Day Eleven - Sleepwalkers

Review

Wieder einmal ist es eine finnische Band, die mich überzeugend mitreissen kann. DAY ELEVEN nennt sich die Combo, die bereits seit über zehn Jahren zusammen musiziert und bisher lediglich die Heimat unsicher machte. Doch dies soll sich nun ändern, denn mit „Sleepwalkers“, dem zweiten Album des Fünfers aus Tampere, wird eine überraschend originell klingende, musikalische Brücke aus Grunge, Alternative und Punk Rock der frühen Neunziger zu heute geschlagen.

Selbstverständlich kommen beim Hören des Albums Namen wie NIRVANA, SOUNDGARDEN, PEARL JAM und auch die unvergleichlichen BAD RELIGION in den Sinn, aber Hand auf’s Herz, wann haben es denn PEARL JAM zum letzten Mal vollbracht, eine so wunderbare Dynamik mit einem Gefühl aus Bitterniss und Gleichgültigkeit auf einen Silberling zu pressen? DAY ELEVEN gehen diesbezüglich souverän und völlig unkompliziert zur Sache, so dass die Songs tatsächlich frisch und unverbraucht klingen und durch eingestreute musikalische Exkursionen begeistern, allerdings immer wieder auf die vorhandene Linie zurückzukommen.

Während der Opener „Dissonance Fading“, ein astreiner 3-Akkorde-Punkrock-Song mit Gesangslinien, die an Kurt Cobain (R.I.P.) erinnern, im Aufbau vielleicht noch etwas verworren klingt, legen die nachfolgenden Songs „Message“ und „If Nothing Comes Of You“ mit deftigen Metal-Rhythmen richtig los, wobei hier auch einige grossartige Gitarrensoli zu hören sind. Mit „Untitled“ wird es schliesslich etwas ruhiger und insgesamt lebt dieser Track vor allem von den emotionalen Gesangslinien, verzerrten Backgroundvocals und harten Gitarren. Mein Highlight des Albums ist das extrem grunge-lastige „Blood Runs Thick“, das mit einem sehr eingängigen Chorus brilliert. Perfekt! Auch die letzten drei Songs des Albums, vor allem das ruhige „The Absolute“ mit einem richtig geilen Gitarrensolo, sind nicht übel und können sich durchaus hören lassen.

Vor fünfzehn Jahren hätten DAY ELEVEN mit diesem Album garantiert sämtliche grossen Hallen gerockt, doch obwohl es die Band schafft, sich ein wenig aus der grossen Masse wegen ihrer klaren Arrangements und eingängigen Kompositionen abzusetzen, fehlt auf „Sleepwalkers“ noch das überragende I-Tüpfelchen, um weitere Punkte zu rechtfertigen. Allerdings darf sich jeder, der mit Alternative und den Grunge-Legenden etwas anfangen kann, dieses Album bedenkenlos zulegen. Und egal was die Leute sagen, ich werde jetzt erstmal wieder meine Flickenjeans und die Karohemden aus dem Schrank holen und bei einem weiteren Durchlauf von „Sleepwalkers“ in Erinnerungen schwelgen.

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07.09.2007

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