David Bowie - The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars

Review

Die Frage, mit welcher Berechtigung „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ auf metal.de rezensiert wird, ist angebracht. Im Gegensatz zu anderen Alben des Starmans handelt es sich bei seinem Durchbruchsscheibe definitiv um ein Popplatte. Da es sich aber um ein Schlüsselwerk des Glam Rocks handelt, welcher unbestreitbar den Metal optisch und musikalisch beeinflusst hat, macht es Sinn, diesen Klassiker auf seinen Metalgehalt abzuklopfen, auch wenn er nicht den Startpunkt des Genres darstellt.

Als Geburtsstunde des Genres wird der Auftritt von T. REX bei Top Of The Pops im Februar 1971 betrachtet, bei dem Marc Bolan Glitzer im Gesicht hatte und Satinhemden trug. SLADE landeten 1972 mit ‚Cuz I Luv You‘ ihren ersten Nummer-Eins-Hit. Bowie indessen war noch mitten in der Entwicklung seines künstlerischen Konzepts. Die Cover von „The Man Who Sold The World“ und „Hunky Dory“ waren schon ein Fingerzeig auf seine androgyne Erscheinung. Letzteres Album entstand zeitgleich mit dem rezensierten Werk und so verwundern die ersten Andeutungen auf „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ kaum.

Im Unterschied zu den Vorgängern ist es als Konzeptalbum angelegt: Ähnlich wie zuvor schon auf „Tommy“ von THE WHO geht es um die Geschichte einer Person, welche die Welt retten will und dabei scheitert. Das Konzept der Scheibe nimmt das Bild des Rockstars mit exzessiven Lebensstil auf. Diese Suche nach einem konkreten Vorbild mutet dabei ein wenig seltsam an, da es in den Vorjahren mit Jim Morrison, Jimi Hendrix und anderen eine Vielzahl an prophetischen betrachteten Rockstars gab, die an ihrem eigenen Lebensstil zugrunde gegangen sind. Ein Schicksal, dass auch Bowie ein paar Jahre nach der Veröffentlichung ereilt hätte.

Dabei thematisiert er den Weltraum wie wenige vor ihm. So ist es fraglich ob Ziggy Stardust nicht nur ein Rockstar, sondern auch ein Außerirdischer ist: So gibt es zwar einen weiteren ‚Starman‘, doch ob er sich mit den in ‚Moonage Daydream‘ genannten „space invader“ selbst als Alien preisgibt, wird nicht ganz deutlich. Die Texte sind von einer gewissen Inkonsistenz geprägt: Bowie verkörperte zwar Ziggy Stardust, singt aber hauptsächlich in der dritten Person von ihm.

Das Album hat eine balladeske Grundstimmung, die sich vor allem auf der A-Seite manifestiert. Sei es durch das schunkelnde Eröffnungsdoppel ‚Five Years‘ und ‚Soul Love‘, den Hit ‚Starman‘ oder das exzentrische ‚Moonage Daydream‘. Auf der B-Seite setzt sich diese mit dem melancholischen ‚Lady Stardust‘ und dem dramatischen ‚Rock ‚N‘ Roll Suicide‘ fort, doch es stehen einige Rocksongs zur Seite. Im Gegensatz zu einem späteren Entwicklungsphase des Glam Rocks sind die Songs noch arg am 50er-Jahre Rock ‚N‘ Roll orientiert. Wobei Songs wie ‚Suffragette City‘ es trotzdem nicht an Hektik vermissen lassen.

Ziggy Stardust greift Bekanntes auf und setzt eigene Akzente

Wie zuvor THE WHO gelingt es BOWIE hier, eingängige Musik um progressive Elemente anzureichern. In erster Linie erfolgt das über den opulenten Sound, der sich an seiner Fülle durchaus von PHIL SPECTOR beeinflusst zeigt, aber auch Momente zur Ruhe bietet. Doch auch die Form des Albums trägt dazu bei. So ist ‚Rock ‚N‘ Roll Suicide‘ vor allem als musikalische Finale konzipiert und nicht als alleinstehender Song. Wobei ihm das Kunststück gelungen ist, mit ‚It Ain’t Easy‘ sogar einen Coversong in die Tracklist zu integrieren.

Und so macht es wahrscheinlich am Ende des Tages wohl nicht so viel Sinn auf musikalischer Ebene nach Einflüssen für den Metal zu suchen. Ein härterer Sound kam erst später mit SLADE und Konsorten, doch Marc Bolan und DAVID BOWIE legten den Grundstein für die kulturelle Erscheinung. Trotz der unbestrittenen Qualitäten der Scheibe war es wohl eher die kulturelle Erscheinung des androgynen hedonistischen Außerirdischen, die auf die verschiedene metallischen Stile gewirkt hat.

16.06.2022
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