Darkthrone - F.O.A.D.

Review

Genaugenommen gibt es keine Band, die sich ein Album wie „Fuck Off And Die“ erlauben kann. Es gibt aber vermutlich auch keine Band, die ein Album wie „F.O.A.D.“ aufnehmen kann. Das können und dürfen nur DARKTHRONE. Dass sie es können freut mich für sie, dass sie es aber tatsächlich tun, finde ich desillusionierend. Metal-Lebensart auszudrücken, dreckig und rotzig zu klingen, seinen Krempel selber aufzunehmen und sich mit der Produktion keine große Mühe zu geben ist alles nicht weiter schlimm und wäre erträglich, auch als Black-Metal-Veteranen – aber solche Songs aufs Parkett zu bringen, das ist zu viel. Beziehungsweise: das ist eher viel zu wenig. Zumindest für mich.

„These Shores Are Damned“ springt als Opener noch halbwegs nachsichtig mit dem Hörer um, hat ein, zwei prägnante Trademark-Riffs und hätte auch gut noch auf „The Cult Is Alive“ Platz gefunden. Mit „Canadian Metal“ werde ich auch langsam warm, der Song ist immerhin schmissig, auch wenn Fenriz‘ Gesang nichts weiter als ein schlechter Witz ist. „The Church Of Real Metal“ macht dann deutlich, worum es DARKTHRONE jetzt offenbar geht: die allwissenden Metalopas mit der umfassendsten Rar-Kvlt-Metalplattensammlung der nordischen Hemisphäre zu sein – und das auch noch jedem aufs Auge zu drücken. Selbst das Booklet macht nicht davor Halt, die Besserwisserei quillt zwischen den Seiten geradezu hervor: Jeder Song ist ein Tribut an irgendwas, ein Song im Geiste von irgendwas anderem, ein Song zu Ehren von noch irgendwas anderem. Sind DARKTHRONE-Songs nicht mehr einfach DARKTHRONE-Songs, sondern Werkzeuge zum Predigen? Scheint fast so.

„The Banners Of Old“, „Splitkein Fever“ oder das lachhafte „Raised On A Rock“ wollen zwar heavy sein, sind es aber d.e.f.i.n.i.t.i.v. n.i.c.h.t.! Das mit großem Abstand unnötigste und, entschuldigt die Direktheit, beschissenste Stück ist aber der Titeltrack (Fenriz gibt hier den Höhepunkt seines gesanglichen Nichtkönnens zum Besten), das vermutlich nicht mal als Crustpunkliedchen Eindruck machen würde, so uninspiriert und harmlos ist’s. Etwas nichtssagenderes an Songmaterial haben die beiden nicht mal auf dem ziemlich schwachen „Plaguewielder“ abgeliefert. „Pervertor Of The Seven Gates“ und „Wisdom Of The Dead“ machen das immerhin ansatzweise wett. „Pervertor…“ hat „Panzerfaust“- und „A Blaze…“-Feeling, den typischen Groove und ein Riff, das endlich positiv eingängig ist, und wird somit zum besten Songs des Albums. Das schon auf der „N.W.O.B.H.M.“-Mini-CD zu findende „Wisdom…“ ist immer noch charmant, weil es nordisch, kalt und poltrig klingt. Das war’s dann aber auch schon.

Mir erschließt sich jedenfallls nicht, warum auf diesem Album so viel Schrott und nur vier wirklich hörenswerte Songs sind, die zur Hälfte auch noch ans Ende verfrachtet worden sind. Allerdings ist das nicht das Einzige an dieser Platte, das sich mir nicht erschließt. Ich komme zu dem Schluss, dass ich die Attitüde, nach 20 Jahren Musik auf sämtliche Erwartungen und hohe Ansprüche zu scheißen, den alten Zeiten nachzutrauen und sich von altem Metal inspirieren zu lassen durchaus sehr verständlich finde. Sogar, dass die beiden gerne ihren Lebensunterhalt damit bestreiten möchte finde ich in Ordnung. Völlig unverständlich ist, dass dabei so ein Quark rauskommen muss, dass alle Songs verschieden produziert sind, und dass das von einigen Seiten so abgefeiert wird. Aber: man muss ja nun auch nicht alles toll finden.

Weitere Meinungen zur Scheibe findet Ihr hier.

27.10.2007
Exit mobile version