Chris Black ist ein musikalischer Tausendsassa. Zum dritten Mal meldet sich der US-Amerikaner in diesem Jahr veröffentlichungstechnisch zu Wort, wenn ich mich nicht irre. Nach der Hommage METALUSAFER und dem formidablen zweiten Album von HIGH SPIRITS, steht mit “Night Of The Hammer” nun das bereits sechste Werk der 1995 gegründeten Kultmetaller DAWNBRINGER auf dem Plan. Wer sich aufgrund der Umtriebigkeit von Herrn Black Sorgen um die musikalische Ausrichtung des neuen Albums gemacht hat, der kann beruhigt aufatmen.
Die Melange aus Heavy-, Doom- und Black-Metal ist auch auf der neuen Scheibe allerorts vorhanden, wenngleich die Gewichtung verglichen mit dem Vorgängern ein wenig anders ausgefallen ist. Die Black-Metal-Elemente scheinen, abgesehen von der zwei Minuten Abrissbirne “Not Your Night”, nur sehr sporadisch durch. Dafür tritt der klassische Metal weiter in den Vordergrund. Das wiederum passt besser zum stets melodischen Gesang von Chris Black, der hier ob seiner ganz eigenen Art zu singen immer wieder für Höhepunkte auf dem Album sorgt. Vor allem bei den doomigen Songs wie “Nobody There” kommt seine charismatische Stimme vollends zur Geltung. Ein weiterer Pluspunkt ist auch weiterhin das nonkonforme Songwriting von DAWNBRINGER, das nicht nur verschiedene Stile miteinander verknüpft, sondern auch 08/15-Songstrukturen außen vor lässt. Wer sich mit DAWNBRINGER beschäftigt, muss Zeit mitbringen. Das war schon immer so und hat sich auch auf “Night Of The Hammer” nicht geändert. Dann erst kann man in die Songs vernünftig eintauchen und sich von den verschiedenen Strömungen innerhalb der Stücke leiten lassen. Oberflächlich eingängige Nummern wie “One-Eyed Sister” oder “The Burning Of Home” haben viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Gleiches gilt für Songs wie “Damn You” oder das abschließende, den Hörer mit Beklemmung zurück lassende “Crawling Off To Die”, die aufgrund ihrer Stimmung auch nicht gerade Easy-Listening-Stoff sind. Da sich DAWNBRINGER nie auf einen bestimmten Stil festgelegt haben, mag ich auch gar nicht urteilen, ob “Night Of The Hammer” nun besser als die Vorgänger ist oder nicht. Fakt ist aber, dass sich Chris Black und seine Truppe mit ihrem sechsten Album abermals ein starkes Werk veröffentlicht haben. Ganz wenigen Schwächen (u.a. der MERCYFUL FATE-artige Gesang in “Funeral Child”, der etwas in die Hose geht) stehen abwechslungsreiches Songwriting und ein feines Gespür für Melodien jenseits von Kitsch gegenüber.
Chris Black wurde einmal als ‘der letzte Singer-Songwriter des Metal’ bezeichnet. Insgesamt möchte man hier zustimmen, denn der Mann schafft es – egal bei welchem Projekt – immer wieder packende Songs zu schreiben und den Hörer optimal zu unterhalten. Fans werden “Night Of The Hammer” schon auf dem Zettel haben. Freunde eher kauziger Sounds dürfen ebenfalls ein Ohr riskieren. DAWNBRINGER besitzen im Underground absolut zu Recht Kultstatus, was sie mit “Night Of The Hammer” deutlich unterstreichen.
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