Darkher - The Buried Storm

Review

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Gut Ding will Weile haben. Und lange hat sich die Veröffentlichung dieses hier vorliegenden Albums hingezogen, ein Album, das sicher nicht wenige heiß erwartet haben. Denn: Mit „Realms“ lieferte die britische Gothic-Doom-Singer/Songwriterin DARKHER 2016 ein beeindruckendes Vollzeitdebüt ab. Dann hat es von da bis jetzt, 2022, gedauert, bis Jayn Maiven endlich neues Material folgen ließ. Nun ist „The Buried Storm“ endlich da und muss natürlich auch erst einmal den immensen Erwartungen standhalten, die nach so einem Full-Length-Einstand und der langen Wartezeit von ganz alleine kommen.

DARKHER fährt den Metal-Anteil zurück

„Realms“ war seinerzeit eine gelungene Mischung aus Doom und Folk, die DARKHER mit viel Gefühl und einer durch mehrfach gelayerte Gesangsarrangements geradezu bezaubernden Atmosphäre versehen hat. „The Buried Storm“ schraubt die Doom-Anteile, um nicht zu sagen: die Metal-Anteile merklich zurück und legt den Fokus so mehr auf die Stimmung. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bleibt die Stimmungsmache eine große Stärke der Britin, die nunmehr eine richtige Band um sich versammelt hat. So geht ein „Where The Devil Awaits“ durch die auf dicht gewobenen Synth-Layern dahingetragene Kombination der Akustischen mit Maivens lieblicher Stimme richtig unter die Haut. Andererseits fehlt durch die zurückgeschraubten Metal-Anteile etwas Präsenz im Sound.

Das spürt man spätestens dann, wenn etwa ein „Immortals“ gute drei Minuten monoton vor sich hin mäandriert, bevor in diesem immerhin knapp achtminütigen Song irgendetwas spannendes passiert. Und irgendwann erreicht man als Hörer eben ein Alter, wo man Leere im Songwriting nicht länger als „Atmosphäre“ entschuldigen kann. Die Entwicklung des Sounds ist zwar nachvollziehbar, aber im Falle von „The Buried Storm“ leider nicht ganz ausgereift. In „Lowly Weep“ tritt der Doom einmal wieder etwas prominenter ins Rampenlicht, tut das aber mit derart rudimentären Riffs, dass ihm wiederum jegliche Durchschlagskraft respektive Gravitas abhanden kommt. Gerade bei dieser Reduktion des Doom-Anteils hätte ich mir etwas deutlich wuchtigeres gewünscht. „Love’s Sudden Death“ stellt zwischenzeitlich breitbandige Riffs in den Mittelpunkt, macht aber auch etwas zu wenig daraus.

„The Buried Storm“ macht seinem Namen Ehre – im Guten wie im Schlechten

Was DARKHER und Co. jedoch richtig machen, bleibt eine intensive Stimmung, die dank des hohen Folk-Anteils und der starken Chorus-Unterfütterung von Maivens Gesang teilweise ins Sakrale vorstößt, in jedem Falle aber eine melancholische Schönheit ausstrahlt. Es erreicht teilweise die Intensität der „Runaljod“-WARDRUNA in Sachen Mystik. Es ist eben nur schade, dass dieser Aspekt so überhand genommen hat, zumal „Realms“ ja gerade durch dieses Gleichgewicht aus Schwere und Schönheit gestrahlt hat, etwas das bei „The Buried Storm“ nun fehlt, wodurch sich das Album in seinen uninspirierteren Momenten stark nach einer Session am Lagerfeuer anhört.

Vielleicht hätte bei „The Buried Storm“ aber auch einfach eine etwas rohere Produktion Wunder gewirkt, da der glasklare Sound das ganze möglicherweise zu sehr ins Sterile überführt. Andererseits ist diese absolut integral, um die vielschichtigen Arrangements in ihrer jetzigen Form strahlen zu lassen. Damit dürfte „The Buried Storm“ vermutlich ein Zankapfel werden. Wer, wie unsereins, die Doom-Anteile vermisst, wird hier enttäuscht heraus kommen. Wem es dagegen nicht genug Atmosphäre sein kann, dürfte hier vermutlich einen Anwärter auf Album des Jahres gefunden haben. Aber irgendeine Wertung muss ich für meinen Teil als milde enttäuschter Rezensent ja drunter setzen …

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24.04.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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4 Kommentare zu Darkher - The Buried Storm

  1. Watutinki sagt:

    Wow, 6 Punkte ist wenig für das Album, aber ich finde es wurde ja ausreichend begründet.
    Für mich persönlich ist das Album sogar besser, als ich es zuerst erwartet hatte, da ich wohl eindeutig zu folgender Fraktion gehöre:
    „Wem es dagegen nicht genug Atmosphäre sein kann, dürfte hier vermutlich einen Anwärter auf Album des Jahres gefunden haben.“

    Das Album des Jahres ist es für mich nicht, dafür liebe ich doch zu sehr die Atmosphäre die vom DS Sound vermittelt wird und hier nicht zu vernehmen ist, aber defintiv gefällt mir das sogar besser, als auf dem Vorgängerwerk. Allerdings habe ich das Album noch nicht oft genug gehört, um hier wirklich tiefergehender auf die Musik eingehen zu können. Ich kann nur empfehlen, dass Album nicht links liegen zu lassen und dem eine Chance zu geben. Übrigens tue ich mich mit der Einordnung Doom, Drone, Gothic hier doch etwas schwer. Doomig ja, aber Drone vermittelt ein falsche Bild und Gothic kann immer alles und nichts bedeuten. Würde es selbst eher in die doomige Dark Wave, Folk, Klassik Ecke packen.

    8/10
  2. nili68 sagt:

    >Andererseits fehlt durch die zurückgeschraubten Metal-Anteile etwas Präsenz im Sound.<

    Da habe ich mich innerlich schon verabschiedet und nichts Gescheites mehr erwartet (vom Review). Der Metal.Anteil war das Letzte, weswegen ich DARKHER bisher gehört habe. Hat das Ganze zwar auch nicht schlechter gemacht, war aber mitnichten essentiell für die Musik.
    Wie Watutinki schon richtig erkannt hat, sind 6 Punkte natürlich Unsinn, wenn man mit solcher Musik etwas anfangen kann und das wegen der Bewertung nicht zu hören (sollte es sowas geben), wäre ein Fehler, wenn man mit dem Stil etwas anfangen kann.
    Ist nicht dasselbe, aber als Zielgruppe sehe ich Leute, die z.B. auch mit Chelsea Wolfe etwas anfangen können, Metal hin oder her.

    8,5 Punkte

    9/10
  3. nili68 sagt:

    Ach ja, das ist mir (vermutlich als Einzigem :-D) noch wichtig: Für mich gibt es nie das EINE Album des Jahres. Das aber nur am Rande. 😉

  4. Schraluk sagt:

    Uuups. Echt nur 6 Punkte? Ok. Finde die Platte überragend und auf die gesamte Länge betrachtet sogar besser als den Vorgänger. Zwar bietet ‚The Buried Sun‘ kein Einfallstor wie ‚Lament‘ auf dem Vorgängeralbum, dafür insgesamt aber eine rundere Angelegenheit. Grossartig nebenbei übrigens die Produktion. Steh voll auf den Sound von den Drums, wie ausm Proberaum. Und sorry, aber ‚Immortals‘ ‚mäandriert’ nicht monoton, sondern baut sich grossartig auf und avancierte zum Highlight des Albums (neben ‚Where The Devil Waits‘).

    8/10