Darkend - Spiritual Resonance

Review

Die Nummer Vier ist im Anmarsch. Der Geburtstermin für DARKENDs neue Ausgeburt ist für Freitag den 13. September angezählt. „Spiritual Resonance“ wird rund 15 Minuten weniger als sein knapp drei Jahre älterer Bruder „The Canticle of Shadows“ zählen. Ist das Neugeborene am Ende womöglich zu schwach auf der Brust?

Die Ultraschalluntersuchung bringt vorab beruhigende Fakten für folgendes Zeilengewerk. Der Frischling ist putzmunter, böse, und weit davon entfernt ein zarter Hänfling zu sein.

Gesund, munter und mächtig.

Sechs gesunde Gliedmaßen, die es im Durchschnitt auf proppere sieben Minuten bringen, bilden zusammen den dämonischen Körper. Wie gewohnt ließen sich die sechs italienischen Schöpfer auch bei ihrem jüngst beschworenen Nachwuchs nicht lumpen, ihre Dichtkunst in den Titeln auszuleben.

Und so beginnt „The Three Ghouls Buried At Golgotha“ ritual- und standesgemäß mit sonoren „oooom“-Lauten. Die warten allerdings nur darauf, via Hammond Orgel von Doublebass und geiferndem, gutturalen Gesang abgelöst zu werden.

Und die Reise beginnt.

Was die nächsten 40 Minuten passiert? Nennt es orchestral, symphonisch, bombastisch, melodisch, düster-meditativ oder vertonte Dämonenbeschwörung – aber nennt es niemals kitschig.

Das hört die Ausgeburt nämlich gar nicht gerne. Sie bleckt in selbstsicherer Regelmäßigkeit die scharfen Reißzähne und schlägt mit derart massiven Black Metal-Riffs um sich, dass die Ritualkerzen gefährlich flackern.

Die Zähne blecken, das tun auch Animæ und Valentz, die mit ihrer Stimme eine enorme Bandbreite auffahren. Von rituellem sonoren Sprechgesang bis zu geifernden Growls wird diese ebenso abwechslungsreich eingebunden, wie die Instrumente in den Kompositionen.

Sind das nur DARKEND … oder ein Orchester aus Bands?

Da wäre die bereits erwähnte, untypische aber perfekt sitzende Hammond Orgel, die auch im großartigen „With Everburning Sulphur Unconsumed“ zum Einsatz kommt. Hier paart sich außerdem die vertonte Boshaftigkeit mit dem glasklaren, sich perfekt einfügenden Gesang Lindy-Fay Hellas von WARDRUNA.

Nach dem groovend hypnotischen „Scorpio Astraea High Coronation“ erlauben sich DARKEND rasendes Gewüte in „Vessel Underneath“ und epische Hoffnung in „Hereafter, Somewhere“. Anschließend lässt ein glorreiches Finale, samt neo klassizistischem Pianospiel in „The Seven Spectres Haunting Gethsemane“ mit orchestralen Synths den Finger erneut über dem Repeat-Knopf schweben.

La Genrefamilia? Der Filius findet seinen eigenen Weg.

Auch Nummer Vier – geboren in eine Welt, in der sich jeder mit anderen messen lassen muss – kommt nicht um den Vergleich mit DIMMU BORGIR herum. Und auch wer CRADLE OF FILTH musikalisch eigentlich etwas abgewinnen kann, aber von Danis außergewöhnlichem Gekreische stets in die Flucht geschlagen wurde, kann dankbarer Anhänger von DARKEND und „Spiritual Resonance“ werden.

Mit „With Everburning Sulphur Unconsumed“ drängt sich noch ein weiterer musikalischer Bruder im Geiste namens NECROPHOBIC auf. Doch allen Vergleichen zum Trotz verpassen DARKEND ihrem Werk eine eigene Genetik.

„Spiritual Resonance“ ist viel. Vor allem gelungen.

Jeder Track entfaltet ein individuelles Eigenleben, und doch fügen sich alle Perfekt zu dem Dämonenwesen namens „Spiritual Resonance“ zusammen. Eine dunkle, beschworene Kreatur, deren ledrige Haut mit jedem Song mehr und mehr eingebrannte, noch glühende Male zieren.

Während durch unsere Ritualkammer ein eisig-scharfer Wind zieht, geht von der beschworenen Ausgeburt flammende Hitze aus. Erfrieren oder verglühen? DARKEND tauchen ihren Nachwuchs und damit auch uns in ein kneippsches Wechselbad der melodischen Black Metal-Kunst. Also: Alles da. Sechs Finger, drei Köpfe … Gesundheit rezensentisch attestiert.

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07.09.2019

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6 Kommentare zu Darkend - Spiritual Resonance

  1. nili68 sagt:

    Das tönt wirklich anständig. Wird im Auge behalten..

    >Und auch wer CRADLE OF FILTH musikalisch eigentlich etwas abgewinnen kann, aber von Danis außergewöhnlichem Gekreische stets in die Flucht geschlagen wurde<

    Wenn ich mir Dani's Gequäke über diesem Song vorstelle, konnte das tatsächlich ein Cradle-Song sein. Wäre ich so evtl. nicht drauf gekommen.

  2. BlindeGardine sagt:

    Der verlinkte Song ist gar nicht übel und erinnert von der Dynamik her tatsächlich an Cradle of Filth. Auch wenn CoF lange nicht mehr so roh und aggressiv klangen und die Dimmus mMn noch nie. Die Vocals von Dani Filth sind natürlich streitbar. Ich finde aber die gehören irgendwie zum Charme von CoF dazu, auch wenn man sie sich anfangs vielleicht schön hören muss, ähnlich wie bei King Diamond/Mercyful Fate. Ich kann aber auch verstehen, wenn man die Vocals bei Darkend besser findet.

  3. L@THERIVERFLOW sagt:

    Die Parallelen zu COF in dem Song sind unüberhörbar. Dann bleib ich lieber beim ,original‘. Finde den Gesang von Dani mega abwechslungsreich und wenn ich bock auf diese art von Musik habe, was nicht mehr all zu oft vorkommt, möchte ich eben mehrere Facetten, passend zur Musik erleben.

    Hoffe außerdem DARKEND kann sich etwas von den genannten Bands abgrenzen, indem sie ihren eigenen Stil, ihr USP mehr herausarbeiten. So klingt mit das zu sehr nach alt bekannten…

  4. ClutchNixon sagt:

    Bah, schön ma Begotten — ekelhaft. Passt aber

  5. die hochbegabgte salami sagt:

    Cradle of Filth 2.0
    Begotten ist irgendwie anno 2018 repetetiv. Aber Ekelhaft rockt, 20:38 Minuten für die Ewigkeit.

  6. TerraP sagt:

    Ich musste einige Vorurteile überwinden, um diesem Album eine Chance zu geben, aber nach einer Woche Dauerschleife würde ich sagen: sehr geil, die Platte, die CoF gerne mal gemacht hätten.

    Tolle Mischung aus Songs, die sofort zünden, und solchen, die erst nach dem zehnten Hören richtig gut werden.

    Klingt auch für mich gar nicht nach Dimmu Borgir (zu keiner Phase), ist aber das Melodic Black Metal Album des Jahres. Wenn es jetzt auch noch originell wäre, hätte es eigentlich die Höchstpunktzahl verdient

    9/10