Das Kammerspiel - Wege

Review

DAS KAMMERSPIEL – ein intellektuell klingender Bandname, “Wege“ ein Albumtitel mit ebensolcher Eigenschaft. Dahinter steckt Dirk Rehfus, welcher unter anderem bei GRABNEBELFUERSTEN oder ALLVATERS ZORN mitwirkt. Soweit eigentlich nichts Neues, nur nähert sich Dirk mittlerweile schon stark an den etwas konventionelleren Black Metal an. Gelegentliche, auch ausufernde Ausflüge auf selten beschrittene Pfade (im musikalischen Sinne) gibt’s immer noch, jedoch versucht dieses Album wirklich alles, um nicht nur mir das Hören und Verstehen schwer zu machen.

Angefangen bei einem Intro namens “Spurwechsel“, das die Erwartungen ziemlich hoch anlegt. Dann der erste Bruch, kein “Wumms“ leitet den ersten Song ein, sondern zaghafte Gitarrenklänge, die sich erst nach und nach zu einem Klang entwickeln, den man als “Metal“ bezeichnen könnte. Die Produktion ist ziemlich matschig, wirkt wie hastig eingespielt und unsauber abgemischt, Black Metal hin oder her. Der Gesang ist stark gewöhnungsbedürftig, zwar definitiv Dirk aka “Sturm Deiner Winter“, jedoch viel kauziger, viel undeutlicher und nicht zuletzt stark im Soundbrei untergehend.

Dann sind da die Riffs, die über weite Teile ebenfalls hastig zusammengeschustert wirken – und gerade hier kommt der Knackpunkt. Denn in manchen Momenten werden plötzlich vermeintlich primitivste Rifffetzen umgewandelt in genialste Melodien, die Drums variieren nur ein klein wenig den Rhythmus und schon wird aus dem hässlichen Entlein ein wunderschöner Erpel! Aber Achtung: solche Momente wiederholen sich eben auch in die umgekehrte Richtung! Man höre nur „Mein Universum“, den Neunminüter, der wirklich alles zu bieten hat, was an Qualitätsspektrum im Metal zur Verfügung steht, aber ab etwa dreieinhalb Minuten unaufhaltsam in die Champions League marschiert.

Das Wechselspiel von Weltklasse und Kreisklasse zieht sich durch die gesamten 6 Songs, so dass man zum Schluss nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll – oder ob die Verzweiflung eher von der Genialität des Werkes oder von den völlig misslungenen Szenen herrührt. Doch irgendwann, nach mehreren Durchläufen, erkennt man, dass diese Sperrigkeit gewollt ist, ja sogar sein muss! Wie Oscar Wilde einst so treffend bemerkte: “Wenn die Kritiker sich streiten, ist der Künstler mit sich im Reinen“. Wenn sich jeder Kritiker jedoch innerlich schon so streitet wie ich, dürfte Dirk demnächst zum Dalai Lama ernannt werden. Zumindest der der Metalszene.

22.12.2009

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