„We are a swedish rock band. We shall rock you with our rock.“ DEAD LORD bringen es auf den verdammten Punkt und mit „Heads Held High“ einen zukünftigen Klassiker unter die Leute. Unter die guten Leute, die in Jeans und Leder. Das zweite Album der Männer um Hakim Krim ist für die Zielgruppe eine Offenbarung, weil es DEAD LORD achselzuckend gelingt, aus im Wesentlichen identischen Zutaten güldene Rock-Hymnen zu erschaffen, neben denen die Songs der meisten anderen stumpf katzengolden vor sich hin schimmern.
DEAD LORD reihen sich mit ihren Harmonien und Doppelleads, ihren lässigen und doch eindringlichen Refrains, ihren einfach geschmeidigen und doch brennenden Kleinoden in die Reihe der größten Alchimisten der Stromgitarre ein. Es ist müßig, alle seelenverwandten Rock-Magier der 70er und 80er hier aufzuführen – am deutlichsten jedoch schieben sich beim Feiern von „Heads Held High“ immer noch THIN LIZZY vors innere Auge. Sowohl die hochmelodischen Gitarren als auch der charakteristische, leicht näselnde Gesang von Hakim Krim erinnern an die aufregendsten Momente der Iren zu Phil Lynotts Zeiten. Auch IRON MAIDEN sind in den Leads nicht weit, wobei DEAD LORD (s. o.) natürlich nicht lügen: Sie sind und bleiben eindeutig eine Rock-Band. Bei aller brodelnden Energie ist hier alles flache Bühne und Schweiß. In der Luft ist die Faust, nicht die Pommesgabel, auf der Weste befindet sich ein einzelner Aufnäher und kein Flickenteppich, nichts ist over the top.
Außer halt, dass jeder einzelne Beitrag ein Hit ist. Zwar grätscht kein Song umstandslos in die Magengrube wie seinerzeit „Onkalo“ oder „Hammer To The Heart“, konstant wachsend bauen sich die neuen Stücke DEAD LORDs allerdings mit jedem Hören zu riesengroßen Ohrwürmern auf. Und das gilt für alle 10. Exemplarisch seien die getragene, aber aufrechte Hymne „No Regrets“ mit dem süchtig machenden Zusammenspiel von Leadgitarre und Gesang (nicht nur) im Refrain genannt oder „The Bold Move“, das leise beginnt und sich dann in einen gestreckten Flitzefinger-Saiten-Aufgalopp steigert, wie ihn Gorham, Robertson, Moore oder auch Smith, Murray und all die anderen nicht funkelnder hinbekommen hätten. Nicht zu vergessen der Titelsong, der das Album wuchtig-stampfend mit Powerchords abrundet.
Die Unterschiede von „Heads Held High“ zum schon famosen Debüt „Goodbye Repentance“ liegen dabei im Detail. Auch wenn es etwas nach Phrase klingt: Die warm und „live“ produzierten Stücke auf „Heads Held High“ erscheinen als um Nuancen entspannter, im Detail noch sorgfältiger ausgearbeitet und zudem textlich anspruchsvoller. Mit der halbherzigen Erwärmung des abgestandenen Reste-Eintopfs fader Rock-Klischees zwischen Weiberbeimwettsaufenklarmachen und Sterbenfürnmetal wird hier niemand abgespeist. Unaufdringlich, aber direkt in der Positionierung geht es zwar nicht nur, aber auch um Politik, um Rassismus und überhaupt.
Wenn man sich beim Hören von „Heads Held High“ dazu noch vor Augen führt, was für geile Typen Krim (!), Hedenstrom (!!) und der Rest optisch und von ihrem gesamten Auftreten her sind, dann gibt es endgültig kein Halten mehr. (Wer DEAD LORD schon einmal live erlebt hat, wird den rasenden Puls bei der bloßen Erinnerung bestätigen.) Kurzum: Fast die Höchstnote. Mag der verhasste Lord (Vater, Lehrer, Boss, der Allmächtige gar?) sich im Grabe versuchen, die Ohren zuzuhalten, wer immer er auch individuell sein mag.
P.S.: Nur damit das klar ist: Gegen Heavy Metal, zugepatchte Kutten und Größenwahn insgesamt ist natürlich trotzdem nichts einzuwenden. Meistens jedenfalls nicht.
Kommentare
Sag Deine Meinung!