Das Kammerspiel - Das Kammerspiel

Review

Obwohl DAS KAMMERSPIEL keinen einzigen E-Gitarren-Ton, keinen Snareschlag, nicht einmal überhaupt irgendein Instrument härteren Klanges beinhaltet, hat es trotzdem seine Erwähnensberechtigung auf dieser Seite: DAS KAMMERSPIEL ist das ambiente/neoklassische Soloprojekt des GRABNEBELFÜRSTEN-Sängers Sturm Deiner Winter.

Dass der Mann Metal machen kann, und dazu äußerst kreativ und innovativ, hat er auf mittlerweile drei Alben und einigen Demos zur Genüge bewiesen. Wie steht es aber mit seichten Klängen? Man erinnert sich an diverse Intros und Zwischenstücke auf den GNF-Alben und ist sofort wieder im Thema: vom Klavier getragene, auf den ersten Blick seichte Stücke, die mehr vorbeiwehen, als dass sie Eindruck hinterlassen. Das trifft auf die schlicht „Eins“ bis „Sechs“ betitelten und sehr unterschiedlich langen Tracks dieser Debüt-CD ebenso zu.
Was jedoch nicht wirklich zu der guten halben Stunde auf dieser CD passt, ist eben das Attribut „seicht“. Auch wenn die Melodien sparsam gesät, die Instrumentierung nur mit Klavier, selten Streichern, einigen fremdartig-synthetischen Klangfärbungen und gekonnt akzentuierenden Effekten spartanisch ist, so wühlt „Das Kammerspiel“ doch auf. Abseits der allseits begangenen Ambient-Pfade, in denen entweder Verstörung oder Entspannung gesucht wird, und auch weit entfernt von pseudo-anspruchsvollen Neoklassik-Klimper-Projekten ist dieses Album einfach nur schlichte, aber sehr schöne Musik, die beim Hören melancholisch, im Nachklingenlassen traurig, aber hoffnungsvoll stimmt. „Das Kammerspiel treibt das rastlose Herz in die Ruhe, die es gab, zurück“, heißt es in einer der äußerst seltenen Vokalpassagen, in denen Sturm Deiner Winter ein paar zum Nachdenken anregende Sätze mit seiner unverkennbaren Stimme spricht. Und da wird einem doch ein wenig bewusst, wie wenig man sich treiben lässt, und wie wenig man mit rastlosem Herzen mitbekommt von einer Welt, die eine Menge Berührendes zu bieten hat – so berührend wie die sechs Stücke auf diesem Album und noch viel berührender.

Zwischen finsterem Black Metal und Schlachthof-Grindcore, da kann mir niemand das Gegenteil weismachen, tut solch ein Album einfach mal gut. Dass zu wenige das wissen zeigt, dass „Das Kammerspiel“ in nur 300 Exemplaren aufgelegt wurde und ausschließlich beim Label erhältlich ist.

05.12.2006
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