De Profundis - Kingdom Of The Blind

Review

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„Kingdom Of The Blind“ heißt das nunmehr vierte Album von DE PROFUNDIS. Die Briten haben sich noch einmal ein Stück weit von ihren Doom-Wurzeln entfernt und verfeinern ihren progressiven, leicht angejazzten Death Metal. Das geht allerdings weniger in Richtung früherer OPETH, eher huldigen DE PRODUNFIS den Klassikern der Marke ATHEIST und – natürlich – DEATH.

„Kingdom Of The Blind“ zeichnet sich vor allem durch die sehr verspielte, zweistimmige Gitarrenarbeit aus. Paul Nazarkadeh und Soikot Sengupta ergänzen sich hervorragend, mal harmonieren beide wunderbar miteinander bzw. unterstützen sich gegenseitig, mal scheinen sie gegeneinander zu spielen – langweilig wird es jedenfalls nicht. Leichtfüßig lassen sie die Gitarren umeinander her tänzeln, was teilweise improvisatorische Züge annimmt. Und es ist mitunter diese Charakteristik, die „Kingdom Of The Blind“ seine jazzige Note verleiht.

Die heimlichen Stars von DE PROFUNDIS sind aber Bass und Schlagzeug. Beide fungieren als das kernig-kantige Rückgrat der Musik. Tom Atherton spielt zumeist erstaunlich lockere Rhythmen und zieht in puncto Tightness nur an, wenn es unbedingt nötig ist, meist bei den flotteren Parts. Dadurch fühlt sich „Kingdom Of The Blind“ einerseits nicht ganz so straff an, wie man das von anderen Vertretern des Genres kennt. Andererseits wirkt das Album gerade durch diese Lockerheit unglaublich real und in keinster Weise gekünstelt.

Aaron McSporran spielt einen Fretless-Bass – gewiss keine Seltenheit im progressiven Death Metal. Dennoch sollten Jazzliebhaber spätestens hier hellhörig werden. Was der Mann am Bass abliefert ist schlicht und ergreifend großartig und reicht ebenfalls ins Improvisatorische hinein – mehr sogar noch als bei den Gitarren. Zwar dringt der gute Mann nie wirklich in experimentelle Jazz-Gefilde vor – auch wenn man ihm das zweifelsohne zutrauen könnte, aber er sorgt für prägnante, dank der Produktion herrlich schön klare Basslines. Obendrauf bekommt er immer wieder Gelegenheit, seine Solokünste zur Schau zu stellen, welche die absoluten Highlights des Albums sind. Man höre beispielsweise „All Consuming“ ab 2:25: Die Gitarren treten in den Hintergrund und liefern melodische wie rhythmische Unterstützung für McSporran, während dieser seinen Viersaiter fast schon morastartig vor sich hinblubbern lässt.

Bleibt noch der Gesang, der zu besprechen wäre. Zugegebenermaßen ist dies der einzige, wenn auch kleine Schwachpunkt von „Kingdom Of The Blind“. Craig Lands Gegrunze macht zwar gut was her und klingt auch richtig fies, etwas mehr Abwechslung hätte aber nicht geschadet. Im bereits erwähnten „All Consuming“ spricht er einige seiner Vocals, und hin und wieder wird sein Gesang durch hintergründige Kreischer verstärkt, selbige hätten aber durchaus öfter in den Vordergrund treten können.

Dank der klaren, definierten aber dennoch ausreichend kühlen Produktion matscht der Sound von DE PROFUNDIS zu keiner Zeit. Auch das Songwriting ist gelungen, sodass es neben vergleichsweise simplen Songs wie dem In-Your-Face-Kracher „Kult Of The Orthodox“ auch komplex verschachtelte Prog-Bollwerke á la „A Strange Awakening“ gibt, die mit vielen Rhythmuswechsel, abgefahrenen Breaks und ausladenden Melodiebögen aufwarten. „Kingdom Of The Blind“ ist ein rundum stimmiges, wenn auch leicht gewöhnungsbedürftiges Death-Metal-Album, das man auf jeden Fall gehört haben sollte. Fast so als hätten sich Chuck Schuldner und Jaco Pastorius im Jenseits getroffen und spontan beschlossen, zu jammen…

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22.09.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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