Darkspace - Dark Space -II

Review

Die letzte Veröffentlichung von DARKSPACE liegt fast zehn Jahre zurück und es war, abgesehen von vereinzelten Live-Auftritten, still um das Schweizer Trio. Das lag vermutlich nicht zuletzt am Ausstieg von Bandmitbegründerin Zorgh im Jahre 2019. Jetzt nähern sich die „Space Addicts” Wroth und Zhaaral zusammen mit Neuzugang Yhs wieder unserem Orbit und fügen ihrer Odyssee im Weltall ein weiteres Kapitel hinzu. 

Oder ein Prequel? Denn nach ihrer Nummerierungslogik (so es denn eine gibt) müsste das Stück älter als das Demo von 2002 sein. Zumindest aber markiert „Dark Space -II“ eine Komposition „außer der Reihe”, da sie auch musikalisch nicht zwingend an „Dark Space III I” anschließt.

„Dark Space -II“ – Geduldsspiel oder Klang-Epos?

Das sechste DARKSPACE-Release ist zudem ein One-Track-Album, was manchen schon dazu verleitet, gar nicht erst weiterzulesen. Lange Songs sind im Kontext der Band nicht ungewöhnlich, aber der Koloss „Dark -2.-2” übertrifft mit seinen 47:12 das bisher längste Stück „Dark 4.18″ noch einmal um gut 20 Minuten.   

Dementsprechend lässt sich das Opus in seinem Aufbau Zeit. Die ersten Minuten sind geprägt von einer bandtypischen Sci-Fi-Geräuschkulisse und düster-wabernden Synth-Sounds. Eine Stimme wie aus einer Logbuch-Übertragung rezitiert aus dem „Gesetz des Einen“, den dokumentierten telepathischen Dialogversuchen dreier Paranormalitätsforscher mit den außerirdischen Wesen von Ra. Die metaphysischen Ansätze, wie der einer intelligenten Unendlichkeit, passen perfekt in DARKSPACEs Themenkosmos.  

Nach zwei Minuten ertönt der erste Herzschlag der Drum-Maschine, bevor sich allmählich die erste Riffwand aufbaut. Angetrieben von den pulsierenden Beats zieht sie sich stoisch, repetitiv und überlagert von Interferenzen über die nächsten Minuten, bis sich Gitarren, Drums und Sphärenklänge zu einer mächtigen Einheit verbinden. Darüber breitet sich eine dichte Keyboardfläche mit einer subtil angelegten Melodie aus.

DARKSPACE beherrschen sonore Dunkelheit

„Dark -2.-2” ist wellenförmig arrangiert, wobei die gitarrenlosen Zwischenparts kontinuierlich Energie absorbieren, die sich anschließend in schwerem Riffing und in den harschen Vocals aller drei Bandmitglieder wieder freisetzt. Angebahnt von einem sich penetrant wiederholenden Lead und schwirrend-oszillierenden Soundeffekten überrollt den Hörer ab Minute 33:25 eine monströs-spacige Death-Doom-Blackgaze-Ambient-Welle. 

DARKSPACE spielen zielsicher mit der Dynamik der eingesetzten Elemente und setzen effektive Earcatcher – und seien es nur simple Gitarren-/Keyboard-Tonfolgen – sodass über die lange Spielzeit kein Gefühl von Monotonie aufkommt. Zwischendurch hört man immer wieder Fetzen der Übertragung vom Anfang.   

„Dark -2.-2” besitzt nicht das aufbrausende Wesen seiner Vorgänger, wirkt stellenweise fast doomig. Es ist im Kern beherrschter und transportiert die DARKSPACE-eigene Finsternis auf eine distanziert-erhabene Art.

47 Minuten düsteres Kopfkino

Es fällt schwer, sich nicht in ausschweifender Weltraum-Metaphorik zu ergehen, denn DARKSPACE erschaffen mit ihren hypnotischen Soundlandschaften unweigerlich verstörende Visionen von dem, was wir nicht erfassen können. „Dark Space -II“ bildet da in seiner etwas anderen Ausprägung keine Ausnahme.  

Es wurde schon oft und aus gutem Grund geschrieben: Auf DARKSPACE muss man sich einlassen. Klassische, genrekonforme Strukturen sind nicht Teil ihres konsequent umgesetzten Konzepts. Sie sind ein Gesamtkunstwerk, was man vor allem bei ihren Live-Performances spürt.   

„Dark Space -II“ endet mit dem Satz „This is due to imperfection in design.” – ein kleines Understatement in Ehren …

11.02.2024
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