Darkend - The Canticle Of Shadows

Review

DARKEND sind seit der Veröffentlichung ihres Debüts „Assassine“ im Jahre 2010 ein Garant für melodischen, symphonischen Black Metal, der es trotz seines Bombasts schafft, nicht zu kitschig oder aufgesetzt zu wirken. Der ritualistische Grundtenor der Musik von DARKEND, vermochte es schon immer, lange Spannungsbögen und viele grandiose Melodien hervorzubringen. Wer hier Reminiszenzen an Bands wie CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR erwartet, liegt nicht verkehrt. Gerade Erstgenannte werden ein ums andere Mal zitiert. In Ansätzen erinnert die Musik von DARKEND auch an die Niederländer von CARACH ANGREN oder die Griechen von ROTTING CHRIST („A Passage Through Abysmal Caverns (Inmost Chasm, II)“).

Viel Abwechslung im Hause DARKEND

Dieses Konzept setzt sich mit dem aktuellen Streich „The Canticle Of Shadows“ nahtlos fort. DARKEND agieren gewohnt eingängig, ohne dabei die nötige Virtuosität und Abwechslung vermissen zu lassen. So schafft es der Opener „Clavicula Salomonis“, nach einem atmosphärischen Intro, gespickt mit bedrohlichen Klaviermelodien und allerhand unter die Haut gehenden Einsprengseln verschiedener Instrumente, ordentlich Eindruck zu schinden. Denn nach benanntem Intro, preschen DARKEND in hoher Geschwindigkeit mit variablen Riffs aus der Deckung. Die wahre Klasse des Songs zeigt sich allerdings erst ab der Mitte. Hier startet ein refrainartiger Teil, der mit weitgreifenden Melodien und einem passend ins Mikro keifenden Animæ vorgetragen wird. Ein erster Einblick in besagten Bombast, der während der knappen 49 Minuten Laufzeit von „The Canticle Of Shadows“ noch öfter zum Tragen kommen wird.

Der rituelle Charakter der Musik, den DARKEND selbst gerne anpreisen, tritt folgend zum ersten Mal im zweiten Song „Of The Defunct“ in Erscheinung. Der Titel wird von Kirchenchören eingeleitet, die von dissonanten Gitarrenriffs kontrastiert werden. Leider wirkt diese Kombination nicht stimmig – was allerdings durch die darauffolgenden, gut umgesetzten und erneut dissonanten Riffs ausgeglichen wird. Wirklich interessant wird es allerdings ein paar Minuten später, wenn DARKEND die Geschwindigkeit anziehen und dem Hörer in hoher Geschwindigkeit das eine oder andere Gitarrensolo um die Ohren pfeffern. Hier nimmt „Of The Defunct“ erst wirklich an Fahrt auf und die später einsetzenden Chöre fügen sich dieses Mal besser in den Song ein. Ab der Mitte mündet der Titel in einen Sampler-Teil, der den gruseligen Charakter des Albums untermalt und erstmals besagte Reminiszenzen an CARACH ANGREN erkennen lässt. Dass der Song darauf dem Bombast eine große Rolle zuteil werden lässt, dürfte selbstredend sein.

Eine kleine Überraschung zwischen den vielen harten und/oder bombastischen Songs, bietet „Il Velo Delle Ombre“. Dieser Titel dürfte mit der unterschwelligste des Albums sein, denn er wird mit einer durch Samples aufgebauschten Atmosphäre eingeleitet, die durch eine überraschend gut umgesetzte Gesangsleistung von Sänger Animæ begeistert und durch Clean-Chöre abgerundet wird. Ab der Mitte setzen erstmals die Instrumente ein und verleihen „Il Velo Delle Ombre“ durch tragende, dichte Riffabfolgen und eine kontinuierlich feuernde Doublebass den nötigen Wumms.

Leider kein (richtiges) Highlight

Für den großen Wurf reicht „The Canticle Of Shadows“ trotz der vielen guten Seiten des Albums dennoch nicht. In erster Linie liegt das daran, dass DARKEND noch nicht eigenständig und individuell genug klingen. Man kann in vielen Momenten zwar klar den eigenen Stil der Band erkennen, an anderen Stellen werden die Großen des Genres aber viel zu oft lobgepriesen. Dies ist vor allem deswegen schade, weil DARKEND zuhauf mit frischen Ideen, tollen Riffs, atmosphärischen Samples und gut umgesetzten Arrangements daherkommen, die von den konventionellen Elementen abgewertet werden. Auch das eine oder andere Highlight hätte die Platte vertragen. Es gibt, wie weiter oben erwähnt, zwar Momente in vielen Titeln, die auf ganzer Linie begeistern, doch kein Song schafft es durchgehend, für offene Kinnladen zu sorgen.

Dennoch ist dieses Album für Fans des Genres empfehlenswert. Mit „The Canticle Of Shadows“ veröffentlichen DARKEND ein würdiges drittes Album, das mit vielen fantastischen Momenten und frischen Ideen begeistert, durch manche Fehltritte aber an den acht Punkten vorbeischrammt. Fans des Genres und der Band machen mit dem aktuellen DARKEND-Album trotzdem wenig verkehrt und können unbesorgt ein Ohr riskieren.

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27.06.2016

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