Darkwater - Human

Review

Dass Progresive Metal mitunter nicht zur leichtesten Kost gehört, dürfte Kennern des Genres zur Genüge bekannt sein. Die Schweden von DARKWATER scheinen sich darüber auch nicht weiter den Kopf zu zerbrechen und liefern ihren Fans mit „Human“ ein Werk, das vor anspruchsvoller Detailverliebtheit schier überbordet. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, lässt das Album früher oder später eine gewisse Langeweile aufkommen.

„Human“ – Düstere Monotonie

Die hohe Kunst des Progressive Metals besteht in vielerlei Hinsicht darin, komplexe Arrangements, technische Fingerfertigkeit, mitreißende Melodien sowie ein gewisses obligates Pathos stimmig unter einen Hut zu bringen. Dies gelingt DARKWATER auf ihrem brandneuen Album unglücklicherweise nur in Ansätzen. Komplex sind die zumeist an die zehn Minuten grenzenden Songs zwar allesamt, und ihre wahrhaft virtuosen Fähigkeiten demonstrieren die Schweden hier im großen Stil. Dennoch: Richtige Spannung oder gar Emotionen lässt das Album nur vereinzelt wirklich aufkommen. Zumindest teilweise dürfte dies auf die doch sehr homogene Natur der zehn Tracks zurückzuführen sein, allesamt mehr oder minder ähnlich wgeartete Midtempo-Nummern.

Die auf „Human“ vorherrschende melancholisch-düstere Grundstimmung tut ein Übriges, mag zwar zu einer Band mit dem Namen DARKWATER passen, fühlt sich aber spätestens ab der Mitte des Albums allmählich lästig ausgetreten an. Dies soll nun keineswegs heißen, dass was die Scheibe zu bieten hat, schlecht sei. Nur leider ist es eben zu viel vom Gleichen. Der Vergleich mit SWALLOW THE SUN und ihrem ewigen Weltuntergangs-Pathos, das irgendwann auch einfach nicht mehr ernst genommen werden kann, drängt sich hier auf.

DARKWATER – Zwischen KAMELOT und SEVENTH WONDER

Dass DARKWATER eine äußerst talentierte Truppe sind, steht dabei außer Frage. „Human“ offenbart ein hohes technisches Können der Band, und auch die songwriterischen Fähigkeiten der Schweden können bis zu einem gewissen Grad nicht verleugnet werden. Wäre da nur etwas mehr Sinn für Abwechslung! Dass dem nicht so ist, ist wirklich schade, denn die Produktion des Albums ist als schlichtweg perfekt zu bezeichnen. Soundtechnisch gehört „Human“ mithin zum Besten, was man im Bereich Progressive Metal seit langer Zeit gehört hat, wenn auch mancher Elitist den Klang des Albums als ‘überzüchtet‘ empfinden mag.

Die ersten Tracks machen durchaus noch Spaß. Bei „In Front of Me“ etwa fühlt man sich positiv an DREAM THEATER erinnert, und die Single-Auskoppelung „Alive Pt. II“ bietet einen weiteren kleinen Höhepunkt. Irgendwann aber setzt dann doch ein gewisser Frust über das Fehlen eines tatsächlichen Spannungsbogens und wirklich packender Melodien ein. Ab diesem Punkt verschwimmt der Rest des Albums zu einem (man verzeihe mir das Wortspiel) einheitlich dunklen Wasser, dessen Wogen gleichmäßig, niemals aber allzu hoch gehen. Wer KAMELOT zu wenig proggy, SEVENTH WONDER zu pathetisch findet, dürfte an der Scheibe trotz allem seine Freude haben, denn nach dem Hänger in der Mitte bringen“Turning Pages“ und „Light of Dawn“ ein äusserst gelungenes episches Ending.

„Human“ – kein Meisterwerk aber solide

Der extrem starken Produktion zum Trotz, ist „Human“ kaum das Meisterwerk geworden, auf das DARKWATER-Fans gewartet haben. Die Tracks, allesamt als solide zu bezeichnen, klingen dafür einfach zu homogen. Insbesondere im Mittelteil des Albums ist kaum etwas wirklich Memorierbares vorhanden. Schade, denn Anfang und Ende der Scheibe sind wirklich stark.

Review von Luca Schmid

26.02.2019
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