DARK SUNS oder Stachelschwein-Baum?
Die sächsische Prog-Band DARK SUNS veröffentlicht mit „Everchild“ ihr fünftes Album. Nachdem schon der Vorgänger „Orange“ Abstand vom Metal genommen hat, setzt man nun diese Entwicklung weiter fort, allerdings ohne die zum Teil schrägen Ausbrüche, die noch auf „Orange“ zu hören waren. Stattdessen beschränkt man sich auf gemächlichen Art Rock mit Alternative-Schlagseite und Jazz-Einsprengseln.
Damit gewährleisten DARK SUNS zumindest schon mal eine gute Konsistenz innerhalb des Albums. „Everchild“ klingt wie aus einem Guss, einem emulgierten allerdings. Zutaten sind unter anderem ein leichter Hauch der „Islands“-KING CRIMSON, ein paar sanftere OPETH-Gitarren, vielleicht ein bisschen SOFT MACHINE und auch ein bisschen IZZ, ANEKDOTEN und – auch und vor allem – PORCUPINE TREE. Daraus haben sich DARK SUNS einen überraschend einheitlichen Cocktail gemixt, der ganz gut ins Ohr geht und auch seine richtig starken Momente hat. Wenn etwa beim jazzigen „Monster“ weiblicher Gesang einsetzt und die Dame schließlich mit Niko Knappe im Duett singt, dann darf einem schon mal ein wohliger Schauer den Rücken herunter laufen. Auch die interessanten, rhythmischen Spielereien im folgenden „Codes“ können überzeugen.
Allerdings leidet „Everchild“ unter einem ähnlichen Problem, unter dem auch die aktuelle KNIFEWORLD-Platte leidet: Die Musik, wenn auch wirklich gut gespielt und produziert, köchelt einfach nur so vor sich hin. Große Momente gibt es, ja, aber über den Rest der Zeit muss der Hörer sich mit seichtem Alternative Rock abfinden, was dazu führt, dass viele Songs – abgesehen von kleineren Momenten – nahezu gleich klingen. Selbst der vermehrte Einsatz von der Trompete täuscht nur kurzweilig darüber hinweg, dass DARK SUNS hier nur mit Wasser kochen.
Immerhin eignet sich „Everchild“ hervorragend als Ersatzdroge für alle PORCUPINE TREE-Fans mit Entzugserscheinungen. DARK SUNS haben nicht gerade ihr Meisterwerk aus der Taufe gehoben, dafür mangelt es dem Album an echten Höhepunkten abseits der angesprochenen Momente. Und etwas mehr Aufregung im Sound darf es auch gerne wieder sein. Etwa so wie „Toy“ vom Vorgänger, das war ein echter Earcatcher. Ansonsten gibt es aber auch nichts allzu Gravierendes zu beanstanden. Fans wird es gefallen.
ich bin zwar immer froh wenn Bands auf klaren Gesang setzen, aber dieser hier ist für mich einfach unerträglich und macht die ganze Musik kaputt, die an sich gar nicht schlecht ist
Wie Herr Klaas richtig bemerkt hat, wird die Musik den Fans gefallen. Das Album als reine Ersatzdroge für Porcupine Tree zu bezeichnen, halte ich aber für ungerecht. Besagte Band hat unleugbar ihre Spuren bei Dark Suns hinterlassen. Aber es gibt schlechtere Vorbilder. Über den Gesang lässt sich sicher streiten. Geschmackssache eben. Aber 6 Punkte?