etwas mit irgendeinem Core zu tun!“ Viel eher erinnern das Intro „Demonic (Tonus Diabolus)“ und das darauffolgende, mächtige „10.000 Generations In Blood“ an die melodische Schwarzwurzel-Bombast-Epik von DIMMU BORGIR, als sich von HEAVEN SHALL BURN oder HATEBREED beeinflußt zu zeigen. Genauso überraschend und vor allem abwechslungsreich geht es die nächsten, knapp 50 Minuten weiter. Bewegte man sich eben noch in Black Metal-Gefilden, läuft einem auf einmal schwedischer Melo-Death über den Weg, bevor schwermetallisches Stakkato alles in Grund und Boden plättet, nur um getragenen Melodiebögen, chilligen Soundpassagen oder anmutigen Akustikspielereien Platz zu machen. Ebenfalls ins Staunen gerät man, wenn einem zum ersten Mal die engelsklaren, weiblichen Vocals von Sabine Weniger begegnen. Entweder passend ins metallische Gerüst eingewoben („10.000 Generations In Blood“), oder poppig-aggressiv aus ihm herausstechend („Awakened By Sirens“) oder sogar a la SOULFLYs „Tree Of Pain“ soulig angehaucht („Harmonic“), stehen sie stets im Kontrast zu Johannes kraftvollem Keifkreischgrunzen und verhelfen „Earth.Revolt“ so zu einer bipolaren Spannung, die ich bisher nur auf wenigen Platten vernommen habe. Das ausgelutschte „Die Schöne und das Biest“-Prinzip wird von DEADLOCK nämlich kein Stück tangiert. Effizientes und schlaues Songwriting nennt man so etwas im Volksmund und DEADLOCK zelebrieren es par exxellance. Erstaunlich, denn die Jungs sind gerade mal Anfang bis Mitte 20.

Diese Scheiblette sollte demnach von allen Leuten, die mit melodischem Black Metal und schwedischem Todesstahl etwas anfangen können und bei weiblichen Vocals samt Keyboardarrangements keinen juckenden Ausschlag bekommen, unbedingt angecheckt werden. Hard- und Metalcoreler dürfen natürlich auch nach Herzenslust zugreifen.

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13.06.2005

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4 Kommentare zu Deadlock - Earth.Revolt

  1. alarmist sagt:

    Ein sehr gelungenes Album!!!!!! Für mich neben Neaera eines der Melo Death Alben des Jahres1 Ich hab bei vielen Bands den Eindruck, dass sie gerade wegen diesen Metalcore-Boom einfach mit in den Container zu Hatebreed und Co gestopft werden! Caliban schön und gut, die passen da rein, aber z.B. alte Heaven Shall Burn sachen (the Split Programm mit Caliban) haben eindeutig mehr mit Death Metal zu tun. The Black Dahlia Murder oder sogar Leng Tche. man man… Das ist doch alles Melo Death bzw. Death/Grind… Ich hasse dieses Genregequetsche um auf eine Schiene mit aufzuspringen die gerade in aller Munde ist… Naja, zuviel gelabert! Deadlock rocken!!! Kaufen!

    9/10
  2. Anonymous sagt:

    "Das ist Metal und hat nur ganz ganz entfernt etwas mit irgendeinem Core zu tun!"
    Komm, als ob da wirklich irgendein Schwanz den Unterschied hören könnte. Metalcore ist eh nur ein anderes Wort um den guten alten Melodic Death wieder an den Mann zu bringen. Klingt genau wie Heaven Shall Burn (die für mich eindeutig Metal sind), nur in scheisse. Achja, wenn ich "bipolare Spannung" haben will, geh‘ ich ’ne Steckdose auslecken…

    3/10
  3. dornenreich sagt:

    Diese CD rotierte sich mit jeder Umdrehung mehr in mein Herz. Die Nähe zu Heaven Shall Burn kann ich Song- und Komplexitätstechnisch nicht raushören, allerdings haben die beiden Bands eine gewaltig drückende und klare Produktion gemeinsam.

    Deadlock schaffen es, mit viel Gespür für prägnante Riffs, interessante Melodielinien und einer bisher unbekannteren, aber mit einer recht angenehmen Stimme ausgestatteten Gastsängerin, ein Album vorzulegen, welches dem hoffentlich kommenden Nachfolger schon jetzt zum Sprung über die eigene Messlatte animiert.

    Hoffentlich klappt der Sprung auch, aber eine Steigerung nach Oben ist bekanntlich immer möglich.

    5/10
  4. Sylverblack sagt:

    Nachdem Herr anonymous mit seiner unglaublich großen Musikkenntnis und Metalcore-Hasserei quasi den perfekten, konstruktiven Leserkommentar (ja, du hast 100%ig Recht, Deadlock ist eine Coverband, die ausschließlich Heaven Shall Burn-Songs spielt) und dornenreich anscheinend die falsche Punktzahl vergeben hat, versuch ich die Durchschnittswertung mal ein bisschen aufzulockern. Deadlock haben mit diesem Album einen gewaltigen Sprung nach oben geschafft, da mich der Vorgänger doch nicht wirklich überzeugen konnte. Vor allem der geniale Song "10.000 Generations In Blood" konnte mich von der Band total überzeugen. Sabines Stimme wurde gezielt eingesetzt und ergänzt die (leider etwas leisen) Kreischparts von Johnannes perfekt. Ein weiteres Highlight der Platte ist "Awakened By Sirens", das fast vollständig von Sabine (grandios) gesungen wird. Schwächster Song der Scheibe ist meiner Meinung nach "Earth.Revolt", der mir irgendwie gar nicht richtig gefallen will. Der Song ist weder schön treibend, noch so toll atmosphärisch wie zum Beispiel "10.000 Generations In Blood". Zwar ist der Track absolut melodiegeschwängert, doch geht der Schuss irgendwie nach hinten los. Der Rest der Platte bewegt sich auf normalem Niveau und präsentiert schön Deadlocks Genre-Mix, jedoch sind darunter keine so starken Granaten mehr, wie die oben angesprochenen. Insgesamt haben Deadlock ein recht abwechslungsreiches und interessantes Album geschaffen, dass seinen Vorgänger dann doch weit hinter sich lässt. Achja und Deadlock haben mit Metalcore so gut wie gar nichts gemeinsam.

    8/10