Dead - A Dirty Mind Is A Joy Forever

Review

Willkommen zu 36 Minuten feinster dreckigster Death-Metal-Erotik mit DEAD und ihrem neuen Album „A Dirty Mind Is A Joy Forever“. Seit dem letzten Full-Length-Album sind nun auch wieder fast sechs Jahre ins Land gezogen. Nun ist es endlich wieder Zeit für Unanständigkeiten jenseits der akustischen Verständlichkeit. Es wird gekotzt, gegrunzt und geröchelt, was das Zeug hält. Jaja, die Sinnlichkeit des Death Metal. Apropos: Die neuen Songs kommen deutlich wuchtiger, heavier und irgendwie auch crustiger um die Ecke. Anders ausgedrückt: wie angedeutet klingt „A Dirty Mind“ teilweise fast schon wie reines Death-Metal-Album, das gelegentlich sogar leichte Old-School-Vibes verbreitet.

Dass die Band im (Porn-)Grind verwurzelt ist, hört man dennoch, mal mehr, mal weniger direkt. Es sind in den „subtileren“ Momenten vor allem dicke, fett groovende Slams, die hiervon zeugen. Die stehen dem Sound der Nürnberger sehr gut und bringen die Songs schön zwingend nach vorne. Dazu sind sie klanglich bestens geeignet, um die Obszönitäten und Profanitäten in den Lyrics zu transportieren. Sofern man denn ein Wort versteht ohne Lyricsheet. Death Metal kann so erotisch sein. Davon zeugt übrigens auch der Sound. Der ist schlicht und ergreifend geil, dreckige Gitarren, druckvolle Rhythmik. Passt alles. Ebenso wie die technische Arbeit des Trios, die zumeist simpel gehalten ist, zur rechten Zeit aber mit ein paar gewitzten Kniffen zu überraschen weiß. Seien es Melodien, Soli oder rhythmische Spielereien – sie sorgen für die nötige Abwechslung.

DEAD wieder einmal in Schnacksellaune

Im Intro „Good To Be Back“ wird ebendieses unter belustigtem Gelächter verkündet. DEAD setzen die Keule trocken beim Hörer an und stürzen sich mit dem folgenden „Snakey Brown“ direkt hinein ins Vergnügen. Der Song zeigt bereits den frischen Kurs deutlich an durch seine Heaviness. Die Grooves sind mächtig und drücken ins Gesicht (und in die Lenden). Gleichzeitig macht sich hier eine gewisse Rotzigkeit bemerkbar, die dem Ganzen ein dreckiges Crust-Flair verleiht. „Call Of Beauty“ steht dem in nichts nach, legt aber in puncto Triebhaftigkeit und Groove noch mal eine Schippe drauf. Der Titeltrack legt seinen Fokus wiederum auf rotzige Punkigkeit.

„Ass Metal“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und ist zudem grindiger ausgefallen, hat aber dennoch eine metallische Schwere inne, die dem Song so richtig Druck verleiht. Das zahlt sich zum Ende des Songs aus, wenn die Band kurz das Tempo merklich drosselt für ein paar saftige Grooves, die vom Moment des Tracks profitieren. Nicht minder grindig geht es auf „Risking The Beer MILF“ zu. Zugegeben ein bisschen repetitiv, steuert der Track jedoch auf ein schickes Todesblei-Finale zu, das den Song wieder abrundet und manch eine Todesmetallerbuxe feucht werden lassen dürfte. Auch „Easy Meat“ hat wieder diese punkigen Züge, gibt sich aber deutlich rockiger als seine Vorgänger. „JSTNTHRFCKNGHNGVR“ drosselt das Tempo dann wieder dem Titel gemäß für ein paar schwere Slams, die so richtig schön in Mark und Bein gehen. Dazu gibt es einige fast schon an Doom gemahnende Downtempo-Einschübe, die mit erstaunlich atmosphärischen Melodien ausgeschmückt sind.

Obendrauf gibt es als Schmankerl zwei gelungene Coverversionen. Einmal ist es „Butcher Baby“ von den PLASMATICS, zum zweiten ist es „The Witch“ von THE SONICS. Bleibt zu sagen: DEAD sind wieder da und sie haben Bock. Die Herren besorgen es ihren Hörern mit dreckigem Death Metal, der die Leistenregion beansprucht. (Porn-)Grind-Enthusiasten könnten hier etwas zu kurz kommen, Intellektuelle und andere Belesene sind hier eh fehl am Platz. Aber angesichts der Qualität von „A Dirty Mind Is A Joy Forever“ lässt sich das problemlos verkraften. Denn so erotisch und triebhaft wie hier wird der Death Metal eher selten.

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09.08.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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