Daylight Dies - A Frail Becoming

Review

Bisher konnten sie nur geringe Aufmerksamkeitswerte für sich verbuchen, obwohl sie doch zumindest in einer Kategorie die Spitzenposition belegen: Sie sind die wohl schwedischsten Amerikaner überhaupt. Die recht überschaubare Anzahl derer, denen DAYLIGHT DIES ein Begriff ist, wissen nämlich, dass die Fünf aus North Carolina in der Vergangenheit bereits drei Alben melodischen Death/Doom Metals veröffentlicht haben, der ziemlich nah an Klang und Klasse von Mittneunziger-KATATONIA heranreicht.

Auch die vierte Platte „A Frail Becoming“, die nach dem 2008er-Drittwerk „Lost To Living“ wieder einmal recht lange auf sich warten ließ, weckt unmittelbar Erinnerungen an KATATONIA zu „Brave Murder Day“-Zeiten, an verwandte Bands wie OCTOBER TIDE oder SWALLOW THE SUN – ein Eindruck, der sich über die gute Dreiviertelstunde Spielzeit vollkommen bestätigt: Doomig-wuchtige Gitarrenwände sind bei sauberem Sound mit den bekanntermaßen teils wirklich großartigen Melodiebögen und akustischen Passagen verwachsen; neben dem nach wie vor dominierenden harschen Organ hat man den Anteil der wohlgefälligen zerbrechlich-klaren Stimme von Bassist Egan O`Rourke im Vergleich zu früher noch ein wenig erhöht – das darf man als gelungen bezeichnen. Leider kann ausgerechnet jener raue Gesang die hohe Intensität nicht halten; er wirkt zu gezügelt, lässt im Gegensatz zu den ekstatischen Gitarren die absolute Hingabe, den zwischen Wut und Verzweiflung hin und hergerissenen Charakter, vermissen. Wo sind die gepeinigten Schreie einer armen Seele, das wütende Aufbegehren eines Unterdrückten? Kurz: Warum bei dieser emotionalen Musik nur so unpassend kontrolliert?

Schade, dass DAYLIGHT DIES sich durch diese mäßige Sangesleistung selbst ein wenig um die Früchte ihrer Arbeit beziehungsweise ein vollends überzeugendes Werk bringen. Dabei war doch mit dem dicht gewobenen Netz aus schweren Riffs und wunderschön aufheulenden Leads alles angerichtet, eine erhabene Wehmut bei Liedern wie „Sunset“ oder „Hold On To Nothing“ (mit wunderbarem Solo), eine euphorisierende Vehemenz bei „The Pale Approach“ zum Greifen nah. So zeigt sich „A Frail Becoming“ charakteristisch für die Diskographie des Quintetts, das – vielleicht mit Ausnahme des hervorragenden Debüts „No Reply“ – nur Platten hervorgebracht hat, die immer mehr oder minder knapp am stürmischen Beifall vorbeigeschrammt sind.

19.10.2012
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