Das Vorabinterview, das ich im Oktober mit DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT führte, deutete es ja schon an: Mit ihrem sechsten Kapitel (zählt man die Debüt-EP „The Pest Called Humanity“ mit) erfinden sich die Nordrhein-Westfalen keinesfalls neu, auch wenn es wie immer auch deutliche und nicht so deutliche Unterschiede zu den Vorgängeralben gibt. Konkret heißt das für „Necrovision“: Die allermeisten Trademarks, für die die Band über die Jahre bekannt geworden ist und die die Anhänger der Band schätzen, sind erhalten geblieben. Auch „Necrovision“ ist ein Beispiel an düsterem, schwarzen Black Metal, immer irgendwo rau und ungehobelt, aber nicht ohne eine gewisses Gespür für Epik und Eingängigkeit.
Was mehr oder weniger neu dazugekommen ist, ist ein höherer Anteil an erhaben-getragenen Momenten, aufgrund derer ich der Band einen weiteren Schritt weg vom klassischen Hau-Drauf-Black-Metal hin zum Orthodox Black Metal bescheinigen möchte. Dieser Weg ist keinesfalls abgeschlossen, vielmehr bewegen sich DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT über fast die ganze Spielzeit von „Necrovision“ inmitten dieser beiden Pole, das theatralisch-erhabene der schwedischen Orthodox-Bands erklingt genauso selten in Reinform, wie das rein Raue des klassisch-norwegischen Black Metals. Vergleiche mit Bands wie OFERMOD oder WATAIN bieten sich also teilweise an, können aber nicht für das ganze Album gelten, das auf der anderen Seite auch des Öfteren an Rumpelbands wie URGEHAL oder, mit Abstrichen, TSJUDER erinnert.
Was „Necrovision“ auszeichnet ist damit am ehesten die Abwechslung eher ungestümer und eher getragener Passagen sowie vor allem auch die eben daraus entstehende Dynamik des Albums. Aber auch ganz davon abgesehen ist „Necrovision“ voll von guten Songs – man höre sich nur den grandiosen Opener „Omnis Immundus Spiritus“, das im Midtempo verhaftete „In The Hue Of Night“ oder den nochmal alle Elemente des Albums vereinenden Schlusstrack „Necrocosmic Vision“ an – und insofern ein interessantes Stück Kunst, als dass es DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT darauf einmal mehr gelungen ist, sich ein Stück weiterzuentwickeln, ohne die eigene Identität als Band zu verlieren. Dass dabei auch „einfach“ gute Musik herausgekommen ist, stand doch eigentlich nie zur Debatte, oder?
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