Dead By April - Let The World Know

Review

Wer sich noch ein paar Löcher in die Zähne hören möchte, dürfte mit dem bis zum Erbrechen glattgebügelten „Let The World Know“ bestens versorgt sein. Das Drittwerk der Schweden DEAD BY APRIL folgt scheinbar einem neuen Zweig aus dem Hause Spinefarm, dem auch schon AMARANTHE angehören: Poppiger Metal (in diesem falle Metalcore), der beinahe krampfhaft auf Chart- und Radiotauglichkeit konstruiert ist.

„Vorhersehbar“ ist dabei noch einer der chamanteren Ausdrücke, die ich für die immer gleich aufgebauten und vor Schmalz nur so triefenden Songs finde. Die härteren Parts wirken dann auch oft nur wie Staffage, um „Let The World Know“ ein bisschen Testosteron zu verleihen; überraschenderweise geht das in einigen Momenten sogar beinahe in Ordnung. Ein paar Sekunden von „Beautiful Nightmare“ klingen nach solidem, modernem Melodic Death Metal, und in „Empathy“ klappt es sogar zwischendurch annehmbar mit den Kleister-Keys in Kombination mit metallischer Härte. Aber Momentaufnahmen einzelner Songs machen ein Album nun wirklich nicht brauchbar. Vor allem dann nicht, wenn sich die restliche Zeit in so qualitativ überschaubaren Bahnen bewegt. Fast schon zwanghaft mixen DEAD BY APRIL nämlich nervigen Kirmes-Electro-Krempel unter ihre Songs, die ich auch auf dem örtlichen Feuerfest hören könnten, wenn ich denn wollte – will ich aber nicht! Ich möchte auch keine totpolierte Eingängigkeit, bei denen auf emotionaler Ebene so gar nichts rüber kommt – im Pop gibt es auch da mit Abstand Besseres. Ironischerweise ist es dann auch das Titelstück, das es beinahe ganz ohne die belanglose Härte-Beimischung, mit viel gutem Willen zu einer gewissen Ohrwurmtauglichkeit bringt – wenn auch nur im Kontext des Gesamtwerks (quasi, das kleinste Übel und so …). Da DEAD BY APRIL augenscheinlich auch kein Fettnäpfchen im Pop-Metal verpassen wollen, gibt es mit „Replace You“ noch die obligatorische Schmacht-Ballade, die eben auf so einem Album enthalten sein muss.

Ich würde zwar nicht soweit gehen, dass „Let The World Known“ ein wohlkalkuliertes und für eine bestimmte Zielgruppe zusammengezimmertes „Produkt“ ist, aber ganz Widerlegen könnten DEAD BY APRIL diese These nicht. Wenn man die Schweden als die „Backstreet Boys des Metalcore“ tituliert, trifft es das ganz gut – nur den unterhaltsamen Trash-Faktor der Boygroup erreichen DEAD BY APRIL nicht. Um endlich zum Ende zu kommen, solltet ihr wirklich erwägen, euch „Let The World Known“ zu kaufen, bucht schon mal den nächsten Termin beim Zahnarzt – der wird sich bei der Rechnungsstellung vor Freude überschlagen. So ein zuckersüßes Album habe ich lange nicht mehr gehört.

 

28.02.2014

Chefredakteur

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