Dawn Of Perception - Fragments

Review

Eines muss man dieser thüringischen Undergroundformation lassen: Vor gerade mal 1 1/2 Jahren als AT THE GATES/DEATH/AMON AMARTH-Coverband an den Start gegangen, offenbaren ihre ersten fünf Eigenkompositionen (+ Intro) ein hohes Maß an technischen Fähigkeiten, einen ausgeprägten Sinn für intelligentes Songwriting und ein ungebremstes Bemühen, keinen Einheitsbrei abzuliefern. Charaktereigenschaften, die in Zeiten, die von blindem Kopiewahn und durch die Bank fehlender, eigener Idendität durchseucht sind, gar nicht hoch genug geschätzt werden können.
So platzieren sich DAWN OF PERCEPTION frisch, keinesfalls fromm, weinger fröhlich und komplett frei zwischen den Stuhlreihen Melodic Death mit progressiven Einschüben und latent durchschimmerndem Power Metal. Die Gitarrenarbeit erinnert oft an IN FLAMES zu „The Jester Race“-Zeiten, aufgepeppt mit vertrackten Breaks, diversen Stimmungswechseln, ruhigen Akustikpassagen und gelegentlichen Geschwindigkeitsanzügen. Allemal abwechslungsreich, versiert und gemessen am Alter der Formation zu jeder Zeit überraschend.
Dass allerdings bei einer im Dezember 2004 gegründeten Truppe im April 2006 noch nicht alles 100%ig rund läuft, dürfte klar sein wie Kloßbrühe. Sieht man über den ein oder anderen holprigen Übergang zwischen verschiedenen Atmosphären und Tempi (z.B. in „Fall“) oder den druchschnittlichen Sound noch gerne hinweg, zeichnen sich allerdings im Gesangsbereich eklatante Schwachpunkte ab. Sowohl den Death-Grunts, als auch dem heiseren Kreischen fehlt die nötige Kraft, das notwendige Volumen und die selbstbewußte Identität, um dem gelungenen Instrumentalfundament die passende Wucht zu verleihen. Ähnlich verhält es sich mit den schwachbrüstigen, cleanen Passagen, die sich zusätzlich kaum ins Klangbild eingliedern wollen und somit jederzeit als Fremdkörper (ebenfalls in „Fall“) wirken.
Trotzdem bleibt festzuhalten, dass dieser Fünfer aus Thüringen mit „Fragments“ ein ambitioniertes Erstlingswerk abgeliefert hat, das einiges an eigenständigem Potential offenbart, was dem deutschen Underground durch und durch gut tun könnte.

20.04.2006

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